Hortensien-Joints belasten Gesundheit

München - Was eigentlich den Garten zieren soll, wird von so manch einem Rauschwilligen kurzerhand zweckentfremdet: Die bunt blühende Hortensie. In Bayern werden in jedem Frühjahr seit etwa zehn Jahren immer wieder Hortensien aus Vorgärten geklaut. Der Pflanze wird eine Marihuana-ähnliche Wirkung nachgesagt.
Heidemarie Lux, Oberärztin am Klinikum Nürnberg und Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer, warnt davor, sich an den Blumen zu berauschen. „Beim Rauchen der Hortensie wird eine größere Menge Blausäure freigesetzt.“ Die führe je nach Menge zu schlimmen Vergiftungen. „Die Atmungskette wird blockiert, das zentrale Nervensystem wird zerstört, und das kann zum inneren Ersticken, also zum Tod führen“, sagte Lux der Nachrichtenagentur dpa.
Auch die Langzeitfolgen seien nicht bekannt. Die Gefahr einzudämmen werde schwierig. „Wenn jemand eine Marihuana-Plantage entdeckt, wird die von den Behörden sofort zugemacht. Es wird aber niemand auf die Idee kommen, Hortensien in den Vorgärten zu verbieten“, sagte Lux. Nicht nur, weil die herkömmlichen Drogen illegal sind, steigen einige Rauschwillige auf die Gartenpflanze um: „Das ist oft eine Sache des Preises. Im Vergleich zum Kauf von Opiaten oder Cannabis ist es natürlich spottbillig, sich Hortensien aus dem Vorgarten zu klauen.“
Es konsumieren nicht nur Jugendliche, auch Ältere berauschen sich an der Naturdroge. Im Frühling sind es die Hortensien, aber „es gibt in jeder Jahreszeit irgendwelche Sachen mit berauschenden Wirkungen, die zum Teil hochgiftigen Substanzen enthalten“.
Über die Gründe für den riskanten Konsum kann Lux nur spekulieren. Unzufriedene Jugendliche probierten alles aus, um sich den Alltag zu verschönern. „Das ist die ständige Suche nach dem ultimativen Kick zulasten der Gesundheit.“