Hunderte nehmen Abschied von der blinden Alexandra R.

Alexandra R. ist auch im Tod nicht allein: Am Mittwoch nahmen in ihrem Heimatort im Allgäu Hunderte Abschied von der blinden Frau - sie war vergangene Woche zwischen U-Bahn-Waggons gefallen und von der U2 überrollt worden.
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Ihr Bild in einem Meer aus Blumen: Alexandra R. starb mit 28.
Nina Job 2 Ihr Bild in einem Meer aus Blumen: Alexandra R. starb mit 28.
Die Trauergäste vor der St. Peter und Paul-Kirche in Petersthal
Nina Job 2 Die Trauergäste vor der St. Peter und Paul-Kirche in Petersthal

PETERSTHAL - Alexandra R. ist auch im Tod nicht allein: Am Mittwoch nahmen in ihrem Heimatort im Allgäu Hunderte Abschied von der blinden Frau - sie war vergangene Woche zwischen U-Bahn-Waggons gefallen und von der U2 überrollt worden.

Acht Tage, nachdem die blinde Studentin Alexandra R. (28) am Bahnhof Silberhornstraße von einer U-Bahn mitgerissen und getötet wurde, nahmen gestern im Allgäu hunderte Menschen Abschied von ihr. Auch einige blinde Weggefährten waren in die überfüllte Kirche St. Peter und Paul in Petersthal (Gemeinde Oy-Mittelberg) gekommen.

„Alexandra war ein ausgezeichnetes Vorbild. Sie war mutig und fröhlich. Statt zu verzweifeln, war sie entschlossen, das Beste aus ihrem Leben zu machen“, erinnerte Pater Jakob an die junge Frau. „Sie wollte selbstständig sein und niemandem zur Last fallen.“

Alexandra war von Geburt an blind, sie war als Frühchen auf die Welt gekommen, wog nur 840 Gramm. Den Bauernhof ihrer Eltern, die sanften Hügel des Allgäus mit seinen sattgrünen Wiesen, all das konnte sie nie sehen.

Mit sieben zog sie nach München - und hatte Erfolg

Schon mit sieben zog sie nach München, um die Landesblindenschule zu besuchen. Sie war eine gute Schülerin und eine ehrgeizige Leichathletin: Mit elf gewann sie bei Jugendwettkämpfen für Sehbehinderte in Columbia (USA) zweimal Gold.

Nach der Realschule lernte Alexandra R. in Nürnberg Bürokauffrau. Pater Jakob: „Doch sie war ein Münchner Kindl, sie wollte wieder heim.“ Sie machte das Fachabi, begann Sozialpädagogik zu studieren. Auf dem täglichen Weg von ihrer Wohnung am Nordbad zur Fachhochschule in Pasing mit Bus und S-Bahn begleitete sie 2005 ein Reporter. Alexandra R. hatte gelernt, sich allein mit ihrem Blindenstock zurecht zu finden. Doch die S-Bahn bereitete ihr Probleme: „Ich weiß oft nicht, wo die Türe ist“, berichtete sie damals.

Am Mittwoch war Alexandra R. wieder allein unterwegs. Als sie in eine U2 steigen wollte, verwechselte sie den Zwischenraum zwischen zwei Waggons mit einer offenen Tür. Die 28-Jährige stürzte aufs Gleis – und wollte wieder hochklettern. Doch da fuhr die U-Bahn bereits los.

Alexandra R. war voller Pläne. Sie steckte mitten in ihrer Diplom-Arbeit.

Nina Job

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