Hundeschau: Tierische Schönheiten oder „Rassenwahn“?
Nürnberg – Mambo ist nicht der typische Schönheitskönig: Er ist ziemlich bullig, hat ein buschiges schwarzes Fell und schaut aus seinen braunen Augen etwas träge durch die Gegend. Hin und wieder läuft ihm sogar etwas Speichel aus dem Mund. Trotzdem ist Mambo ein Champion: Der dreijährige Neufundländer-Rüde hat schon mehrere Preise bei Hundeausstellungen in Deutschland eingeheimst. Am Wochenende wollen es ihm 3500 Hunde – und vor allem deren Herrchen und Frauchen - nachtun: Bei der 40. Internationalen Rassehunde-Ausstellung in Nürnberg wetteifern sie um einen Platz auf dem Siegertreppchen.
Mambo tritt nur im Jugendwettbewerb an, Schönheitskönig ist er ja schon. Die elfjährige Tochter seiner Besitzerin Sandra Thaler aus dem mittelfränkischen Birnbaum soll zeigen, wie gut sie mit dem fast ein Meter großen und rund 60 Kilo schweren Tier zurechtkommt. Schön gemacht wird Mambo vorher trotzdem. Die 41-jährige Thaler macht Mambos Fell nass, föhnt es wieder trocken und schneidet an Pfoten und Ohren das Fell. Vor einem Schönheitswettbewerb wäre der Aufwand größer, sagt sie.
Dabei komme es darauf an, wie sehr der Hund den Standards seiner Rasse entspreche, erklärt Ausstellungsleiter Peter Schön vom Verband für das Deutsche Hundewesen. Farbe und Größe, aber auch das Verhalten des Hundes spiele bei der Bewertung eine Rolle. Die besten Hunde werden ausgewählt, das sei wichtig für die Zucht, erklärt Schön. „So kann man die Rasse mit all ihren Merkmalen erhalten.“
Tierschützer sehen genau das kritisch. „Dem Rassenwahn, der dazu führt, dass Hunde, Katzen und andere Tiere wegen eines bestimmten Merkmals gezüchtet oder gekauft werden, muss endlich ein Ende gesetzt werden“, fordert Charlotte Köhler von der Tierrechtsorganisation Peta. Dem Deutschen Tierschutzbund zufolge kann die Zucht nach optischen Merkmalen schlimme gesundheitliche Folgen für die Tiere haben. So haben zum Beispiel Möpse oder Bulldoggen mit besonders kurzen, runden Köpfen häufig Atembeschwerden. Schäferhunde leiden oft an Hüftschmerzen.
Auch die Hundeausstellung selbst stößt bei den Tierschützern auf Kritik. „Eine solche Ausstellung kann Stress für Hunde bedeuten, die nicht an den lauten Geräuschpegel, die engen Gegebenheiten und die große Anzahl fremder Hunde gewöhnt sind“, sagt Marius Tünte vom Tierschutzbund.
Neufundländer Mambo zumindest ist gelassen. Etwa 10 bis 20 Ausstellungen im Jahr besucht seine Besitzerin mit ihm. Bevor es ernst wurde, hat Thaler mit ihm im Einkaufszentrum geübt. Denn da gibt es vieles von dem, was einem Hund auf einer Messe gegen den Strich gehen könnte: Lärm, viele Menschen, Hektik. „Es muss ihnen ja auch gefallen, sonst wäre es ja Tierquälerei. Mit jedem Hund kann man das nicht machen“, sagt sie. Geübt hat sie mit Mambo nicht nur wegen der Ausstellungen. „Es ist gut, wenn man seinen Hund überall mit hinnehmen kann.“
- Themen:
- Mittelfranken