Hochwasser-Lage in Bayern: Mehrere Surfer bringen sich auf Isarwelle in Gefahr

München – Das Hochwasser hat Teile Bayerns weiter im Griff, die Lage scheint sich allerdings langsam zu entspannen. Der Landkreis Pfaffenhofen hat den Katastrophenfall aufgehoben, der Pegel an der Donau sinkt langsam, auf der Isar bei Plattling bringen sich Surfer in Gefahr. Die Lage im Überblick.
+++ Hochwasser: Bayerisches Gastgewerbe befürchtet Welle von Stornierungen +++
Update 10. Juni, 12.12 Uhr: "Aktuell häufen sich bei uns Rückmeldungen, dass viele auch gar nicht von Überschwemmungen betroffene Betriebe mit Stornierungen zu kämpfen haben", sagt Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Bayern (Dehoga). Er betont: "Nicht zuletzt das Pfingsthochwasser im Saarland hat gezeigt, dass nach der Flutwelle schnell eine Stornowelle kommen kann."
Als Treiber für die Absagen sieht er die Berichterstattung über die Flut. "Weite Teile Bayerns sind vom Hochwasser überhaupt nicht betroffen", sagt Geppert. Dies werde aber oft nicht deutlich, "die Vielfalt und Qualität" des touristischen Angebots blieben bestehen: "Allen verunsicherten Reisenden empfehlen wir: Informieren Sie sich gerne direkt bei unseren Gastgebern über die jeweilige Lage in der Region."
+++ Plattling: Mehrere Surfer bei Hochwasser auf Isarwelle +++
Update 10. Juni, 11.21 Uhr: Trotz der angespannten Hochwasserlage im Landkreis Deggendorf sind vermehrt Menschen auf der sogenannten Isarwelle in Plattling gesurft. Eine Frau wurde dabei nun am Sonntag leicht verletzt, wie die Polizei am Montag mitteilte. Sie sei von der Welle erfasst und nach unten gezogen worden. Demnach konnte sich die Surferin selber ans Ufer retten. Sie musste medizinisch versorgt werden. Wegen des Hochwassers der Isar weist die Polizei Plattling auf besondere Gefahren hin. Weitere Details gab die Behörde zunächst nicht bekannt.
+++ Landkreis Pfaffenhofen hebt Katastrophenfall auf +++
Update 10. Juni, 11.10 Uhr: Der Landkreis Pfaffenhofen hat den Katastrophenfall wegen Hochwassers wieder aufgehoben. Das entschied Landrat Albert Gürtner (Freie Wähler) am Sonntagabend, wie das Landratsamt in Pfaffenhofen am Fluss Ilm mitteilte. Als Grund wurde auf die fallenden Pegelstände verwiesen. Zudem habe sich die Lage in den weiterhin gefährdeten Orten stabilisiert. Der Katastrophenfall war in dem Landkreis am Samstag vor einer Woche ausgerufen worden.
Dem Landratsamt zufolge sind weiterhin Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, Sanitätsdienst und andere Organisationen im Einsatz. "Es liegt eine sehr anstrengende Woche hinter uns, in der von den Hilfskräften Übermenschliches geleistet wurde", wurde Gürtner in der Mitteilung zitiert. Insgesamt hätten mehr als 10.000 Einsatzkräfte gegen die Wassermassen gekämpft.
+++ Wasserstand der Donau sinkt über Nacht langsam +++
Update 10. Juni, 9.23 Uhr: Das Hochwasser der Donau in der Drei-Flüsse-Stadt Passau geht langsam zurück. Am Montagmorgen registrierte der Hochwassernachrichtendienst (HND) Bayern am Messpunkt Ilzstadt/Donau 7,64 Meter, wie die Experten online veröffentlichten. Am späten Sonntagabend waren noch 7,89 Meter gemessen worden. Am vergangenen Dienstag waren es in der Spitze 9,72 Meter, normal wären etwa 5,50 Meter.
Die Prognosen sagen allerdings für die Nacht auf Dienstag einen erneuten Wasseranstieg voraus wegen viel Regens am Alpenrand. Daher sind nach Angaben der Stadt einzelne Bereiche, die aktuell frei von Wasser sind, noch nicht für den Verkehr freigegeben werden. In Regensburg, wo die Wasserhöhe am Messpunkt Eiserne Brücke Ende Mai noch bei etwa 2,70 Metern lag, waren es am Montagmorgen mit 4,15 Metern deutlich mehr –Tendenz zunächst stagnierend. Am 5. Juni waren an dem Pegel noch 6,17 Metern gemessen worden.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) prognostiziert von den Alpen über das Vorland bis nach Niederbayern bis zum frühen Vormittag – im äußersten Südosten Bayerns bis zum Nachmittag – gebietsweise Mengen um 25 Millimeter innerhalb von etwa sechs Stunden bzw. um 30 Millimeter innerhalb etwa zwölf Stunden. Zum Abend hin kommt in Unterfranken neuer Niederschlag auf, der sich in der Nacht zum Dienstag mit weiterer Südostverlagerung aber abschwächt. Relevanter Niederschlag über fünf Millimeter/24 Stunden wird von den Modellen auch dann nicht simuliert.
+++ Behörden verärgert über Schaulustige in Flutgebieten +++
Update 7. Juni, 11.43 Uhr: In den bayerischen Hochwassergebieten ärgern sich die Helfer weiterhin über sogenannten Katastrophen-Tourismus. "Leider erhalten wir immer noch Berichte über das Auftreten von Schaulustigen", berichtete das Landratsamt Straubing-Bogen am Freitag. "Es wird daher nochmal dringend darum geben, sich von Einsatzorten der Feuerwehren fernzuhalten und die Einsatzkräfte nicht zu behindern."
In den vergangenen Tagen hatten sich immer wieder Verantwortliche der Städte und Landkreise darüber beschwert, dass Interessierte in die Flutregionen nur zum Zuschauen fahren. Der Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) versuchte mit schwarzem Humor, die Menschen von einem Spaziergang mit Gummistiefeln durch überschwemmte Straßen abzuhalten: "Sie wissen nicht, welcher Kanaldeckel schon vielleicht weggeschwemmt wurde, und es wäre jammerschade, wenn Sie auf Nimmerwiedersehen in der städtischen Kanalisation verschwinden würden."
+++ Pegel an unterer Donau sinken – weiter höchste Meldestufe +++
Update 7. Juni, 8.57 Uhr: Die Wasserstände an der unteren Donau in Bayern gehen zurück: So lag der Pegelstand an der Eisernen Brücke in Regensburg nach Daten des Hochwassernachrichtendienstes (HND) von 8 Uhr noch bei 5,57 Metern. Das ist weiter über der höchsten Meldestufe 4, die bei 5,50 Metern liegt. Laut Prognose müsste der Wasserstand aber im Laufe des Freitags die Schwelle unterschreiten. In den vergangenen Tagen hatte der HND Wasserstände von bis zu 6,17 Metern gemessen.
