Im Westen viel Neues: Das plant die Stadt, wo AEG und Quelle waren
Läden, Büros, Schulen, Forschung und viel Kunst: Es soll Leben in die leeren Gebäude kommen
NÜRNBERG Für Harald Dix war es eine schwere Tour. 31 Jahre lang hat er bei AEG gearbeitet. Zuletzt kämpfte er als Betriebsrats-Chef für den Erhalt der 1700 Jobs. Vergeblich. Am Dienstagabend besuchte der SPD-Stadtrat das Gelände wieder. Bei der mobilen Bürgerversammlung stellten OB Ulrich Maly (SPD) und Wirtschaftsreferent Roland Fleck (CSU) die Pläne für die durchs Aus von Quelle und AEG gebeutelten Stadtteile vor. Motto: im Westen viel Neues!
Das AEG-Gelände heißt jetzt „Auf AEG“. In einige der alten Hallen sind Künstler eingezogen. Bildhauer Christian Rösner schafft mit der Motorsäge große Holzskulpturen – dort, wo früher die Kleingeräte-Reparatur untergebracht war. An einer Glasscheibe hat Harald Dix einen Aushang aus dem Jahr 2001 entdeckt. Unterzeichnet von einem seiner früheren Chefs. Und eine Preisliste für die Entsorgung alter Geräte. „In der besten Zeit haben hier in der Halle 30 Kollegen gearbeitet. Heute ist es einer: der Künstler“, sagt Dix.
"Es ist wie nach einer Scheidung", sagt ein Ex-AEG-Kämpfer Dix
Trotzdem: Auf AEG entsteht neues Leben. Rund 70 Künstler arbeiten hier. Stefanie Dunker vom städtischen Kulturbüro Muggenhof erzählt von Theaterbühnen, Räumen für die Musikschule und Kindermalkurse, die kommen sollen. Ohne dieses neue Leben wird es keine neuen Ansiedlungen von Firmen geben. Das weiß Bertram Schultze von der Entwicklungsgesellschaft MIB, die die 160.000 Quadratmeter Nutzfläche vermarktet.
Auf dem Gelände entstehen neue Jobs. 700 in der Deutschlandzentrale von Electrolux, 100 im Siemens Transformatorenwerk, 30 bei einer Computerfirma, weitere 30 bei einem Systemhaus, 15 in einer Anwaltskanzlei und 6 in einem japanischen Restaurant.
Über solche Erfolge kann sich Harald Dix trotzdem nicht Freude. Ihn beuteln die Gefühle. „Das ist wie nach einer Scheidung, wenn man die Ex wieder sieht. Da ist man nicht unbefangen und locker.“
Noch stehen 25 Hektar Nutzfläche leer!
Auf der anderen Seite der Fürther Straße ist Claus Müller vom Berliner Projektentwickler Ebig noch nicht so weit. Er vermarktet das größte Gebäude Nürnbergs. 250.000 Quadratmeter Nutzfläche hat das alte Quelle-Versandzentrum, das er an den Mann bringen muss. „Es ist der Wahnsinn, das sind 25 Hektar“, sagt CSU-Stadtrat Konrad Schuh bei der Besichtigung. Er ist im Nebenerwerb Landwirt – und bewirtschaftet 16 Hektar!
Noch hat Claus Müller keine konkreten Mieter. Doch er lobt die positive Zusammenarbeit mit der Stadt. „So etwas habe ich noch an keinem anderen Standort erlebt!“ Das hört auch Harald Dix gerne. Als Stadtrat ist es ihm schon wichtig, dass sich im Westen was Neues tut! Michael Reiner
Mehr zur Zukunft der ehemaligen Quelle- und AEG-Gelände an der Fürther Straße lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Nürnberger Abendzeitung vom 15. Juli 2010.
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