"Ich habe mir nichts vorzuwerfen!"

Der 40-jährige Diplom-Betriebswirt ist seit 1. Januar 2004 Sportdirektor beim Club, ging zuvor bei Herta-BSC-Manager Dieter Honeß in die "Lehrer". Martin Bader im AZ-Interview über Transfers und seine Zukunft.
von  Abendzeitung
Bader über Marek Mintal: „Wir verscherbeln ihn nicht. Wir wissen, wie wertvoll er für uns ist.“
Bader über Marek Mintal: „Wir verscherbeln ihn nicht. Wir wissen, wie wertvoll er für uns ist.“ © firo/Augenklick

NÜRNBERG - Der 40-jährige Diplom-Betriebswirt ist seit 1. Januar 2004 Sportdirektor beim Club, ging zuvor bei Herta-BSC-Manager Dieter Honeß in die "Lehrer". Martin Bader im AZ-Interview über Transfers und seine Zukunft.

Als Titelverteidiger schon in Pokalrunde zwei bis auf die Knochen von den Zweitliga-Kellerasseln aus Jena blamiert, Platz 17 nach 24 Ligaspielen, mickrige 18 Punkte auf der Habenseite, nur aufgrund eines mehr erzielten Treffers gegenüber dem punktgleichen MSV Duisburg (noch) nicht Träger der Roten Laterne – der Club lässt seine Anhänger in der Saison 2007/08 wieder einmal kräftig leiden.

Ein Gefühl, das nach dem überraschenden Aufschwung in den davor liegenden knapp 21 Monaten beinahe ausgestorben schien. „Unsere Situation ist alles andere als rosig“, weiß Martin Bader beim Blick auf die Tabelle. Kritische Fragen – auch zu seiner Person – muss sich der Manager gefallen lassen. Und scheut auch keine Antworten im exklusiven AZ-Interview.

AZ: Die Fans wurden lange verwöhnt, Präsidium, Ex-Trainer Hans Meyer und Sie wurden für tolle Arbeit gelobt. Macht Ihnen der Job nach dem Absturz derzeit noch Freude?

MARTIN BADER: Fußball ist kein Wunschkonzert. Ausschließlich Spaß zu haben, das steht nicht in meinem Arbeitsvertrag. Ich stelle mich gerne Herausforderungen und trotz Abstiegskampf bleiben in der täglichen Arbeit genügend positive Aspekte hängen.

Die da wären?

Obwohl wir nicht wissen, in welcher Liga wir kommende Saison spielen werden, führe ich natürlich bereits Verhandlungen mit potenziellen Neuzugängen. Alle Planungen laufen auf die Erste Liga hinaus.

Das könnte sich als fahrlässig herausstellen, sollte der Super-Gau doch eintreten. Wer wechselt als gestandener Erstliga-Profi, der zudem eine Verstärkung darstellen soll, freiwillig zu einem Absteiger?

Namen werde ich sicherlich keine nennen. Aber alle meine Gesprächspartner sind überzeugt, dass wir es packen und sagen: „Von mir aus können wir auch einen Vertrag für die Zweite Liga machen. Der gilt dann sowieso nicht, weil ihr sicher drin bleibt.“

Der Club wäre nicht der erste Verein, der mit ausreichend Potenzial – zumindest auf dem Papier – die Zwangsversetzung nicht verhindern könnte. Sind die „Neuen“ ähnliche Kracher wie beispielsweise Winterschnäppchen Jacques Abardonado oder Torhüter Jaromir Blazek?

Jacques hat als Innenverteidiger um die 250 Erstliga-Spiele in Frankreich. Das ist dort auch keine Operettenliga. Unsere gesamte Viererkette besitzt nicht so viel Erfahrung. Wir haben ihn verpflichtet, falls sich Andy Wolf verletzten sollte oder Glauber nicht in die Spur zurück findet.

Erfahrung war auch das Stichwort bei Blazek. Statt Routine wäre das Kriterium „gut“ nachhaltiger gewesen.

Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Jede Personalentscheidung, unter Berücksichtigung unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten, ist von Hans Meyer und mir auf Herz und Nieren geprüft worden. Wir haben nicht leichtfertig mit Geld um uns geworfen, haben uns schon gewaltig bei der Verpflichtung von Angelos Charisteas (Anmerk. Red.: Rekordtransfer für 2,5 Millionen Euro) strecken müssen. Eine Kaderzusammenstellung beinhaltet viele Komponenten. Entscheidend ist dann letztlich immer der Trainer, der sagt: „Den will ich, den brauch’ ich unbedingt.“ Egal ob mit Meyer oder seinem Vorgänger Wolfgang Wolf – so schlecht sind wir in unserer Transferpolitik nicht gelegen.

Unterm Strich steht seit Monaten ein Abstiegsplatz. Drehen bereits notorische Aasgeier über dem Valznerweiher ihre Runden?

Nein. Wenn ein Spieler, bis auf Tomas Galasek haben alle Spieler Vertrag für Liga zwei, zu mir kommt und sagt, er will uns verlassen, dann ist es nur fair, sich damit seriös auseinanderzusetzen. Ich werde aber einen Teufel tun und Gespräche forcieren. Ich werde keinem interessierten Verein das Leben leicht machen.

Marek Mintal soll schon ein Angebot aus Hannover vorliegen. Was wissen Sie davon?

Nichts. Gar nichts. Weder von seinen Beratern noch aus Hannover. Marek, auch wenn er derzeit auf der Bank sitzt und logischerweise damit unzufrieden ist, werden wir nicht verscherbeln. Wir wissen, was er für uns geleistet hat, wie wertvoll er immer noch für uns ist.

Und wie viel ist Bader noch für den Club wert?

Klar ist: auch ich werde wie ein Trainer an der Tabelle gemessen. Dagegen sträube ich mich nicht. Definitiv ist es nicht so super gelaufen, wie wir uns das alle vorgestellt hatten. Aber Fakt ist auch: ich wehre mich gegen diese Dschungel-Camp-Mentalität, dass einer ganz schnell rausgewählt werden muss. Frankfurt, im letzten Jahr ebenfalls überraschend im Uefa-Cup und dann in einer Situation wie jetzt wir, ist nicht der einzige Verein, der für seine Ruhe am Saisonende mit dem Klassenverbleib noch belohnt worden ist. Das wird auch uns gelingen.

Hat auch Präsident Michael A. Roth die nötige Geduld?

Wir tauschen uns täglich aus. Ich spüre nicht nur das Vertrauen von ihm, er unterstützt Trainer Thomas von Heesen und mich auch in unserer Arbeit. Herr Roth und ich haben gemeinsam einen Weg eingeschlagen, von dem alle Beteiligten wussten, dass er auch mal steinig werden könnte. Unsere Arbeit wird sich am Saisonende auszahlen.

Interview: Markus Löser

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