Idealisten gegen Goliath

Streit ums Casablanca: Die Entscheidung naht, doch noch wird um die Ablösesumme gerungen.
von  Abendzeitung
Wollen das Casablanca retten: Helfried Gröbe, Steffen Beutel, Martin Wittmann, Thomas Böckel und Tina Geißinger.
Wollen das Casablanca retten: Helfried Gröbe, Steffen Beutel, Martin Wittmann, Thomas Böckel und Tina Geißinger. © Berny Meyer

NÜRNBERG - Streit ums Casablanca: Die Entscheidung naht, doch noch wird um die Ablösesumme gerungen.

Noch sind die Würfel nicht gefallen, aber ein Ende im Streit um das Südtstadt-Programmkino Casablanca (AZ berichtete) ist in Sicht. Am 31. März endet der Mietvertrag zwischen der Eigentümergemeinschaft des Hauses und CineCittà-Boss Wolfram Weber.

Wenn es nach einer Interessengemeinschaft zum Erhalt des Casablanca geht, so die gestrige Botschaft, würde ein in den Startlöchern kauernder Verein das Kino übernehmen. Dem steht Webers (bereits reduzierte) Ablöseforderung von 33000 Euro im Wege — ein von der Interessengemeinschaft beauftragtes Gutachten schätzt den Einrichtungswert auf 5000 Euro. Es rät sogar vom Weiterbetrieb ab — wirtschaftlich sei der eine heikle Angelegenheit.

Die Casablanca-Freunde um Tina Geißinger, Gast-Regisseurin am Staatstheater (zuletzt „AEG“), wollen es trotzdem wagen, mit viel ehrenamtlichem Engagement und neuen Ideen ihre Vision vom Kulturtreffpunkt in der Südstadt umzusetzen. Weil sie die volle Ablöse nicht stemmen können, haben sie 15000 Euro vorgeschlagen — für die Idealisten-Truppe ohne Geld eine hohe Summe. Deshalb bitten sie um Spenden (Martin Mittmann, Sparkasse Nürnberg, Knr. 10381952, BLZ 76050101, Stichwort: Rette das Casa).

Sollte sich Weber nicht mit den möglichen Betreibern einigen, muss er die Hinterhofräume rückgebaut und besenrein hinterlassen — kein unwesentlicher Kostenfaktor. Dann allerdings wären nicht nur die (veraltete) Kinotechnik und die Stuhlreihen verloren, sondern auch das französische Jugendstilcafé, das dem Kino besonderen Charme verleiht.

Genau den aber will Geißendörfer erhalten und sieht keinen Sinn darin, sich nach Webers Abgang Stühle und Projektoren zusammen zu kaufen. Stattdessen hofft sie leicht ironisch auf „den Beginn einer wunderbaren Freundschaft“. Gäbe es keine gütliche Einigung, stünden die Chancen eines Programmkinos schlecht, das den Branchen-Goliath zum Feind hat. Dann bekämen die Spender allerdings ihr Geld zurück.

Immerhin: Die investitionswillige Hausgemeinschaft, vetreten durch Udo Käßmaier, hat die Kultur-Entusiasten schon auf ihrer Seite. Jetzt muss sich nur noch Wolfram Weber einen Ruck geben.

Georg Kasch

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