In Straubing wies der Pegel am Freitagmorgen einen Stand von 6,80 Metern auf, Tendenz ebenfalls sinkend, aber noch weit über der Meldestufe 4. Im hochwassererprobten Passau stand das Wasser der Donau 8,60 Meter hoch, Tendenz leicht sinkend, aber ebenfalls noch über der höchsten Meldestufe, die hier bei 8,50 Metern liegt.
An der oberen Donau bis einschließlich Kelheim sinken die Wasserstände weiter. Wenngleich die Donau in Kelheim weiter deutlich über der Meldestufe 4 liegt. Meldestufe 4 beschreibt ein Ausmaß der Überflutung bebauter Gebiete in größerem Umfang oder den erforderlichen Einsatz von Wasser- oder Dammwehr in großem Umfang.
+++ Hochwasser vernichtet die Ernte vieler Höfe +++
Update 7. Juni, 8.41 Uhr: Die Ernteausfälle in den Flutgebieten dürften enorm sein: Tiere müssen aus ihren überschwemmten Ställen gebracht werden, Felder stehen unter Wasser. "Die Wassermassen haben oft große Teile der Ernte für dieses Jahr vernichtet", sagte Markus Drexler, Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes (BBV).

Besonders schlimm sei die Situation in Schwaben und Teilen von Ober- und Niederbayern. "Die Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen wie Getreide, Rüben, Kartoffeln und Mais, aber auch an Sonderkulturen wie Feldgemüse, Erdbeeren oder Himbeeren erreichen ein Ausmaß, das in Zahlen derzeit gar noch nicht bezifferbar ist." Es gebe Betriebe, bei denen schon seit Tagen die gesamte Nutzfläche unter Wasser stehe.
Wenn noch junge Kartoffel- oder Maispflanzen mehrere Tage unter Wasser stünden, sterben und faulen sie ab. "Auch Wiesen und Getreide, das von den Wassermassen plattgewalzt wurde, ist in den allermeisten Fällen nicht mehr zu retten oder verunreinigt", sagte Drexler. Zudem mussten in den vergangenen Tagen in den Hochwassergebieten Ställe evakuiert werden. Meist hätten sich die Landwirte untereinander abgestimmt und Ausweichställe nutzen können, teilte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in München mit.
Schadstoffe aufs Feld geschwemmt?
Schäden an Ackerflächen hingen davon ab, ob es beispielsweise auch Schadstoffe auf die Felder geschwemmt habe, ergänzte er, machte aber auch Hoffnung: Geschädigte Maisflächen könnten möglicherweise neu angesät werden. "Für die weitere Pflege der Bestände ist die baldige Befahrbarkeit der Flächen entscheidend, die vom Verlauf der weiteren Niederschläge abhängt. Die ertraglichen Einbußen sind frühestens nach dem vollständigen Rückgang des Wassers abschätzbar."
Die Staatsregierung will für die von der Flutkatastrophe Betroffenen mindestens 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen. In einem Brief an Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) betonte BBV-Generalsekretär Carl von Butler, dass in Einzelfällen Betriebe erheblich, "vereinzelt bis an die Existenzgefährdung", betroffen sein dürften. Der Verband sei dankbar für die in Aussicht gestellten Hilfen, für viele Betriebe würden sie jedoch nicht annähernd ausreichen, ergänzte Drexler. Es sei wünschenswert, dass in besonders heftig betroffenen Einzelfällen auch über die vorgesehene Grenze hinaus geholfen werden könne.
+++ Lkw-Fahrverbote nach Hochwasser aufgehoben +++
Update 7. Juni, 8.19 Uhr: Zugunsten von Hilfs- und Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser sind bestimmte Lastwagenfahrverbote in Bayern bis Ende Juli aufgehoben. Das Sonn- und Feiertagsfahrverbot sowie das Fahrverbot nach der Ferienreiseverordnung für Lastwagen ab 7,5 Tonnen werde im Zuge von Rettungs-, Hilfs- und Aufräumarbeiten und für die Versorgung der Bevölkerung ausgesetzt, teilte das Innenministerium am Donnerstag mit.
"Nach der schlimmen Hochwasserkatastrophe ist es wichtig, die Versorgung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). "Außerdem geht es darum, Schäden schnellstmöglich zu beseitigen. Der Wegfall des Sonn- und Feiertagsfahrverbots für Lkw unterstützt uns dabei, die Hochwasserfolgen zu beseitigen."
Die Hochwasser-Situation zwischen Kelheim und Passau war auch am Donnerstag angespannt, besonders in Regensburg. Die schwäbischen und oberbayerischen Hochwasser-Landkreise sind ebenfalls noch längst nicht zurück in der Normalität. Drei Menschen wurden laut Innenministerium zuletzt noch vermisst. Zudem drohen dem Süden Bayerns nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erneut schwere Regenfälle.
+++ Nach dem Hochwasser: Plan für Sicherung an Burg Falkenstein +++
Update 6. Juni, 15.27 Uhr: Die Regenfälle haben auch die Burg Falkenstein im oberbayerischen Flintsbach schwer getroffen. Nach einem Hangrutsch starten nun Sicherungsmaßnahmen für die Reste der Burgruine. Derzeit sei die Situation auf dem Gelände weitgehend stabil, teilte das Landratsamt Rosenheim am Donnerstag mit.
Für die Sicherung am Hang komme ein Spezialunternehmen aus Tirol zum Einsatz, unter anderem soll das Gestein mit Netzen gesichert. An der Burg werden zudem die Mauerreste gesichert. Teilweise seien sie von archäologischer Bedeutung. Im Burghof werde eine provisorische Ableitung verlegt, um mögliche Niederschläge an der Abbruchkante vorbeizuleiten. Diese Arbeiten übernimmt ein lokales Erdbauunternehmen. Fachkundige Ehrenamtliche sollen zudem das Trümmerfeld abgehen, um mögliche Funde zu sichern.

Die Höhe des Schadens lässt sich laut Landratsamt noch immer nicht beziffern. Die Burgruine war durch den anhaltenden Starkregen erheblich beschädigt worden. Ein Statiker und ein Architekt hatten den Schaden an der teilweise abgerutschten Burg am Dienstag angesehen; am Mittwoch prüfte ein Geologe den Untergrund. Eine erste Untersuchung ergab demnach, dass die Burgmauer nicht durch einen Murenabgang zerstört wurde. Stattdessen sollen herabstürzende Wassermassen einen erheblichen Teil der Burgmauer niedergedrückt und hangabwärts geschwemmt haben. Unterhalb der Burg waren zunächst 50 Anwohner in Sicherheit gebracht worden.
Die Burgruine unweit der Autobahn an der Grenze zu Österreich gilt als Wanderziel. Die Hauptburg Falkenstein wurde nach Angaben der Tourismusgesellschaft Chiemsee-Alpenland etwa um 1300 erbaut. Im 15. und 16. Jahrhundert entstand die Vorburg. Nach einer umfangreichen Ausbauphase im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Anlage gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Brände zur Ruine. Sie ist Teil des Denkmalkomplexes Petersberg mit der romanischen Peterskirche und dem dazugehörigen Mesnerhaus.
