Hilfe, Hitze! Was bei hohen Temperaturen im Büro und daheim hilft
München – Sitzen Sie auch statt am Strand im Büro oder gar in der überhitzten Homeoffice-Ecke? Dann sollten Sie für Abkühlung sorgen. Tipps für frischen Wind trotz Hundstagen:
Die Verbraucherzentrale Bayern rät zum Lüften in der Nacht oder am frühen Morgen. "Am effektivsten ist ein Durchzug", sagt Sigrid Goldbrunner, Regionalmanagerin der Energieberatung. Dazu auch Schranktüren aufmachen, weil sich Wärme auch in den Möbeln speichert. Jalousien, Roll- oder Klappläden sollte man tagsüber geschlossen lassen. "Am wirksamsten sind dabei Vorrichtungen, die außen am Haus angebracht sind", sagt Goldbrunner.

Das hat man gerade als Mieter nicht immer in der Hand. Wer also nur auf innenliegenden Sonnenschutz zurückgreifen kann, sollte zumindest auf eine helle oder mit Metall beschichtete Außenfläche achten, so die Expertin.
Zusätzlich kann man auf Sonnenfolien setzen: Reflektierende Folien können laut Goldbrunner direkt auf die Fensterscheiben geklebt werden. So halten sie Hitze ab, verdunkeln aber auch, weswegen eine Rücksprache mit dem Vermieter empfohlen wird. Auch die Wärmedämmung sollte man prüfen: Die Verbraucherzentrale Bayern rät dazu, den Zustand des gesamten Gebäudes zu betrachten und "eine sinnvolle Reihenfolge der Maßnahmen" festzulegen. Dabei kann die Energieberatung der Verbraucherzentrale unterstützen.
22 Prozent der Arbeitnehmer in Bayern fühlen sich durch Hitze stark belastet
Wer im Büro arbeitet, kann weniger selbstständig vorbeugen. Dabei sind viele Arbeitnehmer von Hitze im Job betroffen: In Bayern sind es 22 Prozent, die sich stark belastet fühlen, ergab der DAK-Gesundheitsreport 2024 für Bayern – das sind etwa 1,7 Millionen Menschen. "Hitze ist das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko – auch für die Beschäftigten", sagt Sophie Schwab, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Bayern.
Besonders stark betroffen von Hitze im Job zeigen sich demnach ältere Arbeitnehmer ab 50 Jahren (28 Prozent) und Menschen mit einer chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankung (31 beziehungsweise 29 Prozent). In ihrer Leistungsfähigkeit leicht eingeschränkt sehen sich 59 Prozent der Befragten, eine deutliche Einschränkung bemerken 13 Prozent. Bei steigenden Temperaturen treten zudem laut DAK mehr Arbeitsausfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf.
Nur 21 Prozent können eine Siesta einlegen
78 Prozent können an ihrem Arbeitsplatz für Verdunkelung sorgen, 69 Prozent bekommen geeignete Getränke angeboten. Eine Siesta wie in mediterranen Ländern üblich können dagegen nur 21 Prozent einlegen – wobei 40 Prozent daran auch kein Interesse haben. Dabei sei das sinnvoll, findet der DGB-Bayern-Chef Bernhard Stiedl: "Angesichts des Klimawandels werden extreme Temperaturen künftig auch in Deutschland eher die Regel als die Ausnahme sein. Hierfür braucht es Lösungen", fordert der Gewerkschafter.
Früher mit der Arbeit zu beginnen und über die besonders heißen Mittagsstunden eine Siesta nach dem Vorbild südeuropäischer Länder einzulegen, könnte – wenn es die Arbeitssituation hergibt – eine solche sein. "Betriebe müssen zeitnah alle Arbeitsprozesse und -abläufe an Hitzeperioden anpassen und Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiterschaft ergreifen", fordert auch Volker Nürnberg, Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement.
Bayern sei dabei aber auf einem guten Weg, hält die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft – entgegen. Viele Unternehmen hätten gute Betriebs-individuelle Modelle zum Schutz bei Hitze entwickelt.

"Hitzefrei" kann nicht verlangt werden
"Möglich sind zum Beispiel organisatorische Maßnahmen wie die Nutzung von Gleitzeitregelungen, die Lockerung von Bekleidungsregeln, sofern vorhanden, oder die Bereitstellung geeigneter Getränke", schildert vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. "Gleichzeitig gilt, dass auch bei hohen Temperaturen die Arbeitspflicht nicht entfällt."
Einschränkungen bei der Temperatur müssten dann hingenommen werden: Zwar seien Unternehmen bemüht, diese nicht über 26 Grad Celsius steigen zu lassen. Arbeitnehmer könnten aber "weder klimatisierte Räume noch ‚Hitzefrei' verlangen", so Brossardt. Es müssten jedoch "Fenster oder Glaswände, durch die es zu einer deutlichen Erhöhung der Raumtemperatur kommen kann, mit geeigneten Sonnenschutzsystemen ausgerüstet werden".
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