Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“ in der Schule?

München - Ich mag mir nicht ausmalen, was geschieht, wenn der Pausengong ertönt, ehe die Auseinandersetzung mit und die Aufklärung über die menschenverachtenden Inhalte abgeschlossen ist“, sagt Charlotte Knobloch.
Die Vorstellung, Adolf Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“ im Unterricht zu behandeln, im Lehrplan zu verankern, findet die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland unerträglich. „Ich halte Hitlers antisemitisches Machwerk des Hasses nicht für einen geeigneten Baustein für den Unterricht“, sagt sie. „Die damit einhergehende Fokussierung auf die Person Hitlers ist irreführend.“
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Seit die Urheberrechte an Hitlers in den 1920er Jahren verfassten Machwerk ausgelaufen sind und eine viel beachtete und inzwischen 55 000 Mal verkaufte kritische Edition des Buches auf den Markt gekommen ist, diskutieren Bildungsexperten verstärkt die Rolle von „Mein Kampf“ im Schulunterricht.
Leitfaden für Lehrer
Die bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit ist gerade dabei, eine Broschüre zum Thema zu erstellen – quasi als Leitfaden für Lehrer, die das Buch mit ihren Schülern im Unterricht behandeln. Sie soll im Herbst erscheinen. „Die Edition ist ein großer Zugewinn – vor allem für die Vorbereitung der Lehrkräfte auf das Thema“, sagt Ulrich Baumgärtner, Professor für Geschichtsdidaktik an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, der an der Broschüre mitarbeitet.
Er betonte die Bedeutung von Originalquellen. Die Schüler hätten ein Recht darauf zu erfahren, woher das historische Wissen über den Nationalsozialismus stammt. Für Charlotte Knobloch sind diese Überlegungen nur schwer nachzuvollziehen.