Von 2016 bis 2019 wurde die Burg Falkenstein laut Landratsamt für rund eine Million Euro aufwendig saniert. Nun soll es Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege zum weiteren Vorgehen geben.
+++ Landeswahlleiter: Hochwasser hat Auswirkungen auf Wahl +++
Update 6. Juni, 14.38 Uhr: Neue Wahllokale, verlorengegangene Wahlunterlagen: Das Hochwasser hat Folgen für den Ablauf der Europawahl in Bayern. In einer Reihe von Gemeinden müssen die Wahllokale verlegt werden. Besonders betroffen sind die Landkreise Aichach-Friedberg, Augsburg, Freising, Günzburg, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen an der Ilm, wie Landeswahlleiter Thomas Gößl der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
In Einzelfällen sei etwa auch das Rathaus noch nicht nutzbar, weshalb provisorische Gemeindeverwaltungen eingerichtet worden seien. Gespräche mit den Wahlleitern der betroffenen Gebiete haben ergeben, dass eine ordnungsgemäße Durchführung der Wahl gewährleistet werden könne. Die einfachste Möglichkeit zu wählen, sei am Wahlsonntag der Gang ins Wahllokal. Wer bereits Briefwahl beantragt habe, könne mit Wahlschein und Ausweis auch im Wahllokal abstimmen.
Wer seine Wahlunterlagen durch das Hochwasser verloren oder noch gar nicht erhalten hat, solle sich so schnell wie möglich an seine Gemeinde wenden, dort neue Unterlagen beantragen und abholen. In diesem Fall sei es am einfachsten, die Briefwahl direkt an Ort und Stelle zu nutzen - also etwa den Wahlumschlag direkt bei der Gemeinde ausgefüllt wieder abzugeben. Neue Wahlscheine können laut Landeswahlleiter Gößl in Bayern noch bis diesen Samstag um 12 Uhr erteilt werden. Neben der Europawahl stehen in Bayern an diesem Sonntag auch eine Landratswahl, fünf Bürgermeisterwahlen und 14 Bürgerentscheide an.
+++ Lage im nördlichen Oberbayern entspannt sich weiter +++
Update 6. Juni, 12.14 Uhr: Während die Hochwasserlage in der Oberpfalz und Niederbayern angespannt bleibt, entspannt sich die Situation weiter westlich an der Donau zunehmend. Im zwischenzeitlich stark betroffenen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen seien die Pegelstände an der Donau wieder auf Meldestufe drei von vier gefallen, teilte das Landratsamt in Neuburg an der Donau am Donnerstag mit. Der Wasserstand der Paar, die vor einigen Tagen noch massive Probleme in der Region bereitet hatte, fiel demnach sogar auf Meldestufe zwei.
Nach Angaben des Landratsamts wird am Donnerstag vor allem in Schrobenhausen und Rennertshofen weiter ausgeräumt und Wasser abgepumpt. Die Behörde wolle Betroffenen dazu Container für Sperrmüll bereitstellen.
+++ Badeverbot für Seen im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm +++
Update 6. Juni, 10.22 Uhr: Für die Badegewässer in den Hochwasser-Gebieten im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm hat das dortige Gesundheitsamt ein Badeverbot ausgesprochen. Es sei davon auszugehen, dass die Seen wegen des Hochwassers durch Keime und Chemikalien verunreinigt sind, hieß es in einer Mitteilung des Landratsamtes. Der Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm war in den vergangenen Tagen besonders stark vom Hochwasser betroffen.
Die aktuellen Uferverhältnisse machten ein gefahrenfreies Baden ebenfalls unmöglich, teilte die Behörde weiter mit. Sobald von den Gewässern Proben genommen werden können und diese dann unproblematische Werte liefern, würden sie wieder freigegeben. Außerdem warnte das Gesundheitsamt davor, überschwemmte Bereiche zum Plantschen zu nutzen. Es sei von massiven mikrobiologischen und chemischen Belastungen auszugehen.
+++ Retter: Trotz Hochwassers Kanufahrer auf der Donau +++
Update 6. Juni, 9.32 Uhr: Einsatzkräfte warnen angesichts des Hochwassers an der Donau vor Bootsfahrten auf der Donau. "Wenn man merkt, dass das Wasser so ein bisschen zurückgeht, (...) die ersten Unvernünftigen bewegen sich aufs Wasser", sagte Andreas Dietz von der Wasserwacht Passau am Donnerstagmorgen im ARD-"Morgenmagazin". "Wir haben schon Kanufahrer gehabt, Standup-Paddler, die sich auf der Donau bewegen."
Das sei absolut lebensgefährlich, sagte Dietz. In Passau verzeichneten die Behörden am Donnerstag um 6.30 Uhr einen Pegelstand von 8,87 Metern. Dort sollte das Hochwasser laut Prognose am Morgen sogar noch leicht zunehmen. Normal sind Wasserstände von an die sechs Meter. Sollten sich Menschen auf der Donau bewegen, sei das auch ein Problem für die Rettungskräfte, sagte Dietz. "Wenn dort was passiert, müssen wir raus, und wir müssen unsere Einsatzkräfte auch in Gefahr bringen."
+++ Einsatzkräfte suchen weiterhin nach vermisstem Feuerwehrmann +++
Update 6. Juni, 9.21 Uhr: Die Suche nach einem im Hochwasser-Einsatz vermissten Feuerwehrmann in Schwaben geht weiter. "Wir geben die Hoffnung nicht auf", sagte ein Sprecher der Polizei am Donnerstag in Kempten. Im Laufe des Tages wollten die Retter versuchen, an den Ort zu gelangen, an dem das gekenterte Boot gesichtet wurde, in dem sich der Feuerwehrmann befand. Das war bislang nicht möglich. Der junge Mann war in der Nacht zum Sonntag in Offingen nahe der Grenze zu Baden-Württemberg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung gekentert. Die übrigen vier Einsatzkräfte an Bord konnten sich an Land retten und blieben unverletzt. Der 22-Jährige gilt seither als vermisst.
Die Fundstelle des Boots sei nur sehr schwer zugänglich, erläuterte der Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Zum einen versperre zahlreiches Treibgut den Weg für kleinere Boote. Zum anderen sei der Boden stark aufgeweicht, was den Ort auch zu Fuß selbst bei geringer Wasserhöhe derzeit kaum zugänglich mache. Bäume erschwerten zudem den Zugang aus der Luft. Die Einsatzkräfte wollten nun über eine weitere Suche per Boot beraten.
Hoffnung macht die Rettung einer 32-Jährigen, die nach zweieinhalb Tagen im überfluteten Silberwald bei Neu-Ulm von einem Baum gerettet wurde. Sie hatte sich dort vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht. Mit einer Drohne wurde sie am Dienstag entdeckt und in ein Krankenhaus gebracht. In Bayern werden infolge des Hochwassers weniger Menschen vermisst als noch zu Wochenbeginn. Die Zahl der noch als vermisst gemeldeten Menschen habe am Donnerstagvormittag bei drei gelegen, sagte ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Am Dienstag schwankte sie noch zwischen fünf und sieben. "Tendenziell gehen die Fälle zurück", sagte der Sprecher.
