Hohe Beteiligung bei Europawahl in bayerischen Großstädten
München/Brüssel (dpa/lby) - Bei der Europawahl zeichnet sich in mehreren bayerischen Großstädten eine deutlich höhere Wahlbeteiligung ab als vor fünf Jahren. In München, Regensburg, Augsburg, Würzburg und Nürnberg gingen bis zum Sonntagnachmittag mehr Menschen in die Wahllokale als 2014, wie die örtlichen Wahlämter mitteilten.
In der Landeshauptstadt gab die Wahlleitung die Beteiligung bis 16.00 Uhr mit 57,1 Prozent an. 2014 seien es zu diesem Zeitpunkt 42 Prozent gewesen. In beiden Vergleichszahlen sind die ausgegebenen Briefwahlunterlagen enthalten. Deren Anteil an der Gesamtzahl der Wahlberechtigten lag bei 29,7 Prozent (2014: 22,2 Prozent). "Wenn wir die Zahlen vergleichen, dann steuern wir auf eine höhere Beteiligung zu als 2014", sagte ein Sprecher.
In Regensburg legte die Beteiligung - ohne Briefwahl - im Vergleich zum Vorjahr um gut 18 Prozentpunkte auf etwa 39,4 Prozent zu (2014: rund 21,2 Prozent). Ähnlich entwickelte sich die Teilnahme in Augsburg. Dort kamen bis 16.00 Uhr 38,4 Prozent der Stimmberechtigten in die Wahllokale (2014: 22,7 Prozent).
In Würzburg verdoppelte sich die Beteiligung bis 15.00 Uhr etwa von 14,4 Prozent vor fünf Jahren auf 29,9 Prozent diesmal. In Nürnberg war der Unterschied nicht ganz so groß: In der Franken-Metropole gingen bis zum Nachmittag 28,5 Prozent der Berechtigten zur Wahl. 2014 waren es zu dem Zeitpunkt 20,1 Prozent, wie die Wahlleitung mitteilte.
Bei der Briefwahl zeichneten sich ähnlich wie in München vielerorts höhere Werte ab als 2014. In Würzburg etwa hätten mit 32,4 Prozent fast doppelt so viele Menschen Briefwahl beantragt wie bei der vergangenen Europawahl, sagte ein Sprecher. Auch in anderen Städten bestätigten die Behörden diesen Trend, konkrete Zahlen lagen aber zunächst nicht überall vor.
Anders als in den vergangenen Jahren hat die Wahl für Bayern dieses Mal einen besonderen Reiz: In dem CSU-Stellvertreter Manfred Weber kann sich erstmals seit Jahrzehnten ein Deutscher berechtigte Hoffnungen auf den Posten des Kommissionspräsidenten machen. Weber ist Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP). 2014 hatte die Wahlbeteiligung bei 40,9 Prozent gelegen.
Weber selbst gab seine Stimme nach dem Besuch des Gottesdienstes in seinem Heimatort Wildenberg (Kreis Kelheim) ab. Der 46-Jährige sprach von einem großen Tag der Demokratie und für die Zukunft Europas. Mit seiner Partei habe er für ein Europa der Stabilität und inneren Einheit gekämpft.
Mit rund 10,2 Millionen Wahlberechtigten zählt der Freistaat nach Nordrhein-Westfalen (13,8 Millionen) die meisten potenziellen Wähler in Deutschland. Die Umfragen sagen einen relativ eindeutigen Ausgang voraus - wie schon 2014 dürfte die CSU das mit Abstand beste Ergebnis einfahren. Offen ist aber, ob die Christsozialen jenseits der 40,5 Prozent von vor fünf Jahren landen. Die Demoskopen sahen sie zuletzt immer knapp unter der 40-Prozent-Marke. Spannend ist auch, wie die rechtspopulistischen Eurokritiker der AfD und die schwer kriselnden Sozialdemokraten abschneiden.
Erste Ergebnisse werden nach Schließung der Wahllokale um 18.00 Uhr erwartet. Bis das vorläufige Endergebnis vorliegt, dürften dann aber noch einige Stunden vergehen. Bereits am Montagmorgen werden dann die Parteien mit ihren Nachlesen beschäftigt sein. Wer neuer Kommissionspräsident wird, dürfte erst in einigen Wochen feststehen.
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