Igitt! Algenpest im Seenland
7, 3 Prozent weniger Übernachtungen! Politik und Tourismus-Branche suchen händeringend nach Lösungen – damit die Gäste bald nicht anderswo urlauben. Auch das Regenwetter macht große Probleme
GUNZENHAUSEN Das Image des Fränkischen Seenlandes ist angekratzt. Schuld sind die Blaualgen, die sich immer wieder über die Gewässer legen und den Gästen das Badevergnügen vermiesen – denn wer will schon im glitschigen Algenschleim umherschwimmen?
Der Schaden, den die Blaualgen in der Urlaubs- und Freizeitregion südwestlich von Nürnberg angerichtet haben, sei groß, sagt Hans- Dieter Niederprüm, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fränkisches Seenland. Viele Menschen würden aber übersehen, dass es trotz der Plage genügend algenfreie Strände gebe – am Großen Brombachsee zum Beispiel. Und auch der Altmühlsee sei bis Ende Juli frei von Algenbefall gewesen. Neben dem Altmühlsee sind auch der Kleine Brombachsee und der Igelsbachsee betroffen.
Grund zur Panik besteht deshalb zwar nicht – aber gerade bei sensiblen Menschen könne der Kontakt mit Blaualgen zu Haut- und Schleimhautreizungen führen, erläuterte Amtschef Carl-Heinrich Hinterleitner. Bei Blaualgen-Befall werde Toxin gebildet – wer damit belastetes Wasser in größeren Mengen schlucke, könne auch Magen-Darm- Probleme bekommen.
Niederprüm will nun die Menschen dazu animieren, „aus dem Wasser zu kommen“, schließlich biete die Region noch viel mehr als die großen Badeseen. Ein neuer „Premium-Wanderweg“ sei bewusst abseits der Seen konzipiert worden. Gärten, Parks, Schlossanlagen und Burgen könnten besichtigt werden, etwa das prachtvolle Schloss Ellingen.
"Die Zahlen für 2010 werden bestimmt nicht erbaulich"
Die Tourismuszentrale Franken ermittelte für das Seenland in der ersten Jahreshälfte 2010 einen Rückgang bei den Übernachtungszahlen um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im ganzen letzten Jahr zählte sein Tourismusverband knapp zwei Millionen Übernachtungen.
Ob am jetzigen Rückgang tatsächlich die Algen schuld sind oder doch das schlechte Wetter, weiß Niederprüm nicht. „Normalerweise kann man im Altmühlsee im Mai schon baden. Heuer nicht, es war zu kühl. Auch Pfingsten sei komplett ausgefallen. Egal, ob’s am Regen oder an den Algen liegt – „die Zahlen für 2010 werden bestimmt nicht erbaulich.“
Das südliche Mittelfranken ist auf den Tourismus als Wirtschaftsfaktor dringend angewiesen. Nach Angaben der mittelfränkischen IHK ist die Tourismus-Branche mit rund 4200 Arbeitskräften und einem Umsatz von mehr als 153 Millionen Euro einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. Schon im vergangenen Jahr hatten die ekelerregenden Algen für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Politiker und die Tourismusbranche fürchteten, dass Ausflügler und Touristen künftig ausbleiben würden.
Im Mai war deshalb beschlossen worden, die Kläranlagen in der Region mit Phosphatabscheidern aufzurüsten, um den Algennährstoff aus dem Wasser filtern zu können. Das von den Äckern des oberen Altmühltals in die Zuflüsse der Altmühl geschwemmte Phosphat gilt als eine der Hauptursachen für die Blaualgen-Plage in den vergleichsweise flachen Seen. Deshalb soll auch die Überdüngung der Felder eingedämmt werden – Experten wollen die Landwirte entsprechend beraten. „Aber das wird dauern, bis sich hier Erfolg einstellt. Die Algen werden noch über Jahre Probleme bereiten“, fürchtet Gesundheitsamts-Chef Hinterleitner. Kathrin Zeilmann
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