Die Zahl der Vermissten kann sich allerdings immer wieder ändern - zum einen, wenn als vermisst gemeldete Menschen sich vor Ort bei den Behörden melden, zum anderen durch mögliche weitere Vermissten-Fälle in den noch stark vom Hochwasser getroffenen Gebieten im Osten Bayerns.

Update 6. Juni, 9.15 Uhr: In der Debatte um den Bau von Flutpoldern in Bayern hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erneut das bisherige Vorgehen der Staatsregierung verteidigt. "Für die Iller haben die Polder noch Schlimmeres verhindert. Die Polder an der Donau hätten für Schwaben und die kleineren Flüsse jedoch keine Relevanz gehabt", sagte Söder der "Augsburger Allgemeinen".
Beim aktuellen Donau-Hochwasser haben die bisherigen Schutzmaßnahmen laut Söder ausgereicht. "Das heißt, für das jetzige Geschehen hätten mehr Polder auch nicht die Lage verändert." Ähnlich hatte sich zuvor auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) geäußert. Flutpolder sind Flächen, die mit Deichen abgegrenzt und bei extremen Hochwasserereignissen geflutet werden können.
"Wir setzen insgesamt auf einen umfassenden Hochwasserschutz – mit technischen und natürlichen Maßnahmen. Aber es gibt leider nie eine Garantie für hundertprozentigen Schutz", befand Söder. "So waren diesmal stärkere Regenereignisse, ein im Vergleich ohnehin hoher Grundwasserspiegel und aufgeweichte Dämme für die Situation in Schwaben ausschlaggebend."
Mit Blick auf eine bislang oft fehlende Akzeptanz für Hochwasser-Schutzmaßnahmen wie Flutpolder sagte Söder: "Wahr ist, dass es vor allem bei den Freien Wählern grundsätzliche Debatten zur gesamten Polderstrategie gab. Inzwischen ist das anders." Die CSU habe die Notwendigkeit nie infrage gestellt. "Die Realität ist aber auch, dass es vor Ort oft große Widerstände gegen den Bau von Poldern gibt. Die Akzeptanz ist parteiübergreifend gering – und die Umsetzung entsprechend zäh." Es brauche einen kommunalen Hochwasser-Check. "Wir werden auch mehr Geld in den dezentralen Hochwasserschutz in den Gemeinden stecken müssen."
Zu seinen Eindrücken von den besonders vom Hochwasser betroffenen Orten im Freistaat sagte Söder: "Das sind aufwühlende Tage. Man spürt, wie extrem die Menschen betroffen sind und man lernt Demut vor der Natur." Am schlimmsten seien die Todesopfer. "Wir trauern um sie und mit den Angehörigen." Positiv beeindruckend sei die riesige Hilfsbereitschaft, das hervorragende Zusammenspiel der Rettungskräfte und der vielen freiwilligen Helfer, die jetzt aufräumten.
+++ Wetter-Prognose: In Bayern vorerst regnerisch und gewittrig – teils mit Hagel +++
Update 6. Juni, 8.52 Uhr: Nach einem teils sonnigen, teils wolkigen Start in den Donnerstag wird es in Bayern im Tagesverlauf wohl Schauer und Gewitter geben. Auch auf kleinen Hagel müsse man sich einstellen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit. Südlich des Mains soll es ab den Mittagsstunden teils Starkregen mit 15 bis 25 Litern pro Quadratmeter und stürmische Böen bis zu 70 Kilometern pro Stunde geben. Am späteren Nachmittag bis in die Nacht zum Freitag wird es demnach vereinzelt unwetterartige Entwicklungen mit teilweise Starkregen mit über 25 Litern pro Quadratmeter, Sturmböen mit rund 85 Kilometern pro Stunde und größeren Hagel geben.

Auch am Freitag bleibt es voraussichtlich regnerisch. Nach einem freundlichen Start soll es im Laufe des Tages Regenschauer und Gewitter geben mit Temperaturhöchstwerten zwischen 20 und 26 Grad, wie die Meteorologen mitteilten. Auch der Beginn des Samstags soll freundlich werden. Im Süden Bayerns könne es bereits ab Mittag, in der Mitte Bayerns ab dem Nachmittag starke Gewitter teilweise mit Starkregen geben. Am Sonntag soll es südlich des Mains gebietsweise Schauer und gewittrigen Regen geben. Nördlich des Mains können sich die Menschen weitgehend auf einen trockenen Tag mit wenig Sonne einstellen.
+++ Hochwasser an der unteren Donau hält weiter an +++
Update 6. Juni, 7.30 Uhr: Die Wasserstände an der unteren Donau in Bayern bleiben auch am Donnerstag hoch. Wie aus Daten des Hochwassernachrichtendienstes (HND) am Morgen hervorging, verbleiben die Pegelstände in Regensburg, Straubing und Passau weiterhin über der Meldestufe 4.
Der Pegel der Donau an der Eisernen Brücke in Regensburg wies um 6.30 Uhr einen Wasserstand von 6,07 Metern auf. Laut Prognose des HND sollte das Hochwasser im weiteren Verlauf leicht abnehmen. An der Donau in Straubing stagnierte der Wasserstand um 6.45 Uhr bei 7,12 Metern bei ebenfalls leicht sinkendem Trend. Im hochwassererprobten Passau verzeichnete der HND um 6.30 Uhr einen Pegelstand von 8,87 Metern. Hier sollte das Hochwasser laut Prognose am Morgen sogar noch leicht zunehmen.
An der oberen Donau bis einschließlich Kelheim nimmt das Hochwasser dagegen weiter ab. Wenngleich die Donau in Kelheim weiter deutlich über der höchsten Meldestufe 4 liegt. Auch die Zuflüsse in diesem Bereich wiesen laut HND zuletzt überwiegend sinkende Pegelstände auf.
Update 5. Juni, 18.06 Uhr: Als in Schwaben Hochwasser herrscht, ist eine Frau mit ihrem Rad in der Nähe des Flusses Mindel unterwegs. Dann verschwindet sie. Drei Tage später herrscht traurige Gewissheit. Wie die Polizei mitteilt, ist eine 79 Jahre alte Frau am heutigen Mittwoch leblos im Mindelkanal in Schwaben entdeckt worden. Sie war demnach am Sonntag in Jettingen-Scheppach zwischen Augsburg und Ulm als vermisst gemeldet worden.

Den Angaben zufolge war die nun gefundene Frau am Sonntag gegen Mittag noch von einem Zeugen in der Nähe des Flusses Mindel gesehen worden. Die 79-Jährige war demnach mit ihrem Fahrrad dort unterwegs. Später habe sich die Spur der Frau verloren, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten hätten ohne Erfolg viele mögliche Anlaufstellen überprüft und Angehörige befragt. Auch ein Polizeihubschrauber sei bei der Suche nach der 79-Jährigen im Einsatz gewesen. Ein Anwohner habe die leblose Frau am Mittwoch schließlich im Mindelkanal in Jettingen-Scheppach entdeckt. Es handle sich zweifelsfrei um die Vermisste. Hinweise auf ein Fremdverschulden in dem Fall gebe es bislang nicht, teilte die Polizei mit. Die Kripo Neu-Ulm ermittelte zu den genauen Umständen des Todes.
Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland damit mindestens sechs Menschen ums Leben, vier davon in Bayern. Zudem wurden laut bayerischem Innenministerium vom Dienstag mehrere Menschen vermisst, darunter ein 22 Jahre alter Feuerwehrmann in Schwaben. Die Zahl der Vermissten schwankte zuletzt jedoch nahezu stündlich.
+++ Söder besucht Hochwassergebiet in Passau +++
In der Drei-Flüsse-Stadt Passau gehen die Menschen relativ routiniert mit Hochwasser um. Am Mittwoch besuchte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die dortige Altstadt, an deren Spitze Donau, Inn und Ilz zusammenfließen. Die Pegelstände von Donau und Inn gehen dem Hochwassernachrichtendienst (HND) zufolge langsam zurück. Söder traf Einsatzkräfte und den Oberbürgermeister, Jürgen Dupper (SPD). Die Passauer seien "Hochwasser-Profis", sagte er und lobte das vorausschauende Handeln von Politik und Einsatzkräften. Die Helfer dort wie in ganz Bayern leisteten "Übermenschliches".
Der Hochwasserschutz in der Stadt sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut worden, so Oberbürgermeister Dupper. Wichtig für Passau wäre, dass in den Regionen flussaufwärts schon Hochwasser abgemildert werde. In den Uferbereichen der Altstadt standen noch Häuserzeilen unter Wasser. In den höher gelegenen Gassen saßen derweil die Menschen in Straßencafés bei Kuchen und Eis in der Sonne.
+++ Großes Aufräumen in Passau: Schulen in Altstadt öffnen wieder +++
Angesichts zwar hoher, aber langsam sinkender Wasserstände an der Donau haben in Passau am Mittwoch schon erste kleinere Aufräum-Arbeiten begonnen. Großflächigere Arbeiten seien voraussichtlich erst in Richtung Wochenende möglich, teilte die Stadtverwaltung mit.
Schon am Donnerstag soll in der Altstadt aber wieder regulärer Unterricht an Schulen stattfinden. Auch die Kitas in dem Bereich sollen dann wieder den Betrieb aufnehmen. Insgesamt bleibt die Hochwasserlage an der unteren Donau angespannt. Die Wasserstände an den Donaupegeln zwischen Donauwörth und Passau liegen auch am Mittwoch im Bereich der Meldestufe 4, wie es beim Hochwassernachrichtendienst (HND) hieß.
Die Hochwasserscheitel seien überwiegend langgezogen, das Wasser nur fließe langsam ab. Die Änderungen lägen teils über viele Stunden lediglich im Bereich von ein oder zwei Zentimetern. Von Neu-Ulm bis Ingolstadt fallen die Pegelstände der Donau.
Update 5. Juni, 8.10 Uhr: Die Hochwasserlage in Regensburg bleibt angespannt. Der Pegelstand sinke sehr langsam auf hohem Niveau, sagte eine Sprecherin der Stadt am Mittwochmorgen. Laut Hochwassernachrichtendienst (HND) lag der Pegelstand der Donau weiter bei über sechs Metern – normal sind etwa drei Meter.
Am Dienstagabend evakuierten die Einsatzkräfte etwa 30 Häuser entlang einer Straße an dem Fluss, weil der Untergrund wegen des hohen Grundwasserspiegels immer weiter aufweichte. Die Stabilisierung der Schutzwände an der Werftstraße werde auch am Mittwoch weiter im Fokus des Katastrophenschutzes stehen, sagte die Sprecherin. "Das ist unsere Schwachstelle."
In Passau sanken die Pegelstände an Donau und Inn am Mittwoch langsam. Die Pegelstände an der Donau lagen am Morgen nach Angaben des HND noch zwischen etwa 8,50 und knapp über neun Metern. Normal sind hier Wasserstände von an die sechs Meter. Damit galt weiterhin die höchste Meldestufe 4. Der Pegelstand an der Inn sank von gut sieben Metern auf etwa 5,80 Meter.
+++ Von Flut überrascht: Seit Tagen vermisste Frau bei Neu-Ulm gerettet +++
Update 4. Juni, 17.10 Uhr: Bei Neu-Ulm wurde eine 32-Jährige lebend entdeckt, von der seit Tagen jede Spur fehlte. Die Frau war im Wald von der Flut völlig überrascht worden und hatte sich in der Krone eines Baums vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht und so überlebt. Die 32-Jährige wurde schließlich am Dienstagmittag mittels einer Suchdrohne entdeckt und dann gerettet, wie die Polizei berichtete. Sie war seit der Nacht zum Sonntag im überfluteten Silberwald bei Neu-Ulm vermisst worden. Die geschwächte und dehydrierte 32-Jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Sie war in der Nacht von Samstag auf Sonntag in dem Wald unterwegs gewesen, als das Wasser immer weiter stieg. Gegen Mitternacht habe sie noch selbst mit dem Handy in der Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst anrufen können, sagte Polizeisprecher Holger Stabik. Zudem habe ein Bekannter von ihr Vermisstenanzeige bei der Polizei erstattet.
Danach war die Frau über ihr Mobiltelefon nicht mehr erreichbar, möglicherweise wegen eines leeren Akkus. Die Helfer begannen mit den Suchmaßnahmen. Nach dem Notruf hatte sich die Frau in die Krone eines umgestürzten Baumes retten können. In der Baumkrone harrte sie dann Tag und Nacht rund zwei Meter über dem Wasser aus. Als die Einsatzkräfte sie schließlich fanden, stand die Flut noch immer etwa brusthoch unter dem Baum.
Update 4. Juni, 14.55 Uhr: Mehrere Menschen gelten in den Hochwassergebieten Bayerns derzeit als vermisst. Ein Sprecher des Innenministeriums in München sagte dem Bayerischen Rundfunk, die Zahl der Vermissten habe am Dienstagmorgen bei sieben gelegen, im Laufe des Vormittags waren es noch fünf, am frühen Nachmittag dann sechs. Ein Sprecher des Innenministeriums beschrieb die Lage als "extrem volatil". Unter den Vermissten könnten sich demnach auch Menschen befinden, die sich inzwischen bei den Behörden vor Ort zwar gemeldet haben, deren Meldung aber bislang nicht ans Lagezentrum in München weitergegeben wurde. Die Zahlen seien aus diesem Grund "nicht sehr valide". Auch ein Feuerwehrmann in Schwaben galt am Dienstag als vermisst. Der 22-Jährige war in Offingen mit weiteren Einsatzkräften mit einem Boot gekentert. Die anderen konnten sich retten.
