Hitze- und Sonnen-Rekorde in Bayern: "Wir werden deshalb nicht Hurra schreien"

Nur ganz knapp schrammt Bayern im Juni an einem neuen Sonnen-Rekord vorbei. Während Bauern klagen, freut sich die Solarwirtschaft. Und eine bayerische Gemeinde verzeichnet einen Hitzerekord.
von  Tobias Lill
Viele Freibäder freuen sich über die Hitze.
Viele Freibäder freuen sich über die Hitze. © imago

München - Für die Meteorologen war es ein Monat der Rekorde und Beinahe-Rekorde: In Bayern wurden im vergangenen Juni 309,2 Sonnenstunden registriert – nur einmal seit Beginn der Aufzeichnungen vor sieben Jahrzehnten schien die Sonne im Juni mit 310,5 Stunden minimal länger: im Jahr 2019. Die Zahlen nannte das Regionale Klimabüro München des Deutschen Wetterdiensts auf AZ-Anfrage.

Zum Vergleich: Normalerweise scheint die Sonne im Juni nur an rund 200 Stunden. Der hellste Stern am Himmel strahlte damit zuletzt gut 55 Prozent länger als in einem Durchschnittsmonat. Einen absoluten Top-Wert verzeichnete der Freistaat allerdings: Nirgendwo in Deutschland war es im Juni so heiß wie im oberbayerischen Reit im Winkl. Dort kletterte die Temperatur an einem Tag auf knapp 36 Grad.

Hitze in Bayern: Landwirte besorgt um Ernte

Neben Freibädern und Sonnenanbetern konnten sich Besitzer von Solarstromanlagen freuen – sei es auf dem heimischen Dach oder in einem Solarpark. Sie dürfen höherer Erträge erwarten. Ein Sprecher des Solarverbands Bayern sagt der AZ: "Der Juni war rekordverdächtig. Das kompensiert aber nur einen Teil des bitteren Ausfalls von Januar bis Mai."

In den ersten fünf Monaten sei im Freistaat gut 30 Prozent weniger Solarstrom als im gleichen Vorjahreszeitraum erzeugt worden. Man freue sich dennoch über die vielen Sonnenstunden, so der Sprecher: "Wir werden deshalb aber nun nicht Hurra schreien!" Die Landwirte blicken dagegen sorgenvoll auf die in den kommenden Tagen beginnende Ernte. Der Bayerische Bauernverband erwartet unterdurchschnittliche Ernteergebnisse. Diese würden sich jedoch lokal erheblich unterscheiden.

"Es ist viel zu trocken": Getreideernte in Bayern vor großem Minus

"Seit Wochen fehlen Niederschläge, es ist viel zu trocken. Diese Trockenheit ist vor allem für die Sommerkulturen wie Sommergerste, Mais oder Kartoffeln dramatisch", sagt Verbandspräsident Günther Feißner der AZ. Für ihn ist klar: Auch der Weizen bräuchte zur besseren Abreife dringend noch etwas Regen: "Auf leichten Böden und dort, wo es besonders trocken war, werden auch die Erträge beim Weizen leider in diesem Jahr gering ausfallen."

Der Bauernverband verweist auf Schätzungen, denen zufolge die Getreideernte bundesweit auf rund 42 Millionen Tonnen absinken werde. Dies sind drei Prozent weniger als im Vorjahr. Im Zehnjahresschnitt belaufe sich das Minus auf fünf Prozent.

Wasserknappheit droht: Klimawandel wird spürbar

Der Trend scheint klar: "Seit den 2000er-Jahren liegt die Sonnenscheindauer merklich über den Werten der Vorjahrzehnte", sagt Lothar Bock vom Münchner Klimabüro des DWD. Zwischen 1961 und 1990 schien die Sonne in Bayern im Sommer im Schnitt nur 623 Stunden, in den vergangenen drei Jahrzehnten waren es bereits 670 Stunden. Eine Rolle spielt die menschgemachte Erderwärmung.

In Teilen Bayerns gibt es derweil Angst vor drohender Wasserknappheit. Ein sogenannter Wassercent sollte eigentlich schon in dieser Legislaturperiode eingeführt werden. Der Freistaat hatte die Pläne aber immer wieder verschoben, da CSU und Freie Wähler die Wirtschaft nicht durch zusätzliche Kosten belasten wollen.

Warnung vor Hitze in Bayern am Wochenende 

Richtung Wochenende soll es in Bayern heiße Temperaturen und viel Sonne geben. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) bringt der Freitag viel Sonne im Freistaat. Die Temperaturen steigen auf Höchstwerte zwischen 26 und 31 Grad. Der Wind weht schwach bis mäßig, zwischendurch frischt er auch mal auf. Sonnig bleibt es auch am Samstag. Nachmittags sollen aus dem Südwesten dichtere Wolkenfelder nach Bayern ziehen. Die Höchsttemperaturen liegen bei heißen 28 bis 34 Grad. Am Sonntag gibt es erneut viel Sonne.

Die Höchsttemperaturen steigern sich noch mal auf 30 bis 36 Grad. Dem DWD zufolge soll in Bayern auch in den kommenden Wochen weiter "sommerliches warmes Wetter mit einzelne Hitzeeinschüben" vorherrschen, samt einzelner Gewitter. Viele Bayern machen sich laut einer repräsentativen Umfrage Gedanken wegen der Trockenheit in diesem Sommer. 55 Prozent der Befragten sagten, dass sie deshalb besorgt seien, wie aus einer Umfrage des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hervorgeht. Im Fall von Wasserknappheit gaben 81,5 Prozent der Befragten an, aufs Autowaschen zu verzichten, um Wasser zu sparen.

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