"Hilfe! Ich ersticke im Müll meiner Mieter“

Vermieterin Angelika L. aus Fürth wurde das Opfer von üblen Dreck-Monstern. Der Schaden in einer einzigen Wohnung: 25.000 Euro.
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Angelika L. ist verzweifelt: Ihr Mieter hat die Wohnung in eine Müllhalde verwandelt.
Klaus Schillinger Angelika L. ist verzweifelt: Ihr Mieter hat die Wohnung in eine Müllhalde verwandelt.

NÜRNBERG - Vermieterin Angelika L. aus Fürth wurde das Opfer von üblen Dreck-Monstern. Der Schaden in einer einzigen Wohnung: 25.000 Euro.

„Das ist noch gar nix hier“, sagt Vermieterin Angelika L., als sie die zugemüllte Wohnung im Dachgeschoss des Hauses in der Waagstraße 1 in Fürth betritt. Überall liegt Müll herum, Kleidungsstücke, Küchengeräte, der Boden ist kaum zu sehen. In der Ecke steht noch ein Kleiderständer mit Klamotten. Es sieht aus, als sei der Bewohner erst seit kurzem weg. Tatsächlich ist er das schon seit über einem Jahr. Angelika L. ist am Ende ihrer Kräfte. Erst vor einem Jahr musste sie eine andere Wohnung im gleichen Haus komplett renovieren lassen. Sie wurde Opfer von Mietnomaden, die keine Miete zahlten. Als Angelika L. dem Pärchen kündigte, hinterließen sie ihrer Vermieterin eine vollständig zugemüllte Wohnung. Der Schaden laut Angelika L., inklusive Entrümpelung, Renovierung und Mietausfall: 25000 Euro. Dabei hatte sich Angelika L. die Wohnung als Investition in ihre Zukunft gekauft: Die Mieteinnahmen sollten ihr einen würdigen Ruhestand gewährleisten.

Doch statt einen entspannten Lebensabend verbringen zu können, musste sie „meterhoch die Katzen-Scheiße“ ihrer Ex-Mieter wegschaufeln. Immerhin: Die ehemalige Mietnomaden-Wohnung ist nun nach Monaten renoviert und wieder gut vermietet – doch für Angelika L. hört der Ärger einfach nicht auf. Sie betreut zur Zeit acht Wohnungen in Fürth – und vier davon sind „vollkommen zugemüllt“ – die Dachabteile sind voll, der Keller ist voll, die Wohnungen stinken und sind bis unter die Decke mit Unrat gefüllt.

Am Samstag traf sie sich mit den anderen sieben Vermietern, um wenigstens ein bisschen Ordnung in das Chaos zu bringen. „Wahnsinn, das ist ja noch viel mehr als vor einem Jahr“, stöhnt einer der Vermieter. In dem Speicher-Abteil unter dem Dach steht ein riesiger Haufen aus zwei Küchen-Herden, einem alten Kühlschrank, Tischen, Truhen, Kleiderständern, Matratzen, Schreibtischen, alten Elektrogeräten, Unrat, Sperrholz. „Wie kann man so was nur machen“, ärgert sich eine. Die Stadt Fürth würde alte Elektrogeräte doch für einen kleinen Obolus abholen. „Warum schleppt man die dann auf den Dachboden?“

Doch die Vermieter haben längst aufgehört, sich zu wundern: „Wir sind schon nicht mehr frustriert, wir sind schon zynisch“, sagt Angelika L.. Und sauer: Sie fühlen sich hilflos, vom Staat ungeschützt: „Das dauert allein ein Dreiviertel-Jahr, bis man vor Gericht die Genehmigung erstritten hat, so eine Wohnung zu betreten“, sagt sie. Viele der Mieter seien vom Sozialamt zugewiesen worden – doch da schweige man zu den Problemen. „Alles was wir hören, ist, dass wir als Vermietergemeinschaft für alles verantwortlich sind.“ Angelika L. zuckt resigniert mit den Schultern, schnappt sich ihren großen Rucksack. Darin: Putzmittel, Staubsauger, Schrubber. Sie muss zu einer weiteren Wohnung – entrümpeln und putzen. „Das bringt mich noch um“, sagt sie. M. Mai

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