Honecker-Geschenk für Strauß: Eine Porzellan-Uhr aus Meißen
WINSEN/MÜNCHEN - Polit-Kitsch zu verkaufen: Vor mehr als 40 Jahren soll DDR-Staatschef Honecker Franz Josef Strauß ein teures Geschenk gemacht haben - jetzt verkauft ein Jäger-Freund aus Niedersachsen das gute Stück online.
Sie ist 50 Jahre alt, hat ein sehr plastisches Blütendekor mit Singvögeln und ist mutmaßlich ein Stück Zeitgeschichte: Ein Sammler von Meißener Porzellan versteigert im Internet eine Uhr, die er vor mehr als 40 Jahren von Franz Josef Strauß erhalten hat. Der wiederum hat das gute Stück nach Angaben des jetzigen Besitzers Gerd Bestel „als Diplomatengeschenk“ vom späteren Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker bekommen.
Noch steht die Uhr, von der 1959 nur sechs Stück hergestellt wurden, in Winsen (Niedersachsen). Zusammen mit vielen anderen Porzellan-Raritäten soll sie auf dem Internet-Portal www.tamundo.de mehr als 30 000 Euro bringen. Am Sonntag fällt der Hammer.
Der passionierte Jäger Bestel hat die Uhr unter dem Siegel der Verschwiegenheit 1968 von Strauß erhalten. Die beiden hatten sich fünf Jahre zuvor am Stammtisch in München kennengelernt und eine ganz besondere Vereinbarung getroffen: Bestel sollte den 20 Jahre älteren Strauß auf die Jägerprüfung vorbereiten, die er schließlich im November 1963 bei Gifhorn ablegte. Fernab vom Freistaat – Strauß, der gerade wegen der „Spiegel-Affäre“ seinen Posten als Verteidigungsminister verloren hatte, wollte wohl vermeiden, dass die Öffentlichkeit allzu aufmerksam seine Prüfungsleistungen verfolgt.
Ein Geschenk der DDR?
Als Dank für die Unterstützung gab’s nach Bestels Angaben die Uhr: „Sie war in einer prachtvollen Holzkiste verpackt, in der ich noch lange meine Munition aufbewahrt habe“, erinnert sich Bestel, der auch als Erfinder von Jagdwaffen und Angelzubehör von sich reden gemacht hat. „Strauß war immer sehr freizügig“, erinnert sich Bestel.
Völlig unklar ist, wann und bei welchem Anlass Strauß von Honecker zwischen 1959 und 68 ein „Diplomatengeschenk“ erhalten haben soll. Honecker war damals zwar Mitglied des Politbüros und zweiter Mann nach Ulbricht, diplomatische Beziehungen zur DDR gab es erst seit 1973.
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