Historiker: Verbot von „Mein Kampf“-Ausgabe ist falsche Symbolpolitik
Ein Verbot von kommentierten „Mein Kampf“-Ausgaben ist nach Ansicht des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) in München verfehlte Symbolpolitik. „Ein Verbot ist nicht mehr als Symbolpolitik“, sagte IfZ-Direktor Andreas Wirsching am Mittwochabend in München.
München – „Und Symbolpolitik am falschen Ort, weil sie nur der Mystifizierung dieses Buches dient.“ Adolf Hitlers Hetzschrift, die er 1924 im Gefängnis in Landsberg verfasste, sei heutzutage ohnehin problemlos zu haben – im Ausland oder im Internet. Die kommentierte Ausgabe, an dem das IfZ seit Jahren arbeite, sei dagegen eine „Anti-Hitler-Schrift“, die den faschistischen Diktator und seine menschenverachtende Ideologie entlarve.
Die Urheberrechte an „Mein Kampf“ laufen Ende 2015, gut 70 Jahre nach Hitlers Tod, aus. Bislang verhinderte der Freistaat Bayern als Rechtsnachfolger des Nazi-Verlages Eher den Nachdruck. Die Justizministerkonferenz entschied am Mittwoch, dass das Buch auch nach dem Ablauf des Urheberrechtsschutzes verboten bleiben soll - zumindest in unkommentierter Form. Wie es mit kommentierten Ausgaben weitergehen soll, dazu äußerten die Minister sich nicht explizit. Im Einzelfall werden wohl Gerichte darüber entscheiden müssen, ob eine Veröffentlichung den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt oder nicht.
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