„Ich dachte, nun bin ich tot“
NÜRNBERG Seit dem Überfall ist für die Millionärin nichts mehr wie es war. Als Elke Zitzmann gegen die Schlägerbande aussagen musste, die sie vor über einem Jahr brutal verprügelt haben soll, bemühte sie sich tapfer um Haltung. An den Folgen dieser Tat aber leidet sie bis heute.
Am Tattag im Februar 2010 passte Elke Zitzmann auf ihren kleinen Enkel, damals drei Jahre alt, auf. Ihr Sohn, Autokönig Christoph Zitzmann und dessen Frau waren verreist. Nach einem Ausflug in die Stadt kamen die Society-Lady und ihr Enkel gegen 19 Uhr in die verlassene Villa in Erlenstegen zurück. Da geschah es. Elke Zitzmann war gerade die Auffahrt hoch gefahren, da tauchten aus dem Nichts zwei maskierte Männer auf. Wortlos rissen die Täter die Tür des Mercedes auf, zerrten sie an den Haaren aus dem Wagen und pressten sie auf den Boden. Die 66-Jährige erinnert sich: „Sie haben meinen Kopf mehrmals mit voller Wucht auf das Pflaster geschlagen. Es fühlte sich an, als würde mein Kopf in Stücke fliegen – ich dachte, nun bin ich tot.“
Zoff um den Puff
Minutenlang prügelten die Täter laut Anklage mit Fäusten und Füßen auf ihr Opfer ein. Der dreijährige Enkel saß noch im Auto. „Das war das schlimmste für mich. Er stand auf dem Sitz, weinte und schrie die ganze Zeit „Omi“, so Elke Zitzmann tränenerstickt. Erst als ihr Opfer selbst immer lauter um Hilfe schrie, ließen die Angreifer ab und flohen. Schwer verletzt konnte sich Elke Zitzmann ins Haus retten. Sie rief die Polizei, dann brach sie zusammen.
Die Hintergründe dieser Brutalo-Attacke waren zunächst rätselhaft. Polizei und Staatsanwaltschaft fanden nach aufwändigen Ermittlungen aber eine pikante Verbindung zwischen Tätern und Opfer heraus: Der Angriff soll vom Nürnberger Bordellbetreiber Goran F.* in Auftrag gegeben worden sein – einem Mieter der Zitzmanns. Um die Pacht für das Etablissement gibt es seit Jahren Streit. Wollte Goran F. seine Interessen mit roher Gewalt durchsetzen, indem er seine Handlanger und Schläger Vadim S.*, Iwan S.* und Damian B.* auf die Zitzmanns ansetzte? Diese Frage gilt es für das Gericht nun zu klären. Das Urteil soll nächsten Donnerstag fallen.
Für Elke Zitzmann wäre eine Verurteilung aber ohnehin nur ein kleiner Trost. Ihre heile Welt ist zerbrochen: „Nichts ist mehr wie es war“, so die 66-Jährige. Sie leidet an Angstzuständen, durch die schweren Verletzungen blieb ihr ein Tinitus, sie muss immer noch ärztlich und psychologisch behandelt werden.
*Namen geändert
- Themen:
- Polizei