Im Nahverkehr droht jetzt das lange Streik-Chaos
Der Tarifstreit geht in die letzte Verhandlungsrunde. Wenn keine Einigung erzielt wird, macht ver.di ernst.
NÜRNBERG/MÜNCHEN Wer auf U-Bahn, Straßenbahn oder Bus angewiesen ist, sollte am Samstag die Daumen drücken. Denn dann wollen die Streitparteien im Tarifkonflikt um die Entlohnung der Beschäftigen in Bayerns öffentlichen Nahverkehrsbetrieben zum letzten Mal verhandeln. Wenn sie scheitern, wird wieder gestreikt. Aber diesmal unbefristet.
Wie stehen die Chancen für eine Einigung? „50:50“, meint der Verdi-Verhandlungsführer Frank Riegler. „Wir liegen noch ein ganzes Stück weit auseinander in den Vorstellungen.“ Zumindest in diesem Punkt ist er sich mit Reinhard Büttner, der für die Arbeitgeber die Gespräche führt, einig. Auch er ist nur „verhalten optimistisch.“ Alles sei möglich. 50:50 eben.
Ein Knackpunkt: Die Arbeitgeber fordern eine Arbeitszeitverlängerung. „Das Thema kann nicht generell ausgeklammert werden“, sagt Büttner. Kontrahent Riegler beharrt: „Eine Arbeitszeitverlängerung ist mit uns nicht machbar.“ Derzeit gilt die 38,5-Stunden-Woche.
Zuletzt hatten sich beide Seiten am Montag getroffen. Elf Stunden lang wurde in München sondiert. „Manchmal konstruktiv“, wie Büttner schildert. „Streckenweise sehr aggressiv.“ Mehrfach seien die Verhandlungen fast abgebrochen worden.
Am Montag wird den Tarifkommissionen das Ergebnis vorgelegt – die müssen dann den Daumen nach oben oder nach unten halten. Gibt es keine Einigung, kann alles sehr schnell gehen. Schon am Donnerstag würde die Urabstimmung beginnen. Wenn 75 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für Arbeitskampf votieren, ist der Dauer-Streik programmiert.
J. Lenders
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