Hitler-Gruß und Pranger
BURGHAIG - Skandalöse Unterrichtsmethoden einer Grundschule-Rektorin: Jetzt kommen immer mehr Details ans Licht. Die 59-Jährige wurde vom Dienst inzwischen suspendiert.
Die Vorwürfe gegen Ingrid H. (59), die ehemalige Rektorin der Grundschule in Burghaig, werden immer massiver: So soll sie ihre Schüler aufgefordert haben, sie mit „Heil Hitler!“ und ausgestrecktem Arm zu begrüßen, wenn sie das Klassenzimmer betrat. Sie soll die Leistungen des „Führers“ gerühmt und ihre Schüler in „arische“ und „nicht arische“ Gruppen aufgeteilt haben. Birgitt Fischer (44), Mutter von fünf Kindern, berichtet, Ingrid K. habe auch geäußert, dass ausländische Kinder nicht in ihr „Schulhofbild“ passten.
Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Ingrid K. wurde ihres Amtes enthoben. Doch möglicherweise sind die Vorwürfe zumindest zum Teil bereits verjährt. So stammen Hakenkreuze, die Schüler offenbar in ihre Religionshefte zeichnen sollten, aus dem Jahr 2002.
Die Unterrichtsmethoden von Ingrid K. hatten jahrelang für Angst und Schrecken an der kleinen Schule gesorgt: Als eine Erstklässlerin einem Buben einen Kuss auf die Wange gab, bestrafte die Lehrerin sie, „indem sich Sarah eine rote Karte um den Hals hängen musste. Jedem, der sie ansprach, musste sie sagen, was die Karte zu bedeuten hatte", berichtet ihre Mutter Margaritta H. Eine Drittklässlerin wurde eine Woche in die erste Klasse strafversetzt, weil sie mit ihrem Tischtennisschläger und einem unreifen Apfel im Pausenhof gespielt hatte. Ein roter Punkt auf dem Pflaster im Pausenhof diente als öffentlicher Pranger, wenn die Kinder rannten.
Immer neue Details kommen ans Licht. Birgitt Fischer: „In dieser Schule gab es viele Geheimnisse.“ Sie glaubt, dass die Kinder angehalten wurden, nichts zu erzählen.
Nach massiven Protesten darf Ingrid K. in Burghaig nicht mehr unterrichten. Allerdings wollte sie die Regierung von Oberfranken zu Beginn des neuen Schuljahres ins zehn Kilometer entfernte Burgkunstadt abordnen. Erst, als Bürgermeister Heinz Petterich (FWG) ankündigte, er werde Frau K. Hausverbot erteilen und zur Not die Schule zusperren, zog die Behörde die Notbremse. Sprecherin Andrea Weustink: „Frau K. wird in der nächsten Zeit an keiner Schule unterrichten."
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