Hilfe bei Prostatakrebs
Das Zentrum am Klinikum Nürnberg bietet umfassende Betreuung - und wurde jetzt ausgezeichnet
NÜRNBERG Herbert Werner (Name geändert) fühlte sich fit und gesund. Seine Frau überredete den 65-Jährigen, sich dennoch einmal durchchecken zu lassen. Beim Urologen bekam er völlig unerwartet die Schock-Diagnose: Prostatakrebs – er hatte bereits gestreut! Der Arzt rechnete ihm keine Chancen mehr aus.
Laut Prof. Christian Bornhof, Chefarzt der Urologie am Klinikum Nürnberg, ist dies ein typischer Fall von Prostatakrebs – zu spät entdeckt, nicht mehr behandelbar. Dabei ist am Klinikum ein modernes Prostatazentrum entstanden, das Betroffenen durch eine umfassende Betreuung die bestmögliche Diagnostik, Therapie und Nachsorge ermöglichen will. Dafür bekam es gestern ein Qualitätssiegel.
Prostatakrebs ist tückisch und schwer heilbar. „Das Problem ist, dass die Patienten am Anfang keinerlei Probleme haben. Sie fühlen sich nicht krank“, so Bornhof. Gerade Männer gingen dann erst recht nicht oder zu spät zum Arzt. Experten empfehlen, ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig zur Kontrolle zu gehen! Denn: Prostatakrebs ist die häufigste bösartige Neubildung beim Mann. Jährlich erkranken etwa 50.000. Es ist die dritthäufigste, durch Krebs verursachte Todesart.
Viele brauchen psychologische Hilfe
Zwar gibt es sehr viele Therapiemöglichkeiten – Bestrahlung, OPs, Hormone, Ultraschall, kontrollierte Beobachtung – doch welche im Einzelfall die richtige ist, ist für den einzelnen Arzt oft schwierig zu beurteilen. Diesem Problem will das Prostata-Zentrum begegnen. „Es geht uns darum, Kliniken und niedergelassene Ärzte besser zu vernetzen, über den eigenen fachlichen Tellerrand zu schauen, um so gemeinsam optimale Therapien zu finden“, erklärt Dr. Kian Momeni, teilnehmender Urologe in Nürnberg.
Für Männer ist das Thema Prostata extrem heikel. Besonders nach einer Therapie benötigen viele psychologische Hilfe, die Prof. Wolfgang Söllner, Chefarzt der Psychosomatik am Klinikum, bietet. „Die meisten fühlen sich erst nach der Therapie krank.“ Impotenz oder Inkontinenz können auftreten. Das Selbstwertgefühl schrumpft, Partnerschaften werden stark belastet. Söllner weiß: „Bei einem Drittel dieser Patienten treten dadurch schwere Angstzustände und Depressionen auf.“
Den Betroffenen die Ängste vor dem heiklen wie gefährliche Thema Prostatakrebs zu nehmen – das ist laut Söllner die große Kunst – und erklärtes Ziel des Zentrums. mp
- Themen: