Ich bin kein Hepburn-Typ

Die Sängerin Kira Primke (35) über ihr Nürnberg-Debüt im Musicaldauerbrenner „My Fair Lady“, Tourneen und das Opernhaus
von  Abendzeitung
Professor Higgins (Thorsten Tinney) erklärt Eliza Doolittle (Kira Primke), wie man gepflegt Konversation betreibt: Szene aus „My Fair Lady“, dem Sommermusical für Nürnberg.
Professor Higgins (Thorsten Tinney) erklärt Eliza Doolittle (Kira Primke), wie man gepflegt Konversation betreibt: Szene aus „My Fair Lady“, dem Sommermusical für Nürnberg. © Konzertdirektion Landgraf

Nürnberg - Die Sängerin Kira Primke (35) über ihr Nürnberg-Debüt im Musicaldauerbrenner „My Fair Lady“, Tourneen und das Opernhaus

Eliza Doolittle hat sie schon oft gesungen. Ab Dienstag ist Kira Primke für zwei Wochen mit Frederick Loewes Musicaldauerbrenner „My Fair Lady“ in Nürnberg zu Gast - in einer Inszenierung vom längst verstorbenen Dick Price, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Im November wird Primke auch in der Gelsenkirchen-Übernahme von „Silk Stockings“ auf der Nürnberger Opernbühne stehen.

AZ: Frau Primke, Sie machen Schauspiel, Musical, Operette, Oper und Film. Haben Sie keine Angst, sich da zu verzetteln?

KIRA PRIMKE: Nein, denn es ist ja so: Ich habe in den letzten drei Jahren nur noch auf der Bühne gestanden. Das mit dem Film habe ich kurz nach meinem Studium ausprobiert, weil ich neugierig war.

Gerade singen und spielen Sie vor allem in Operetten und Musicals. Wie kommt’s?

Mein Problem ist, dass sich meine Stimme keinem Fach zuordnen lässt. An der Hochschule habe ich sie alle mal ausprobiert. Ich selbst sehe mich als Mezzosopran, meine Lehrer meinten, ich sei Sopran. Als ich so aber beim ARD-Wettbewerb angetreten bin, sagte Thomas Quasthoff: Sie wären ein toller Octavian! Beim Musical spielen Stimmfächer keine große Rolle, und ich bin diese Diskussion leid!

Was reizt Sie an der Eliza? Haben Sie die Verfilmung von George Cukor gesehen?

Ja, aber ich bin überhaupt kein Audrey-Hepburn-Typ. Dafür kann ich viel deftiger berlinern. Ich habe das Stück oft an anderen Theatern gesehen. Was mir meistens gefehlt hat, war die Verletzlichkeit Elizas, diese Angriff-als-Verteidigung-Haltung, die es auch bei vielen Jugendlichen heute gibt.

In Hamburg haben Sie die Eliza sechs Wochen am Stück gesungen. Wenn man beinahe täglich ein- und dieselbe Rolle verkörpert — kann man da noch Spannung erzeugen?

Natürlich! In sechs Wochen kann sich die Rolle vertiefen. Außerdem ist das Publikum an jedem Tag ein anderes. Das spürt man auf der Bühne.

Mit „My Fair Lady“ sind sie auch getourt, ebenso wie mit der „Moonlight Serenade“. Heute hier, morgen dort - ist das nicht anstrengend?

Ja, aber man muss das mal gemacht haben, um zu wissen, dass es nicht gut für einen ist. Mit dem Glenn-Miller-Musical „Moonlight Serenade“ waren wir einmal sechs und einmal acht Wochen unterwegs. Allein die Klimanalage im Tourbus kann die Stimme ruinieren. Aber ich habe viel gelernt und kann mich jetzt schnell auf jede Bühnensituation und -akustik einlassen.

Wie reagieren Sie auf das Nürnberger Opernhaus?

Im Altonaer Theater habe ich vor 600 Leuten gespielt, und hier öffnet sich diesen riesige Haus vor einem: Wahnsinn! Natürlich muss ich hier wegen der Akustik langsamer sprechen und mich auch sonst auf die Größe des Raumes einstellen. Aber der Luxus bei dieser Produktion ist, dass wir zwei Wochen Probezeit haben.

Interview: Georg Kasch

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