"Ich knall dich ab!" So lief die Schießerei im Zug ab

Verfolgungsjagd, Prügelei, Schüsse - und am Ende ein Toter und zwei Schwerverletzte. Die Polizei schildert, wie es am Freitag zur Schießerei im Alex bei Kempten kam.
Thomas Gautier |
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Schießerei im Alex: Jetzt werden dramatische Details der Schießerei bei Kempten bekannt.
dpa/AZ Schießerei im Alex: Jetzt werden dramatische Details der Schießerei bei Kempten bekannt.

Kempten/Günzach – Zwei Tage nach der dramatischen Schießerei in einem voll besetzten Zug im Allgäu ist die Identität der beiden Täter geklärt. Bei dem getöteten Mann handele es sich um einen 20-Jährigen aus dem oberbayerischen Landkreis Fürstenfeldbruck, sagte Vize-Chef der Münchner Mordkommission Richard Thiess am Sonntag in München.

Sein Komplize sei 44 Jahre alt und komme aus Augsburg. Der Mann liegt schwer verletzt im Koma. „Sein Zustand ist stabil“, sagte Thiess. Es sei aber nicht sicher, ob der Mann überleben werde.

Ein 44-jähriger Bundespolizist liegt ebenfalls schwer verletzt in einer Klinik. Er hatte eine Kugel in den Oberschenkel nahe der Hüfte abbekommen. Ein weiterer Schuss traf den Mann im Bereich der Leber, wurde jedoch durch die Schutzweste abgewehrt. „Ohne die Schutzweste hätte der Schuss verheerende Folgen gehabt“, sagte Thiess. Der Beamte musste mehrere Stunden operiert werden.

Am Freitag war in der Regionalbahn „Alex“ zwischen Kaufbeuren und Kempten eine Routinekontrolle durch zwei Bundespolizisten eskaliert.

In der Folge spielten sich dramatische Szenen ab - die die Polizei nun detailliert schildert.

So kam es zur Schießerei im Alex:

Den Beamten war der 20-Jährige aufgefallen, der zur Fahndung ausgeschrieben war. Gegen ihn lag ein Haftbefehl zur Vollstreckung einer Haftstrafe von knapp zweieinhalb Jahren wegen räuberischen Diebstahls vor.

Der junge Mann saß mit dem 44-Jährigen in einem Sechser-Abteil. Als die Beamten den 20-Jährigen festnehmen wollten, zog dieser plötzlich eine Waffe und schoss. Dass es sich um eine Schreckschusswaffe gehandelt habe, hätten die Beamten nicht erkennen können, erklärte Thiess. Sie flüchteten in den Gang, die Täter folgten ihnen jedoch.

Der 44-Jährige schlug einem Polizisten (57) mehrfach mit einer Waffe auf den Kopf und fügte ihm drei heftig blutende Platzwunden zu. Dann entriss er dem Polizisten seine Dienstwaffe und schoss auf den zweiten Beamten. Der Polizist ging zu Boden. „Es ging alles sehr schnell“, sagte Thiess.

Ein Zugbegleiter holte unterdessen einen Beamten des Landeskriminalamtes zur Hilfe, der gerade auf dem Heimweg war und in einem anderen Waggon saß. Passagiere sahen die Täter durch den Zug in Richtung Lok rennen, der LKA-Mann in Zivil und der 57-jährige Polizist folgten ihnen.

Im Zwischenraum zwischen zwei Waggons richtete der 44-Jährige plötzlich die Dienstwaffe auf den LKA-Beamten und drohte ihm, „ihn abzuknallen“, sagte Thiess. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Täter schon die Türen des Zuges geöffnet gehabt. Der LKA-Polizist schoss zweimal auf den 44-Jährigen und traf ihn in Bein und Arm.

Der 44-Jährige sprang aus dem Zug, sein Komplize flüchtete auf der anderen Seite aus der Tür. Der Zug war mit 80 bis 100 Stundenkilometern unterwegs. Das Öffnen der Türen löste eine Notbremsung aus. Der 20-Jährige wurde überrollt und war sofort tot. Der 44-Jährige wurde später an einer Böschung gefunden und war nicht mehr ansprechbar.

 

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