Hitlers Lieblings-Fotograf – es war ein Fürther
Im Fotoatelier von Heinrich Hofmann lernte der „Führer“ seine Geliebte kennen
NÜRNBERG Leni Riefenstahl, deren Kritikfähigkeit gegenüber den Nazis bis zu ihrem Tod (2003) in Richtung Null tendierte, war für die laufenden Bilder zuständig. Mit ihren filmischen Inszenierungen zur Glorifizierung der braunen Machthaber, zum Beispiel von den Reichsparteitagen in Nürnberg, kam sie dem „Führer“ auch emotional sehr nah. Noch näher an ihm dran war der aus Fürth stammende Heinrich Hofmann (†72). Er war Hitlers Leibfotograf.
Praktisch jedes Foto, das Adolf Hitler aus nächster Nähe und/oder im privaten Umfeld zeigt, stammt von Heinrich Hofmann. Er fotografierte so, wie es dem Diktator gefiel: in heroischer Pose, verklärt, überhöht.
Später versuchte er, seine Arbeit in der Rolle von Hitlers Leibfotograf als pure Dokumentation herunterzuspielen: „Der Fotograf bildet ab, er hält fest, sonst nichts. Und er verschwindet auch symbolisch unter dem schwarzen Tuch, das ihn verhüllt.“ Die Wirklichkeit sah so aus, dass allein die stets in Szene gesetzte Vorteilhaftigkeit bei Hitlers Darstellung entscheidend war.
Es war kein Zufall, dass Heinrich Hofmann sich an der permanenten Nähe des schier allmächtigen „Führers“ erwärmen durfte. Dahinter steckte enorm viel Hartnäckigkeit, Arbeit – und natürlich ausreichende Parteigläubigkeit. Ohne die bedingungslose Unterordnung in das braune Machtgefüge wäre es nie soweit gekommen, dass Hitler ihn als Freund und Vertrauten ansah.
Heinrich Hofmann, der schon in jungen Jahren in die Landeshauptstadt nach München zog und dort ein Fotogeschäft eröffnete, entflammte schon früh für die nationalsozialistische Bewegung. Bereits 1920 trat er mit der Mitgliedsnummer 59 in die NSDAP ein. Die Freundschaft mit Dietrich Eckert, dem Herausgeber des NSDAP-Zentralorgans „Der völkische Beobachter“, beflügelte seinen Weg durch die Parteihierarchie. Er begann, Parteigrößen wie Hermann Göring und Rudolf Heß zu fotografieren, bald auch Hitler selbst. Der reservierte ihn kurz darauf ganz für sich.
Seine kritiklose Loyalität schlug sich rasch in zahlbarer Münze nieder. Mit Bildbänden, die für Parteimitglieder mehr oder weniger Pflichtlektüre waren, und propagandistischen Fotoserien scheffelte Hofmann mit seiner Firma „Heinrich Hofmann. Verlag national-sozialistischer Bilder“ Millionen. Zeitweise beschäftigte er 300 Mitarbeiter. Er war mit seiner Verlagstätigkeit und der Funktion als Leibfotograf Hitlers so eingespannt, dass er 1933 sein NSDAP-Stadtratsmandat für München freiwillig niederlegte.
Er backte danach immer größere Brötchen. Außer der Reihe wurde er zum Professor befördert und organisierte im Auftrag Hitlers große Kunstausstellungen. Sein Gönner verschaffte ihm darüber hinaus auch einen sehr heiklen, diskret zu handhabenden Job. Hofmann wurde Mitglied der Kommission zur „Verwertung der beschlagnahmten Werke entarteter Kunst“. Im Klartext: Hofmann war am geheimen Verkauf von Kunstwerken, die als entartet galten und von den Nazis aus dem Verkehr gezogen wurden, ins Ausland beteiligt.
Auch privat gab es eine pikante Verästelung, die aus Hofmanns Fotoatelier direkt zum „Führer“ reichte. Eva Braun, zunächst heimliche, dann in Partei- und Regierungskreisen akzeptierte Geliebte Hitlers, ging bei Hofmann in die Lehre. Im Atelier lernte sie auch „Herrn Wolf“ kennen, wie sich Hitler zunächst namentlich vorstellte.
Bei der Einschätzung von Hofmanns Rolle im Machtgefüge der NSDAP taten sich die Amerikaner nach dem Krieg schwer. Zunächst stuften sie ihn als einen maßgeblichen Repräsentanten der Nazis ein und wollten ihn in Nürnberg vor Gericht stellen. Davon rückten sie dann jedoch ab und verwendeten ihn und sein Fotoarchiv als wichtigen Zeitzeugen. In einem Entnazifizierungsverfahren wurde er Ende der 40er Jahre zu vier Jahren Haft verurteilt, bereits ein Jahr später aber wieder freigelassen. Schmerzlicher für ihn war, dass sein Millionenvermögen eingezogen wurde. Hofmann lebte bis zu seinem Tod im Dezember 1957 in München. H. Reister
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