"Ich bin Facharzt für plastische Chirurgie - und kein Zauberer"

Schönheits-Chirurg Dr. Stephan Pfefferkorn (48) über die Möglichkeiten seines Berufsstandes, über den Leidensdruck von Frauen, die sich nicht attraktiv genug fühlen - und über extreme Wünsche, bei denen er die Notbremse zieht
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Treffpunkt Grand Hotel: Dr. Stephan Pfefferkorn im Gespräch mit AZ-Reporter Helmut Reister.
bayernpress Treffpunkt Grand Hotel: Dr. Stephan Pfefferkorn im Gespräch mit AZ-Reporter Helmut Reister.

Schönheits-Chirurg Dr. Stephan Pfefferkorn (48) über die Möglichkeiten seines Berufsstandes, über den Leidensdruck von Frauen, die sich nicht attraktiv genug fühlen - und über extreme Wünsche, bei denen er die Notbremse zieht

SCHWABACH Dr. Stephan Pfefferkorn (48) betreibt seit drei Jahren in Schwabach die Fachklinik "beautymed" für ästhetisch-plastische Chirurgie. Außerdem ist er freiberuflich ärztlicher Leiter der Mang.Medical-One-Klinik in Stuttgart, die von Deutschlands bekanntestem Schönheits-Chirurgen, Professor Dr. Werner Mang, geleitet wird. Sein berufliches "Handwerk" hat er an der chirurgischen Klinik der Humboldt-Universität Berlin (Charite) gelernt und vertieft. Dort war er zehn Jahre lang tätig. Das Jahr 1997 war für ihn ein beruflicher Wendepunkt. Seit diesem Zeitpunkt arbeitet er ausschließlich auf dem Gebiet der ästhetisch-plastischen Chirurgie.

AZ: Ich möchte gerne so aussehen wie George Clooney. Können wir gleich einen Termin ausmachen?

STEPHAN PFEFFERKORN: Ich bin Facharzt für plastische Chirurgie, kein Zauberer.

Muss ich das jetzt als persönliche Beleidigung ansehen?

Nein, nur als deutlichen Hinweis darauf, dass es Grenzen gibt. Auch mit höchstem Fachwissen und modernster Technologie kann ich keinen völlig anderen Menschen aus Ihnen machen. Im Übrigen würde das auch nicht meiner Philosophie entsprechen.

Und wie sieht diese Philosophie aus?

Wenn ich es kurz auf einen Nenner bringen soll: Möglich ist sehr viel, aber nicht alles macht Sinn.

Kommen Patienten mit extremen Vorstellungen zu Ihnen?

Immer wieder einmal.

Und was sagen Sie denen?

Ich versuche, ein möglichst realistisches Bild zu zeichnen. Ich habe nichts davon, wenn ich Versprechungen mache, die nicht einzuhalten sind. Die Patienten, die zu mir kommen, sollen ja auch zufrieden sein. Da rate ich Manchem lieber, das Geld für einen Urlaub zu verwenden oder Sport zu treiben, anstatt sich Illusionen hinzugeben. Wahrscheinlich bin ich da zu sehr Arzt und zu wenig Geschäftsmann.

Werfen Sie doch mal gedanklich einen Blick in Ihre Patienten-Datei. Wie ist das prozentuale Verhältnis von Frauen und Männern, die zu Ihnen kommen?

Da muss ich nicht lange überlegen. Ich würde sagen: 95 Prozent Frauen, der Rest Männer. Das ist bei mir so, und das ist auch bei anderen Kollegen so.

Man hört und liest in letzter Zeit aber immer wieder, dass die Zahl der Männer, die sich optisch aufpeppen lassen, beständig wächst. Stimmt das wohl nicht?

Die Bereitschaft einerseits und die Akzeptanz andererseits werden schon größer, aber in der Relation zu den Frauen ist der Anteil der Männer nach wie vor sehr gering. Ich glaube eher, dass man durch entsprechende Veröffentlichungen versucht, einen neuen Markt zu eröffnen. Da gibt es sehr abstruse Sachen.

Zum Beispiel?

Zu lesen war erst vor kurzem, dass sich Frauen ein bestimmtes Gift in die Fußsohlen spritzen lassen, um extreme High Heels schmerzfrei tragen zu können. Da mag es vielleicht einen solchen Einzelfall gegeben haben, aber mehr ist an solchen Geschichten nicht dran. Ich würde derartige Eingriffe auch kategorisch ablehnen.

Setzen Sie zum Beispiel Botox ein?

Die Verwendung von Botox kann durchaus Sinn machen.

Wann etwa?

Um ein Beispiel zu nennen: Wenn Sie etwa tiefe Falten in der Stirn haben, die Ihnen einen mürrischen Gesichtsausdruck verleihen - und Sie darunter leiden, weil Sie in Wirklichkeit ein durchaus freundlicher Mensch sind.

Botox ist eines der stärksten Gifte, die es gibt. Ist bei seinem Einsatz nicht das Risiko sehr hoch?

Da wird viel erzählt. Tatsache ist, dass kein einziger Todesfall dokumentiert ist, der bei ästhetischen Eingriffen durch Botox verursacht wurde. Das Gift, das zu einer lokal sehr begrenzten Lähmung bestimmter Muskeln führt, ist derart verdünnt, dass selbst kleinere Komplikationen sehr, sehr unwahrscheinlich sind.

Welche Art von Eingriffen führen Sie am häufigsten aus?

Wenn ich eine Art "Hitliste" aufstellen soll, ist die Sache klar: In den allermeisten Fällen geht es um die Brüste, dann folgen Fettabsaugen, Bauchdeckenstraffung, Facelifting.

