„Ich bin gekommen, um in der Bundesliga zu spielen“
Ballstreichler Boakye hat sich mit dem Club seinen „Traum erfüllt“ und sieht für den 1. FCN gute Perspektiven in der Ersten Liga. „Die Mannschaft zeigt viel Charakter und echten Teamgeist“
NÜRNBERG Es gibt spielende Stürmer, es gibt Brecher und es gibt Isaac Boakye, den Tänzer. Der Ghanaer im Club-Angriff schlängelt sich regelrecht um seine Gegenspieler herum, streichelt dabei den Ball mehr, als dass er ihn tritt. Der Stil Boakyes ist einmalig. Für Trainer Michael Oenning bildete Isaac, „zusammen mit Christian Eigler das beste Sturmduo der Zweiten Liga, „absolut erstligatauglich.“
Kein Wunder, rangierte das Intermezzo im Unterhaus für Boakye von Anfang an unter der Rubrik „Durchgangsstation“. Ich bin nach Nürnberg gekommen, um Bundesliga zu spielen. Das war mein Traum, den haben wir uns erfüllt.“ Acht Tore in der Liga, zwei in den Relegationsspielen hat Boakye beigesteuert.
Boakye: "Das Team steht über allem"
Auch für FCN-Manager Martin Bader rangiert Boayke unter erstklassig. „Isaac, Christian Eigler und Keeper Raphael Schäfer haben wir für die Bundesliga geholt. Deshalb müssen wir auf diesen Positionen jetzt auch keine großen Aktionen auf dem Transfermarkt mehr starten.“ Aber Nachschlag bezahlen. Für Boakye 400000 Euro an den VfL Wolfsburg.
Gut angelegtes Geld. Auch wenn dem 27-Jährigen zum einen Eigensinn, zum anderen Verletzungsanfälligkeit unterstellt worden waren. „Ich bin Stürmer und werde an Toren gemessen“, sagt Boakye zum Thema Eigensinn, „bekomme ich eine Chance, will ich sie auch nutzen. Geht der Ball daneben, ist klar, dass Kritik kommt. Dennoch spiele ich vor allem für den Erfolg der Mannschaft. Das Team steht über allem.“
Die Verletzungsanfälligkeit widerlegte zum einen der ausgiebige medizinische Test, dem sich Boakye in Nürnberg unterzog, ehe er seinen Zweijahresvertrag bekam und zum zweiten die Tatsache, dass er die komplette Vorbereitung unter Felix Magath beschwerdefrei überstand. „Wer das schafft, der ist gesund“, sagt Bader, denn Magaths Methoden gelten nach wie vor als mit die härtesten im deutschen Profifußball.
Die Nationalelf hat der Ghanaer noch nicht abgehakt
Und so fasste Boakye, der 2003 aus Ghana nach Bielefeld kam und auf Anhieb die Arminia mit 14 Toren in die Bundesliga schoss, in Nürnberg schnell Fuß. Möglich auch, dass es nach seiner guten Saison sogar zu einen Comeback in der ghanaischen Nationalmannschaft kommt. 18 Länderspiele (sechs Tore) absolvierte Boakye bis 2005. Dann war plötzlich Schluss. „Der Trainer, Claude Le Roy, hat sich einfach nicht mehr bei mir gemeldet. Der Verband nur noch noch einmal, aber ich habe keine Einladung mehr zur Nationalmannschaft bekommen. Eine komische Geschichte.“
Auch privat kann Boakye mit einer Besonderheit aufwarten. Seine Frau lebt mit den Kindern Isaac junior und Lovisa in Schweden, obwohl Isaac „zum Fußballspielen nie in Schweden war.“ Seine Stationen außerhalb Ghanas waren neben Nürnberg Bielefeld, Wolfsburg und Mainz. „Wir haben viele Verwandte in Schweden. Da war es naheliegend, dorthin zu ziehen. Aber in Nürnberg ist es auch sehr schön. Meine Familie ist immer öfter da. Auch ich fühle mich hier sehr wohl, bin aber auch gerne zuhause.“
Sportlich ist er nun ohnehin daheim angekommen. In der Bundesliga. Und dort sieht er für den Club durchaus eine ansprechende Perspektive. „Wir haben uns gut entwickelt, die Mannschaft zeigt viel Charakter und echten Teamgeist.“ Boakye weiß, wovon er spricht und auch worüber. Schließlich hat er schon 62 Bundesligaspiele absolviert.ERG