Hier wird der Eltern-Mörder begraben – mit seinen Opfern
Alle Drei wurden gemeinsam mit einer schlichten Trauerfeier beigesetzt. Schrecklicher Verdacht der Polizei: Andreas wollte noch mehr Menschen töten
KITZINGEN Erst der Tod hat sie wieder vereint. Auf dem alten Friedhof in Kitzingen wurden am Donnerstag Andreas D. (17) und seine Eltern beigesetzt. Der Mörder und seine beiden Opfer. Alle drei fanden in einem gemeinsamen Grab ihre letzte Ruhestätte.
Schon Stunden vor der Beisetzung waren die ersten Angehörigen der Familie in der Aussegnungshalle erschienen. Stumm standen sie vor den drei hellen Fichtensärgen, die mit großen weißen Lilien geschmückt waren. Nach und nach kamen dann auch viele Bewohner von Repperndorf, die von ihren Nachbarn Abschied nehmen wollten. Allen stand tiefe Trauer ins Gesicht geschrieben, aber auch unverkennbare Fassungslosigkeit. Wie konnte so etwas Grausames nur geschehen?
Vor gut einer Woche hat Andreas seine Eltern Martin (59) und Erika (50) ermordet. Mit einer Axt schlug er auf sie ein, mit einem Messer zerschnitt er ihre Gesichter. Danach raste er als Geisterfahrer auf der Autobahn frontal in einen Laster. Auch er war sofort tot (AZ berichtete).
Es bleibt die Frage nach dem „Warum“
„Du kannst nicht tiefer fallen“ singen die Trauergäste am offenen Grab. Die engsten Angehörigen werfen Erde und Blumen auf die Särge. Die Großmutter von Andreas wird von zwei jungen Frauen gestützt, als sie an das Grab herantritt. Sie sieht mitgenommen aus. Hinter ihr jagt der Wind die letzten gelben Blätter von einem Ahornbaum. Es ist wie ein Zeichen der Vergänglichkeit.
Nach der schlichten Beisetzungsfeier stehen viele Trauergäste in kleinen Gruppen auf dem Friedhof, sprechen mit gedämpften Stimmen. Das Wort „warum“ ist immer wieder zu vernehmen. Doch eine Antwort darauf hat keiner. Ein paar Minuten später ist der Friedhof wie leergefegt.
Während städtische Arbeiter damit beginnen, das Grab mit Erde aufzufüllen, veröffentlicht die Polizei ihre neuesten Ermittlungsergebnisse. Ein Schock: Andreas wollte nach dem Mord an seinen Eltern offenbar noch weitere schlimme Verbrechen begehen! Einbruchs- und Fesselwerkzeuge, ein Beil und ein Messer, die nach der Geisterfahrt in seinem völlig zerstörten Fahrzeug gefunden wurden, sprechen dafür. Ob er aber in Selbstmordabsicht in den Lkw raste, wird wohl nie mehr eindeutig geklärt werden können.
Ein Bekannter der Familie spricht am Rand der Trauerfeier aus, was viele nur denken: „Das Problem mit Andreas entstand in der Familie selbst. Vor allem seine strenggläubige Mutter führte ein hartes Regiment.“ Andreas galt als hochaggressiv, hatte kaum Kontakte mit Gleichaltrigen. Er war voller Hass auf seine Umwelt – und ein Neonazi. Er wurde auch schon psychiatrisch behandelt. hr
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