Ice Tigers vor dem Aus!

Die finanziell schwer angeschlagenen Nürnberg Ice Tigers beantragten ein Insolvenzverfahren.
von  Abendzeitung
Seine Ära ist zu Ende: der umstrittene  Alleingesellschafter Günther Hertel.
Seine Ära ist zu Ende: der umstrittene Alleingesellschafter Günther Hertel. © bayernpress

NÜRNBERG/BERLIN - Die finanziell schwer angeschlagenen Nürnberg Ice Tigers beantragten ein Insolvenzverfahren.

Erstmals seit sechseinhalb Jahren droht einem Klub der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aus wirtschaftlichen Gründen das Aus: Die finanziell schwer angeschlagenen Nürnberg Ice Tigers beantragten am Mittwoch vor dem Amtsgericht Nürnberg ein Insolvenzverfahren. Damit endet die Ära des umstrittenen Alleingesellschafters Günther Hertel, die „Eistiger“ dagegen kämpfen mit Insolvenzverwalter Volker Böhm um ihr Überleben.

„Ich sehe eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir die Saison zu Ende spielen können. Auch für die Zeit danach ist die Chance da, dass es weiterhin Eishockey in Nürnberg gibt“, sagte Böhm dem Sport-Informations-Dienst (sid). Das Ligaspiel am Freitag gegen die Füchse Duisburg sei gesichert, erklärte der 40-Jährige. Sollte allerdings das Insolvenzverfahren eröffnet werden, wäre die Zeit des DEL-Gründungsmitglieds in der Liga abgelaufen. „Dann führt das zum Lizenzentzug und zum Ausschluss als Gesellschafter“, erklärte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. Ob Nürnberg dann schon während der laufenden Saison ausscheiden würde, „müsste noch von den DEL-Gesellschaftern geklärt werden“.

Insolvenzverwalter Böhm machte den Fans Hoffnung

Zuletzt hatten im Frühjahr 2002 die Moskitos Essen und die Berlin Capitals Insolvenz anmelden müssen. Den beiden Klubs war daraufhin zum Saisonende die Lizenz entzogen worden. Der letzte wirtschaftliche K.o. während der Saison liegt schon elf Jahre zurück: Im Oktober 1997 schieden die Kaufbeurer Adler nach nur 15 Spielen aus.

Zum Insolvenzantrag der Nürnberger, die Außenstände in sechsstelliger Höhe haben, gab es laut Geschäftsführer Norbert Schumacher keine Alternative: „Wir waren zahlungsunfähig.“ Bei der Nürnberger Arena sollen die Franken mit einem fünfstelligen Betrag in der Kreide stehen, die Spielergehälter für Oktober wurden verspätet gezahlt. Der vorläufige Höhepunkt der Finanzkrise hatte sich in den vergangenen Wochen und Monaten angedeutet. Schon in der Vergangenheit hatte Alleingesellschafter Hertel, der den Klub mit seinem Einstieg im Sommer 2006 vor dem Aus gerettet und insgesamt über drei Millionen Euro investiert hat, mehrfach mit seinem Ausstieg gedroht. „Dann gehen wir halt pleite“, sagte der abgetauchte Hertel erst kürzlich.

Fraglich ist, inwieweit der Unternehmer mit seiner Firma (Aichinger), die als offizieller Hauptsponsor kurzfristig eingesprungen war, selbst noch für vertraglich zugesicherte Gelder aufkommen muss. „Da gibt es keine offenen Posten mehr“, sagte Schumacher, Geschäftsführer der Ice Tigers GmbH sowie des Hauptsponsors. Die DEL hatte am Montag eine außerordentliche Prüfung der wirtschaftlichen Situation bei den Franken wegen des Verdachts von Unregelmäßigkeiten beim Lizenzierungsverfahren eingeleitet. Damit habe man „wohl leider einen richtigen Riecher“ gehabt, meinte Tripcke. Der DEL-Geschäftsführer hofft jedoch, dass sich die neue Situation als Segen erweist: „Ich hätte mir gewünscht, dass Herr Hertel anders aussteigt. Aber auch die Brechstange kann manchmal Wege für einen Neuanfang freimachen.“ Insolvenzverwalter Böhm machte den Fans Hoffnung, dass das Verfahren noch abgewendet werden könne: „Die Ice Tigers sind eine Marke in der Region. Die Telefone laufen bereits heiß, die Suche nach Sponsoren ist angelaufen.“

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