Ich war Nürnbergs schlimmster Jugend-Gangster

Im Alter von acht Jahren kam Marco erstmals mit dem Gesetz in Konflikt
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Marco nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Nürnberg: Er war beim Erziehungs-Aufenthalt in Griechenland abgehauen und hatte einen Mann umgebracht. Jetzt lebt er in einer anderen Stadt.Foto: Reister
az Marco nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Nürnberg: Er war beim Erziehungs-Aufenthalt in Griechenland abgehauen und hatte einen Mann umgebracht. Jetzt lebt er in einer anderen Stadt.Foto: Reister

Im Alter von acht Jahren kam Marco erstmals mit dem Gesetz in Konflikt

NÜRNBERG An Marco (Name geändert) verzweifelten alle: seine allein erziehende Mutter, seine Lehrer, seine Erzieher in diversen Heimen, die Mitarbeiter des Jugendamtes, die Polizei. Der Jugendliche, der im Alter von 15 Jahren an einem brutalen Raubmord beteiligt war, rangierte auf der Liste der Nürnberger Intensivtäter ganz oben. "Ich war Nürnbergs schlimmster Gangster", sagte der heute 18-Jährige selbst. Die AZ sprach mit ihm unmittelbar nach seiner Rückkehr. Inzwischen ist Marco aus Nürnberg weggezogen und nicht mehr straffällig geworden.

AZ: Wann bist Du das erste Mal straffällig geworden?
MARCO: Da war ich noch ein Kind. Ich glaube, dass ich acht Jahre alt war, als ich das erste Mal von der Polizei erwischt wurde.
AZ: Was hast Du da angestellt?
MARCO: Ich stand Schmiere, als ein paar ältere Kumpels in einen Keller eingebrochen sind.

"Schule war mir viel zu ätzend"


AZ: Und wie hat Deine Mutter reagiert?
MARCO: Die hat natürlich geschimpft und eine Ausgangssperre verhängt. Aber das hat mich nicht interessiert.
AZ:Und was haben Deine Lehrer dazu gesagt?
MARCO: Klar, ich habe mir Vorträge anhören müssen, aber richtig verstanden habe ich das nicht. Außerdem war ich eh nicht so viel in der Schule. Die war mir viel zu ätzend. Und später bin ich dann sowieso nicht mehr in die Schule gegangen.
AZ: Was hast Du dann gemacht?
MARCO: Ich bin mit meinen Kumpels rumgehangen, habe geraucht, Alkohol getrunken und war ziemlich krass drauf. Ich hab geklaut, ein paar Einbrüche begangen, und war an etlichen Überfällen beteiligt.
AZ: Fiel das keinem auf?
MARCO: Doch, ich hatte ständig irgendwelchen Ärger mit der Polizei. Aber ich war noch keine 14 Jahre alt. Ich wusste, dass mir nicht viel passieren kann.

Mit 15 Abschiebung nach Griechenland


AZ: Gelandet bist Du dann aber im Heim?
MARCO: Ich war in mehreren Heimen, aber ich bin meistens gleich wieder abgehauen. Das war ganz leicht.
AZ: Und dann hast Du wieder geklaut?
MARCO: Von irgendwas musste ich ja leben. Das hat so lange geklappt, bis mich die Polizei wieder erwischt und zurückgebracht hat.
AZ: Als Du 15 warst, hat Dich das Jugendamt nach Griechenland geschickt. Was lief denn dort ab?
MARCO: Ich war mit ein paar anderen Jugendlichen in einem heruntergekommenen Dorf. Wir sollten dort Häuser renovieren und so Zeug machen. Das hat mich aber schwer gelangweilt. Ich bin nach ein paar Wochen abgehauen. Nach Athen getrampt.
AZ: Und was passierte dann dort?
MARCO: Ich musste natürlich ständig aufpassen, dass ich nicht geschnappt wurde. Aber ich habe ein paar Leute kennengelernt, die mir geholfen haben.
AZ: Und wovon hast Du gelebt?
MARCO: Ich hab geklaut.

"Und plötzlich lag er tot da"


AZ: Und wann bis Du geschnappt worden?
MARCO: Das war eine blöde Sache. Ich habe mit einem anderen einen Mann überfallen. Wir hatten ein Messer und wollten seine Kohle. Und plötzlich lag er tot da.
AZ: Du bis deswegen verurteilt worden.
MARCO: Ja. Aber nach vier Jahren wurde ich aus dem Gefängnis entlassen und wieder nach Deutschland abgeschoben.
AZ: Was willst Du jetzt machen?
MARCO: Ich will jetzt noch einmal ganz von vorne anfangen.

Interview: Helmut Reister

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