Update 4. Juni, 14.45 Uhr: Schaulustige machen mancherorts den Einsatzkräften zu schaffen. Etliche Behörden appellierten an die Bürgerinnen und Bürger, abgesperrte Bereiche nicht zu betreten, sich von Dämmen fernzuhalten und den Anweisungen der Einsatzkräfte zu folgen. Die Oberbürgermeisterin von Regensburg, Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD), warnte vor Katastrophentourismus. "Bitte nicht gehen und schauen, wie es steht. Vor allem nicht auf die Stege gehen, sondern einfach mal sich zurückhalten, weil da müssen die unterwegs sein können, die wirklich helfen und was zu tun haben", sagte sie im Bayerischen Rundfunk. Auch der Oberbürgermeister der Stadt Passau, Jürgen Dupper (SPD), hatte die Bürger am Montag aufgerufen, das Hochwassergebiet zu meiden: "Bitte schön: Wer in der Altstadt nichts zu tun hat, der möge da bitte fernbleiben. Und es ist auch fahrlässig, durch das Wasser zu watscheln. Sie wissen nicht, welcher Kanaldeckel schon vielleicht weggeschwemmt wurde, und es wäre jammerschade, wenn Sie auf Nimmerwiedersehen in der städtischen Kanalisation verschwinden würden."
Update 4. Juni, 14.20 Uhr: Die bayerische Staatsregierung will mindestens 100 Millionen Euro an Finanzhilfen für Betroffene bereitstellen. Von dem Hilfspaket sollen grundsätzlich sowohl Privathaushalte als auch Gewerbebetriebe, Selbstständige sowie Land- und Forstwirte profitieren können. "Bayern hilft, schnell und unbürokratisch", so Söder. "Wir lassen in der Not niemanden allein."
Laut dem CSU-Chef sollen Haushalte bis zu 5000 Euro an Soforthilfen bekommen können, für Ölschäden an Wohngebäuden bis zu 10.000 Euro. Bei einer drohenden Existenzgefährdung würden sogar bis zu 100 Prozent erstattet, kündigte Söder an. Unternehmen und Gewerbetreibende sollen zwischen 5000 und 200.000 Euro an Soforthilfen bekommen können. Wären die Schäden versicherbar gewesen, werden die Summen reduziert.
Am Nachmittag will sich der CSU-Chef zusammen mit Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) ein Bild von der Situation in Regensburg machen.
Update 4. Juni 14.02 Uhr: Die Stadt Passau in Niederbayern hat aufgrund der erwarteten Zuspitzung der Hochwassersituation am Dienstag den Katastrophenfall ausgerufen. Für die Donau werde im Laufe des Nachmittags ein Pegelstand von rund zehn Metern erwartet, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Aktuell betrage der Pegelstand 9,97 Meter.

Relativ zeitgleich werde aber auch der Scheitel des Inns die Dreiflüssestadt erreichen, hieß es. Aufgrund des Starkregens am Montag rechnet die Stadt dort mit einem Pegelstand von mehr als sieben Metern.
Zahlreiche Straßen und Plätze in Passau sind wegen des Hochwassers bereits gesperrt, Schulunterricht fällt aus. Der Busverkehr ist beeinträchtigt, Verbindungen in die Altstadt wurden am Dienstag komplett eingestellt. Betroffen ist den Angaben zufolge vor allem die Alt- und Innenstadt. Die Stadt warnte dringend davor, überflutete Bereiche zu betreten. Das gesamte Hochwassergebiet solle grundsätzlich gemieden werden. In Passau kommen die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz zusammen. Vor allem entlang der Donau spitzt sich die Hochwasserlage in Bayern weiter zu.
Update 4. Juni, 12.50 Uhr: In Regensburg erreicht der Donau-Pegel eine Höhe von 5,80 Meter (Meldestufe 4). Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer ruft den Katastrophenfall aus.
Update 4. Juni, 12.40 Uhr: Der Hochwasserpegel in Passau an der Donau nähert sich weiterhin der Zehn-Meter-Marke. Laut dem Hochwassernachrichtendienst lag der Pegel um 11.30 Uhr bei 9,93 Metern. Mit dem Höchststand wird am Nachmittag gerechnet. Die hohen Wasserstände oberhalb der Meldestufe 4 sollen noch bis einschließlich Mittwoch anhalten.
+++ Mit Badeanzug: Frau geht im Hochwasser schwimmen +++
Update 4. Juni, 12.22 Uhr: Eine Frau ist im niederbayerischen Deggendorf im Hochwasser in einer vollgelaufenen Fußgängerunterführung schwimmen gegangen. Die Feuerwehr habe bei einer Kontrollfahrt am Montagabend die Frau im Badeanzug gesehen und aus dem Wasser gerufen, sagte eine Rathaussprecherin am Dienstag.
Die Stadt appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, das Badeverbot in überschwemmten Bereichen einzuhalten und bat um "Durchhalten". Am Donnerstag starte in Deggendorf die Freibadsaison, hieß es.
Update 4. Juni, 12.20 Uhr: Die Lage an den Flüssen und Bächen im Landkreis Rosenheim hat sich entspannt, teilt der Landkreis mit. Die Meldestufe 1 sei inzwischen “flächendeckend unterschritten”. In Feldolling an der Mangfall und Wasserburg am Inn lägen die Werte jedoch weiterhin über der Meldestufe 1. Insgesamt gäbe es “aktuell noch rund 350 offene Einsatzstellen”. Der Schwerpunkt der Aufräumarbeiten liege dabei in der Gemeinde Raubling. Angaben zufolge waren dort mehr als 300 Keller überflutet.
Update 4. Juni, 12 Uhr: Im Landkreis Rosenheim zeigen sich nun die Folgen des Dauerregens. In Flintsbach rutschten am Vormittag Teile der Burg Falkenstein ab. 50 Anwohner unter der Burg sind in Sicherheit gebracht worden.
Update 4. Juni, 10.47 Uhr: Die Zahl der Todesopfer durch das Hochwasser in Bayern ist gestiegen. Eine Frau war am Montag in Markt Rettenbach im Landkreis Unterallgäu mit ihrem Auto von einer Straße ins Wasser gerutscht und später leblos geborgen worden, teilte die Polizei mit.
+++ Autobahn 9 wieder in beide Richtungen frei +++
Update 4. Juni, 9.58 Uhr: Die nach einem Dammbruch in Oberbayern teilweise gesperrte Autobahn 9 ist wieder ohne Einschränkungen freigegeben worden. Die am Montag eingerichtete Blockabfertigung in Richtung München sei am Dienstagmorgen wieder beendet worden, teilte die Polizei auf X mit. Alle Fahrspuren seien damit auf dem Abschnitt zwischen Ingolstadt-Süd und Langenbruck wieder "uneingeschränkt befahrbar".
Im Zuge der Blockabfertigung dürften zunächst nur jeweils 300 Fahrzeuge auf den Abschnitt, dann wurde die Fahrbahn immer wieder für einen bestimmten Zeitraum gesperrt. Andere Straßen in der Region wie die Bundesstraße 16 zwischen Manching und Ernsgaden blieben am Dienstag wegen Überflutung zunächst weiter gesperrt.
+++ Zugausfälle auf zahlreiche Strecken in Baden-Württemberg und Bayern +++
Update 4. Juni, 8.58 Uhr: Wegen der Hochwasserlage in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns kann die Deutsche Bahn einige Strecken im Nah- und Fernverkehr noch immer nicht anfahren. Auf vier Strecken komme es weiterhin zu Zugausfällen, teilte die Deutsche Bahn am Dienstag mit.
