„Ich bin der Kofferraumvergewaltiger"
REGENSBURG/LINZ - Sebastian G. hat eine 16-jährige Regensburgerin entführt und missbraucht. Die Polizei wirft ihm zwei weitere Übergriffe auf junge Frauen vor.
Er hielt den Fahndungsdruck nicht mehr aus und stellte sich: „Ich bin der Kofferraumvergewaltiger“, erklärte der 25-jährige Sebastian G. am Dienstagabend den Polizisten am Berliner Hauptbahnhof. An Heiligabend hatte er ein Mädchen aus Regensburg entführt und es missbraucht. Das Opfer ist erst 16 Jahre alt (AZ berichtete). Und sie ist offenbar nicht die einzige junge Frau, an der sich der Täter vergangen hat. Alles deutet darauf hin, dass er für mindestens zwei weitere Sex-Attacken verantwortlich ist.
Die Chronik des Grauens
20. Dezember, Chemnitz, 1 Uhr. Eine 18-Jährige ist nach einem Disco-Besuch auf dem Heimweg. Ein Mann – die Polizei verdächtigt Sebastian G. – überfällt sie und zwingt sie, in den Kofferraum seines Autos zu steigen. Nachdem er sich an ihr vergangen hat, stößt er sie von einer Brücke in den Fluß Mulde. Sie überlebt.
24. Dezember, wieder 1 Uhr, wieder Chemnitz. Der Täter versucht erneut, eine Frau in den Kofferraum zu zwingen. Die 20-Jährige hat Glück: Der Versuch misslingt.
24. Dezember, 5 Uhr morgens, Regensburg. Eine 16-Jährige ist auf dem Weg zum Busbahnhof, sie will zu ihrem Arbeitsplatz in einem Einkaufsmarkt fahren. Sebastian G. bedroht das Mädchen mit einem Messer. Er zwingt sie, in den Kofferraum seines silbernen Opel Astra zu steigen. Von dort aus ruft die 16-Jährige bei der Polizei an. Doch der Kontakt bricht schnell ab. Der Täter fährt mit ihr nach Niederösterreich. Dort, im Großraum Amstetten, vergewaltigt er sie. Viereinhalb Stunden nach der Entführung setzt er das Mädchen am Linzer Hauptbahnhof aus.
Gegen den mutmaßlichen Täter wird auch wegen versuchten Mordes ermittelt
Wer ist dieser Mann? Sebastian G. wurde in einer Kleinstadt nahe Chemnitz geboren, zuletzt lebte er in Österreich. Im niederösterreichischen St. Valentin soll er als Zerspanungsmechaniker beschäftigt gewesen sein. „Er war bereits im Fokus der Ermittler“, hieß es gestern bei der Polizei in Regensburg. Er sei seiner Verhaftung nur zuvor gekommen, indem er sich in Berlin stellte. Gegen ihn wird nun auch wegen versuchten Mordes ermittelt – weil eines der Opfer in einen Fluß geworfen wurde. Und wegen Vergewaltigung.
Pikant: Der Polizeichef von Linz, Alois Lißl, hatte noch vor wenigen Tagen zur österreichischen Nachrichtenagentur APA gesagt, es bestünden „massive Zweifel“ an der Darstellung des Tathergangs durch die 16-jährige Regensburgerin. Davon wollte er gestern nichts mehr wissen: „Wir haben nur gesagt, es gibt noch offene Punkte, die es zu klären gilt.“
Julia Lenders