»Ich will hier Meister werden«
Ice Tiger-Trainer Benoit Laporte geht in die Offensive und kündigt Großes an. Sportdirektor Sykora bleibt skeptisch und vermisst »Hunger und Euphorie«.
NÜRNBERG Nach dem zweiten Drittel, da stand’s 1:1, war Benoit Laporte noch „ganz schön angepisst.“ Ein Drittel später, die Ice Tigers hatten Krefeld durch einen Doppelpack von Colin Beardsmore 3:1 in die Knie gezwungen, den elften (!) Heimsieg in Folge eingefahren und die Pole Position in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erobert, schlug Nürnbergs Bandenchef ganz andere Töne an: „Ich will hier die Meisterschaft gewinnen!“ Basta, Ende der Durchsage.
Verbunden mit dem einen eindringlichen Appell an seine Puckjäger: „Platz eins ist unser Ziel. Jetzt haben wir es selbst in der Hand, Erster zu bleiben. Wir müssen hungrig sein. Es sind noch zehn Spiele in der Hauptrunde, das sind alles Playoff-Spiele. Die Mannschaft muss sich selbst motivieren, sie muss entscheiden, ob sie es will oder nicht.“
Für Otto Sykora eigentlich keine Frage. Denn: „Wir haben eine Top-Mannschaft, können alles erreichen. Spieler und Trainer wissen schon, was zu tun ist.“ Aber der Sportdirektor ist dennoch ein bisschen skeptisch. Er vermisst „bei vielen den Hunger, etwas Großes zu erreichen“. Und meint damit nicht die Noris-Cracks oder den Trainer. Sykora: „Die Mannschaft muss die Begeisterung bei Fans, Sponsoren, den Chefs, also dem kompletten Umfeld spüren. Da gibt’s sicher noch Nachholbedarf.“
Zwei Beispiele: „Wenn wir gegen Hamburg spielen, dann kommen die mit dem Flieger angedüst, wir aber müssen stundenlang im Bus sitzen.“ Eine Kostenfrage. Oder: „Wir hatten vor dem Duell mit Krefeld die letzten zehn Heimspiele gewonnen – und dann kommen gerade mal 5000 Zuschauer.“ Euphorie sieht anders aus. Oder wie es Sykora formuliert: „Es sind die Kleinigkeiten, die einen großen Einfluss haben. Ich glaube manchmal, die Leute wissen gar nicht, was für eine Klasse-Truppe wir haben.“
„Das sind schon tolle Burschen“, findet auch Alleingesellschafter Günther Hertel, „vor allem, wenn man bedenkt, was die alles leisten müssen. Aber in Nürnberg rennen die Leute nur noch zum Club. Wenn wir in der Tabelle im Niemandslands rumkrebsen würden, käme wohl gar keiner mehr.“
Was sicher zum Teil auch damit zusammenhängt, dass die Termingestaltung in der DEL mit bis zu drei Heimspielen in Folge innerhalb weniger Tage bisweilen den Tatbestand des groben Unfugs erfüllt. Für Hertel kein Wunder, „wenn die Liga ihren Spielplan in Amerika machen lässt. Ein ganz normaler Mathematik-Student hätte bei uns die Formel in einer Stunde fertig.“ Und besser noch dazu.
Also müssen die Noris-Cracks heute (19.30 Uhr) schon wieder in der Arena ran. Gegner Iserlohn ist aus zwei Gründen unangenehm. „Die Roosters kämpfen mit Frankfurt um Platz vier. Und die Mannschaft wird in dieser Saison von einer wahren Euphorie-Welle getragen. Das wird noch schwerer als gegen Krefeld“, weiß Sykora.
Der plant derweil personell schon für die nächste Saison, sieht „gute Chancen“, dass Brad Leeb (Ingolstadt) und Nationalspieler Martin Ancicka (Mannheim) „zu uns kommen.“ Zumal Hertel offenbar „den einen oder anderen großen Sponsor“ an der Angel hat. Entscheidung zeitnah. Denn: „Ich gehe nächste Woche in Urlaub und will, dass bis dahin alle wichtigen Verträge unterschrieben sind.“ Gerhard Schmid
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