Im Klartext: Viele Frauen sind mit ihrer Oberweite unzufrieden.

Eindeutig. Viele Frauen finden ihre Kurven nicht weiblich genug. Manche wünschen sich mehr Oberweite, andere leiden beim Sport unter dem Gewicht ihrer Brüste, eine dritte Gruppe von Frauen hat das beunruhigende Gefühl, dass die Schwerkraft mit den Jahren zuzunehmen scheint. In jedem dieser Fälle kann die Unzufriedenheit mit dem naturgegebenen Busen schwer aufs Ego schlagen. Die Folgen darf man auf keinen Fall unterschätzen. Das Nachdenken über die empfundene Unzulänglichkeit und die scheinbare Unerreichbarkeit der Traumfigur wird allgegenwärtig - und wer so stark an sich zweifelt, hat zwangsläufig auch eine negative Ausstrahlung. Das wiederum merken auch die Mitmenschen, und schon stecken die betroffenen Frauen in einer Negativ-Spirale.

Welche Rolle spielen denn in diesem Zusammenhang die männlichen Partner der Frauen?

Da muss man nicht lange herumreden. In deren Augen darf es, was die Oberweite betrifft, gerne noch etwas mehr sein. Das bekomme ich oft genug mit. Aber es nur auf die Männer zu schieben, wäre zu einfach. Das Problem ist schon etwas komplexer.

Inwiefern?

Viele Frauen eifern einem Idealbild nach, das in der Regel nicht erreichbar ist. Sie orientieren sich an Fotos von Topmodels und Stars, wollen genauso gut aussehen und vergessen dabei leicht, dass dieses von den Medien transportierte Bild so nicht stimmt. Der Aufwand, der betrieben wird, damit diese Frauen in den Hochglanz-Magazinen oder in Filmen derart gut rüberkommen, ist gewaltig. Oft werden die Aufnahmen hinterher ja auch noch mit technischen Mitteln optimiert. Für die "normale" Frau erscheint da die Traumfigur nahezu unerreichbar.

Und das beeinträchtigt das Lebensgefühl?

Ohne Zweifel. In meine Praxis kommen täglich solche Frauen, die sich unvollkommen fühlen. Dieser Effekt kann zum Beispiel nach einer Diät oder Schwangerschaft entstehen. Der Verlust etlicher Kilos hat oft hängende und schlaffe Brüste zur Folge - und kann zu einem wirklichen Leidensdruck führen. Und wenn eine Bindegewebsschwäche vorliegt, muss eine Frau nicht einmal eine Diät gemacht haben, um die zunehmende Schwerkraft zu bemerken. Trotz allem rate ich zu einem sehr bewussten Umgang mit dem Thema Schönheitsoperation - und mache das den Frauen in sehr intensiven Vorgesprächen auch klar.

Welche Altersgruppen neigen denn bevorzugt zu ästhetischen Eingriffen?

Das Gros meiner Patientinnen bewegt sich in der Altersgruppe zwischen 20 und 40 Jahren. Aber ich hatte auch schon eine Patientin, die war 68 und hat sich ihre Brüste vergrößern lassen. Hinterher hat sie bedauert, dass sie es nicht schon viel früher machen ließ. Zu dem Ergebnis kommen im Übrigen sehr viele Frauen.

Eine Frau mit 68 dürfte eine extreme Ausnahme sein. Kommen auch sehr junge Frauen zu Ihnen? Mädchen unter 18 zum Beispiel?

Sie kommen, aber ich lehne derartige Eingriffe grundsätzlich ab.

Auch wenn die Zustimmung der Eltern vorliegt?

Auch dann. Das ist ein Prinzip, das ich mir aus ethischen Gründen zu eigen gemacht habe. Bei mir in der Praxis ist allerdings auch schon mal ein Geschäftsmann aufgetaucht, der mir ein Bündel Geldscheine auf den Tisch warf - und einen Schmiss im Gesicht haben wollte, um vorzutäuschen, dass er einmal in einer schlagenden Studentenverbindung war. Er hielt das für einen Ausdruck von Männlichkeit. Aber auf ein derartiges Spiel habe ich mich nicht eingelassen. Nach meinem Verständnis soll meine Tätigkeit ja eine Wohlfühl-Chirurgie sein, wobei Sicherheit und Gesundheit vor Schönheit gehen. Dazu gehört eine seriöse und vollständige Aufklärung - und eine zuverlässige Nachsorge. Ich stehe für meine Patienten rund um die Uhr zur Verfügung. Das ist für mich selbstverständlich.

Glauben sie, dass dieser Mann einen Chirurgen gefunden hat, der ihm den Wunsch erfüllt hat?

Wenn er lange genug gesucht hat, gehe ich davon aus. In Amerika zum Beispiel, wo Schönheitsoperationen ganz alltäglich sind, hätte er wahrscheinlich überhaupt keine Probleme gehabt.

Wie viel muss denn eine Frau auf den Tisch legen, um ihre Brüste von Ihnen wieder in Form bringen zu lassen? Oder ist das ein Betriebsgeheimnis?

Das ist kein Betriebsgeheimnis. Allerdings gibt es bei mir keine von vornherein festgelegten Pauschalbeträge. Das kann, je nach Aufwand, von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein. Aber um einmal eine Hausnummer zu nennen: Eine erstklassig durchgeführte Vergrößerung oder Straffung der Brüste kostet ungefähr 5.000 Euro.

Sehen Sie als Fachmann, ob eine Frau beim Schönheitschirurgen war?

Jein. Wenn es richtig gut gemacht wurde, muss auch ich zweimal hinsehen.

Interview: Helmut Reister

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