„Ich brauche immer wieder Konfrontation“

Die Albtraumreise eines deutschen Mannes, der die Spur seiner Geliebten sucht und sich selbst dabei fast verliert: Christiane Neudecker kommt mit ihrem Roman nach Eibach.
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Kommt aus Schottland nach Nürnberg und reist dann über Berlin nach New York: Autorin Christiane Neudecker ist auf Tour.
az Kommt aus Schottland nach Nürnberg und reist dann über Berlin nach New York: Autorin Christiane Neudecker ist auf Tour.

Die Albtraumreise eines deutschen Mannes, der die Spur seiner Geliebten sucht und sich selbst dabei fast verliert: Christiane Neudecker kommt mit ihrem Roman nach Eibach.

Mit ihrem Roman-Debüt „Nirgendwo sonst“ ist der Nürnberger Autorin Christiane Neudecker ein weithin beachteter Wurf gelungen. Vom Donaukurier bis zum SPIEGEL reicht inzwischen das Spalier anerkennender Kritiken für das 270-Seiten-Buch. Die gelernte Theaterregisseurin, die im Berliner Künstler-Netzwerk „Phase 7 performing.arts“ arbeitet, schildert darin die Albtraumreise eines deutschen Mannes, der die Spur seiner Geliebten sucht und sich selbst dabei fast verliert. Der Luchterhand-Verlag schickt seine Autorin derzeit zur Lese-Tour durchs Land – und morgen kommt sie in ihre Heimatstadt. In der Eibacher Buchhandlung Pelzner (kürzlich auch ausgezeichnet als beste Kinderbuchhandlung Bayerns) ist das Heimspiel.

AZ: Frau Neudecker, was war zuerst – der Wille zum Roman oder der Besuch am exotischen Schauplatz Burma?

CHRISTIANE NEUDECKER: Zunächst war im Jahr 2003 die Reise ganz ohne Vorsatz, und tatsächlich hat sich die Geschichte erst daraus entwickelt. Das Doppelgesichtige von brutaler Militärdiktatur und unglaublich freundlichen Menschen hat mich auf die Idee gebracht.

Sie schildern die Flucht eines deutschen Mannes vor seiner traurigen Realität. Ist die Ferne das Bild für die nötige Distanz?

Ich denke, dass man durch äußerlichen Abstand den inneren Dingen näher kommen kann. Meine Hauptfigur ist einer, der in seinem Schicksal feststeckt und durch die abenteuerliche Reise herausgefordert wird.

In Fürth, das in Ihrem Buch zumindest erwähnt wird, kann Ihr Roman also nicht spielen?

Kommt drauf an – wenn einer aus Nürnberg die weite Reise nach Fürth antritt, könnte das auch zu Umwälzungen führen. Aber eine Militärdiktatur ist Fürth ja nicht.

Sie sind über Kurzgeschichten zur literarischen Königsdisziplin des Romans gekommen und verweisen darin mit dem Auftritt einer Theaterregisseurin zurück auf Ihren eigentlichen Beruf. Geht das alles zusammen oder müssen Sie Schwerpunkte setzen?

Es sind sehr unterschiedliche Anforderungen, deren Balance ich unbedingt behalten will. Ich möchte still am Tisch sitzen und schreiben, ich brauche dann aber auch immer wieder die Konfrontation mit anderen Leuten bei der Arbeit.

Eine Buch-Autorin, die in szeniert – das müsste doch ganz logisch zum eigenen Drama führen...

Nein! Es sind zu unterschiedliche Sprachformen, und am Theater entzündet sich meine Phantasie an den Schauspielern und den Bildern, da habe ich zur Reibung lieber den Text von anderen Autoren.

Also für immer Trennung zwischen Bühne und Literatur?

Ja, aber! Ich habe schon mal ein Opernlibretto ausprobiert - und das könnte mich wieder reizen, weil es ganz anders ist.

Was machen Sie im Berliner Künstler-Netzwerk?

Wir entwerfen Konzepte für Produktionen anderer, bringen Tanz, Theater, Medien und Computerkunst zusammen. Und wir machen auch Auftragsarbeiten für Präsentationen von Firmen. Dort verdienen wir das Geld, das wir für unsere eigene Kunst dann wieder ausgeben.

Welche Rolle spielt Nürnberg jenseits des Eibacher Elternhauses noch für Sie?

Tatsächlich eine sehr große. Da bin ich aufgewachsen, das hat mich geprägt, dahin werde ich immer wieder zurückkehren.

Interview: Dieter Stoll

Lesung in der Buchhandlung Pelzner, Eibacher Hauptstr. 50, am Freitag, 20 Uhr

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