Betroffen sei auf der Strecke Stuttgart-Ulm-Augsburg-München der Abschnitt zwischen Ulm und Augsburg, auf der Strecke Nürnberg-Donauwörth-Augsburg-München der Abschnitt zwischen Donauwörth und Augsburg, auf der Strecke München-Memmingen-Lindau der Abschnitt zwischen Buchloe und Memmingen sowie die gesamte Strecke Ulm-Memmingen-Kempten. Kurz gesagt: München kann von Westen und Norden her nicht angefahren werden.
Die Bahn hat ihre Kulanzregelung bei Fahrkarten jetzt auch auf den Dienstag ausgeweitet - zwischen Sonntag und Dienstag gekaufte Fahrkarten für die betroffenen Strecken können auch später genutzt werden. Bei gleichem Ziel könne man mit dem Ticket auch eine andere Strecke fahren. Bei allen verkehrenden Zügen in der Region rechne die Bahn mit hoher Auslastung, der Nahverkehr in Bayern sei auch stark beeinträchtigt. Insgesamt rate die Bahn aber auch weiterhin von Zugreisen nach Süddeutschland ab.
Auf folgenden Strecken kommt es zu einzelnen Ausfällen und Verspätungen: München-Nürnberg-Erfurt-Berlin, Karlsruhe-Stuttgart-Ulm, Augsburg-München, Stuttgart-Mannheim-Frankfurt(M), München-Lindau-Bregenz-Zürich, Karlsruhe-Stuttgart-Crailsheim-Nürnberg, Augsburg-Kempten(Allgäu)-Oberstdorf, Nürnberg-Würzburg.
+++ Donau-Wasserstand in Passau steigt schneller als erwartet +++
Update 4. Juni, 8 Uhr: Der Wasserstand der Donau in Passau hat in der Nacht zum Dienstag die Neun-Meter-Marke überschritten. Um 3 Uhr meldete der Hochwassernachrichtendienst (HND) einen Wasserstand von 9,27 Metern. Am Montagabend lag der Pegelstand den Angaben nach noch bei 8,83 Metern. Den Prognosen des HND zufolge sollte der Scheitel am Dienstagnachmittag mit 9,50 Metern erreicht werden. Die Hochwasserwelle hat Passau schneller als erwartet erreicht. Der für den Nachmittag vorhergesagte Scheitelwert wurde bereits am Morgen gemessen. Aktuell (8.00 Uhr) steht die Donau bei 9,62 Metern. Tendenz: leicht steigend.
Ab einem Pegelstand von 8,50 Metern werden laut HND bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet. Dieser Stand war in Passau am Montagnachmittag erreicht worden. Auch der Inn ist schneller als vorhergesagt gestiegen. Aktueller Pegelstand (8.00 Uhr): 6,67 Meter. Das bedeutet Meldestufe 3. Die Altstadt ist seit gestern vom Verkehr abgeriegelt. Anwohner können ihre Häuser nur noch über die Fußgängerzone erreichen. Oberbürgermeister Jürgen Dupper warnt in den Sozialen Medien davor, die Gefahren des Hochwassers zu unterschätzen: "Sie wissen nicht, welcher Kanaldeckel schon weggeschwemmt wurde. Es wäre jammerschade, wenn sie auf Nimmerwiedersehen in der städtischen Kanalisation verschwinden würden."
+++ Teile einer Burgruine rutschen ab +++
Update 4. Juni, 6.50 Uhr: Teile der Burg Falkenstein im oberbayerischen Flintsbach sind angesichts des Dauerregens abgerutscht. Unterhalb der Burg seien 50 Anwohner in Sicherheit gebracht worden, teilte der Landkreis Rosenheim mit. Die Burgruine unweit der Autobahn an der Grenze zu Österreich gilt als Wanderziel. Die Hauptburg Falkenstein wurde nach Angaben der Tourismusgesellschaft Chiemsee-Alpenland etwa um 1300 erbaut. Im 15. und 16. Jahrhundert entstand die Vorburg. Nach einer umfangreichen Ausbauphase im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Anlage gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Brände zur Ruine. Sie ist Teil des Denkmalkomplexes Petersberg mit der romanischen Peterskirche mit zugehörigem Mesnerhaus. Wie groß das Ausmaß der Schäden an der Ruine ist, war zunächst nicht bekannt.
Im Landkreis Rosenheim ist die Hochwasser-Lage weiter angespannt. Bürgerinnen und Bürger sollten möglichst zu Hause zu bleiben. "Es besteht eine akute Gefahr für Leib und Leben", hieß es in einer Mitteilung der Behörde am Montagabend. Die Menschen sollten den Aufenthalt im Freien vermeiden, sich von offenen Gewässern fernhalten und die Rettungskräfte nicht bei ihrer Arbeit behindern.
+++ Erstmeldung +++
München – Das Hochwasser in Bayern verlagert sich zunehmend auf die Donau selbst. Neuerliche Regenfälle könnten den weiteren Rückgang allerdings verzögern. Zudem könne das Hochwasser auch wieder leicht steigen, aber ohne die Situation nach jetziger Einschätzung zusätzlich zu verschärfen, heißt es in dem Bericht des Hochwassernachrichtendienstes Bayern.
Die höchste Meldestufe vier wurde dem Lagebericht zufolge unter anderem an der Donau von Regensburg bis Straubing erreicht, in Passau werde es am Montagabend so weit sein. Wie der Landkreis Passau mitteilt, werde kein hundertjähriges Hochwasser befürchtet. Hauptbetroffen werde der Bereich oberhalb von Passau sein. Aber man gehe davon aus, dass die Scheitelwelle sich über einen längeren Zeitraum halten werde. Eine Situation, die eine Belastungsprobe für die Dämme darstellt. Vor Ort ist man sich aber sich, dass die Einsatzkräfte wegen der Vorlaufzeit die Lage im Griff haben. Am Unterlauf der Donau ab Passau (Erlau und Obernzell) bestehe nach aktuellem Stand gemäßigtere Hochwasser-Gefahr, allerdings sei die Inn noch ein unbekannter Faktor. Sollte es in dessen Einzugsgebiet noch stärker regnen und der Fluss in der Folge noch zusätzliche Wassermassen in die Donau bringen, könnten die Pegelstände unterhalb von Passau mehr als erwartet steigen, so der Landkreis in einer Meldung.
Scheitelwelle am Nachmittag in Donauwörth
In Donauwörth erwarten die Experten den Hochwasserscheitel für Montagnachmittag. In Kehlheim werde die Donau im Laufe des Tages in den Bereich eines 20-jährlichen Hochwassers steigen. Laut dem länderübergreifenden Hochwasserportal melden 86 von 241 Pegeln Hochwasser und 47 Warnungen sind weiterhin aktiv.
Wegen des Hochwassers der Donau ist im schwäbischen Donauwörth eine der zwei Hauptverkehrsbrücken gesperrt worden. Zudem sei die angrenzende Bundesstraße 2 zwischen Nordendorf und Mertingen nicht mehr befahrbar, teilte das Landratsamt Donau-Ries am Montag mit. Umleitungen seien eingerichtet. Auch in den Bereichen Rain und Nördlingen seien Straßen gesperrt. In Donauwörth erwarten die Experten des Hochwassernachrichtendienstes Bayern den Hochwasserscheitel für Montagnachmittag. Nach Angaben eines Sprechers des Landratsamtes kamen hunderte evakuierte Menschen entweder privat oder in Notunterkünften unter. Diese seien gut gefüllt, sagte er am Morgen.
Grund sei ein Höhentief, das sich von Norditalien zum Balkan hin verlagere. Auf diesem Weg kann es laut dem Wetterexperten vor allem in den südöstlichen Regionen des Freistaats zu lokal heftigem Starkregen kommen mit 25 bis 40 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde. Außerdem seien kleiner Hagel und Böen mit Geschwindigkeiten von um die 60 Kilometern pro Stunde möglich.
Weitere Unwetter im Süden Bayerns erwartet
Auch die Nacht zu Dienstag wird laut Deutschem Wetterdienst in Teilen Schwabens und Oberbayerns von Dauerregen geprägt sein. Gebietsweise werden voraussichtlich 40 bis 50 Liter pro Quadratmeter in etwa 18 Stunden fallen. An den Alpen könne diese Menge lokal auch bis zu 60 Liter pro Quadratmeter betragen, im Ober- und Ostallgäu teils sogar bis zu 65 Liter pro Quadratmeter. Dazu komme lokal Nebel mit Sichtweiten unter 150 Metern.
Bundeskanzler Scholz und Innenministerin Faeser in Bayern

Nach Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck reist nun Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in das Flutgebiet. Mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ist er am Montag in Reichertshofen eingetroffen. Vor Ort werden sie Ministerpräsident Söder und Innenminister Herrmann begleitet. Wie so viele andere Ortschaften wurde der oberbayerische Markt am Wochenende von Wassermassen überschwemmt.
Faeser drückte im Gespräch mit Lokalpolitikern ihre Betroffenheit über den Tod eines Feuerwehrmannes im Hochwasser-Einsatz aus: "Das ist wirklich furchtbar, was da passiert ist", sagte sie am Montag. "Da sieht man, wie gefährlich diese Einsätze sind." Außerdem sei sie beeindruckt, wie gut die Rettungskräfte zusammenarbeiten, sagte sie bei ihrem Besuch in Reichertshofen. Ihr Eindruck sei, "dass nach dem Ahrtal auch die Lehren daraus gezogen wurden, dass das viel besser funktioniert in der Koordinierung, in der Zusammenarbeit".
Und die Gefahr ist nicht gebannt: Meteorologen rechnen mit weiteren Niederschlägen. Nun rollt die Hochwasserwelle Richtung Niederbayern.
Am Abend spitzte sich die Lage in den schwäbischen Landkreisen Günzburg und Donau-Ries zu. Mehrere Orte nahe Auchsesheim wurden evakuiert. Die Behörden befürchteten, dass der ohnehin schon massiv durchweichte Damm der Schmutter überspült werden könnte. Auch die Donau und die Zusam sind in der Nähe. Kritisch war die Situation auch in Manching im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Ein Polizeisprecher sagte, man hoffe, dass die Dämme der Paar hielten.
Wenige Kilometer entfernt bei Baar-Ebenhausen war am Sonntag der Damm an zwei Stellen gebrochen und hatte die Orte geflutet. Im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen wurde in der Nacht zu Montag ein Anstieg des Pegelstandes der Donau über die Meldestufe 4 hinaus erwartet, der Scheitelpunkt dann zur Mitte der Woche.
In diesen Kreisen haben Schulkinder wegen des Hochwassers in Bayern frei
Vor allem in Schwaben und Oberbayern standen Häuser und Straßen unter Wasser, Menschen mussten zum Teil mit dramatischen Rettungsaktionen aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden. Sogar Autobahnen wurden abschnittsweise gesperrt. Und Alltag ist nicht in Sicht. Dort, wo das Wasser sich langsam zurückzieht, fängt das Aufräumen an.
Und so manche Schulkinder dürften vorerst zu Hause bleiben. Viele Schulen in besonders betroffenen Regionen hatten den Präsenzunterricht für Montag abgesagt, auch Kitas oder Förderzentren sollten zu bleiben, etwa in den Landkreisen Aichach-Friedberg, Dillingen, Freising, Günzburg, Neuburg-Schrobenhausen, Neu-Ulm oder Pfaffenhofen an der Ilm. Für jüngere Schulkinder wurden oft Notbetreuungen eingerichtet.
Fluten fordern mehrere Todesopfer
Vom Hochwasser betroffen waren auch andere Einrichtungen. In Weißenhorn mussten am Sonntag rund 100 Patientinnen und Patienten eine Klinik verlassen, darunter sieben Intensivpatienten. In Lauingen sollte ein Alten- und Pflegeheim nahe der Donau geräumt werden. Bereits am Samstag wurden Häftlinge der Justizvollzugsanstalt in Memmingen evakuiert.
Wie schlimm die Lage ist und wie unermüdlich die Helferinnen und Helfer arbeiten, davon konnten sich Vizekanzler Robert Habeck (Grüne), der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Samstag selbst ein Bild machen. Trauer löste vor allem der Tod eines Feuerwehrmannes aus, der bei einem Einsatz in Pfaffenhofen an der Ilm mit einem Schlauchboot gekentert war und am Sonntagmorgen tot aufgefunden wurde.
Unklar war dagegen das Schicksal eines 22-Jährigen im schwäbischen Offingen. Er hatte in einem Boot der Wasserrettung gesessen, das aufgrund der starken Strömung kenterte. Vier Helfer konnten sich an Land retten, der junge Feuerwehrmann dagegen blieb verschwunden. Trotz einer Suche auch mit Hubschraubern konnte er bis zum Sonntagabend nicht gefunden werden, wie die Polizei mitteilte.
Ein weiteres Todesopfer hat es in Schrobenhausen gegeben. Dort wurde eine Frau vermisst. Sie wurde nach Angaben der Polizei zuletzt im Keller ihres Hauses gesehen, der inzwischen unter Wasser steht. Dort haben Rettungskräfte die Leiche inzwischen gefunden, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Lebensgefährlich verletzt wurde der Beschäftigte eines Energieunternehmens. Der 27-Jährige hatte in Allershausen im oberbayerischen Landkreis Freising einen Stromschlag erlitten, wohl bei Arbeiten im Zusammenhang mit dem Hochwasser. Zu seinem Zustand konnte die Polizei keine Angaben machen.
Die Regenmengen sind nach Einschätzungen von Experten extrem. Der Böden könne dieses viele Wasser schlicht nicht mehr aufnehmen, hieß es. So fielen etwa in Bad Wörishofen westlich von München laut Deutschem Wetterdienst (DWD) bei dem Starkregen 129 Liter binnen 24 Stunden. Der Schnitt liege bei 101 Litern im Monat. Der Klimawandel macht Extremwettereignisse wahrscheinlicher.