Ice Tigers: Jetzt spricht Sabo!

Der Laufer Schmuckunternehmer nimmt erstmals zur Situation beim insolventen Eishockeyklub Stellung – und zu den Vorwürfen gegen ihn, er benutze den Verein nur zur Eigendarstellung
von  Abendzeitung
„Ich wollte und will nur helfen, den Eishockey-Standort in Nürnberg zu erhalten“: Thomas Sabo sieht noch eine kleine Chance.
„Ich wollte und will nur helfen, den Eishockey-Standort in Nürnberg zu erhalten“: Thomas Sabo sieht noch eine kleine Chance. © abendzeitung

Der Laufer Schmuckunternehmer nimmt erstmals zur Situation beim insolventen Eishockeyklub Stellung – und zu den Vorwürfen gegen ihn, er benutze den Verein nur zur Eigendarstellung

NÜRNBERG/LAUF Thomas Sabo ist immer noch geschockt. Der plötzliche Rückzug von Ice Tigers-Namenssponsor Bionorica („Sinupret“) hat den Firmen-Boss aus Lauf, wichtigstes Mitglied jener Investorengruppe, die zur Rettung der Tiger angetreten war, tief getroffen. Besonders schmerzt ihn aber auch ein Vorwurf, den ihm die AZ in einem Artikel am letzten Samstag machte: Er sei angeblich nur aus populistischen Gründen ins bereits sinkende Tigers-Boot gestiegen. Das wollte er so nicht stehenlassen: Der in der Presse sehr zurückhaltende Schmuckunternehmer stellt gleich zu Beginn des Gesprächs mit der Abendzeitung klar, dass es ihm einzig und allein um den Sport ging – und noch geht.

AZ: In der DEL gibt es kaum einen Klub, dem nicht ein starker Mäzen vorsteht.

THOMAS SABO: Diese Rolle liegt mir nicht. Ich habe sie nie so interpretiert und auch nicht gewollt. Ich brauche keine Fernsehkameras, und ich habe alle diesbezüglichen Einladungen stets abgelehnt. Ich wollte und will nur helfen, den Eishockey-Standort in Nürnberg zu erhalten. Das ist alles.

"Berichte über ein Zerwürfnis mit Popp sind nur konstruiert"

Es entstand bisweilen der Eindruck, Sie seien nach dem völlig überraschenden Rückzug von Bionorica, dem Namenssponsor der Ice Tigers, abgetaucht!

Das ist völlig falsch. Aber die Entscheidung von Bionorica, die mir Herr Professor Popp (der Bionorica-Chef, d. Red) letzte Woche telefonisch und schriftlich mitgeteilt hat, hat mich genauso überrascht wie die Öffentlichkeit.

Hat er Ihnen die Gründe mitgeteilt?

Ja. Aber sie zu erläutern, steht mir nicht zu. Klar ist aber: Es war von seiner Seite eine rein unternehmerische Entscheidung, die ich respektiere. Auch, wenn mir die Entscheidung für die Ice Tigers sehr Leid tut. Der Ausstieg hat überhaupt nichts mit unserem persönlichen Verhältnis zu tun. Es erschüttert mich, dass es Berichte über ein Zerwürfnis zwischen Herrn Popp und mir gegeben hat. Diese sind vollkommen konstruiert.

Wie haben Sie auf die Mitteilung reagiert?

Jeder, der mich in den letzten Wochen näher beobachtet hat, weiß, wie nahe mir die Situation jetzt geht.

Warum haben Sie sich denn überhaupt bei den Ice Tigers engagiert?

Aus emotionalen Gründen. Ich bin – genau wie meine Söhne – riesengroßer Eishockey-Fan. Also habe ich nach meiner Rückkehr aus dem Ausland, wo ich zehn Jahre gelebt habe, meine Mithilfe für den Verein angeboten, als sich abgezeichnet hat, dass die wirtschaftliche Situation schwierig werden könnte. Das war im Januar. Erst Mitte März hatte ich aber den Optionsvertrag in den Händen. Ich konnte also erst zu diesem Zeitpunkt die Initiative ergreifen und eine wirtschaftliche und rechtliche Due Diligence (eine Prüfung der wirtschaftl. Lage, d. Red) einleiten. Der Zeitplan war damit sehr eng.

"Spekulationen bringen uns jetzt nicht weiter"

Haben Sie die Gesamtsituation unterschätzt?

Nein. Aber die emotionalen und finanziellen Altlasten sind und waren in diesem Verein sehr hoch. Wir haben nun an einem Konzept gearbeitet, um die Tigers neu aufzustellen. Wir hatten bislang zeitlich gar keine Möglichkeit, realistisch auf Sponsoren zuzugehen, die sich wie ich längerfristig engagieren wollen. Daher haben wir erst einmal versucht, den aktuellen Sponsorenbestand aufzunehmen. Allerdings hätte es für die nächste Saison mit Bionorica keine finanziellen Probleme gegeben. Die Saison wäre durch den Sponsorenpool abgesichert gewesen.

Sehen Sie noch eine Zukunft für die Ice Tigers?

Wenn wir gar keine Chance mehr sehen würden, könnten wir unsere Arbeit gleich einstellen. Aber noch gibt es vielleicht eine kleine Möglichkeit, diesen Sport hier zu erhalten. Wie die genau aussehen könnte, dazu kann ich derzeit noch nichts sagen. Wichtig ist, dass wir jetzt ohne Nebengeräusche von außen Gespräche mit allen Beteiligten führen können. Spekulationen bringen uns jetzt nicht weiter. Eher die tatkräftige Unterstützung von Leuten und Unternehmen, die dem Eishockeysport verbunden sind.

Ist auch die Option „Sabo macht’s alleine“ eine dieser kleinen Möglichkeiten?

Nein. Alleine ist das nicht zu schaffen. Interview: Andreas Hock

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