Hier wird Bayerns Anti-Corona-Kampf gesteuert

München - Markus Söder und Florian Herrmann haben sie alle vor sich. Manche Köpfe etwas weiter weg und nur klein zu sehen, manche größer, in 16 Kacheln auf einer großen Videowand. Sämtliche Minister sind an diesem Nachmittag zur Videokonferenz zusammen geschaltet, wie so oft in diesen Wochen. Dazu alle Amtschefs der Ministerien.
Die Spitze der gesamten Staatsverwaltung also ist hier virtuell versammelt, manche passen nicht mal mehr auf die Videowand. Und es geht nur um ein Thema: den Kampf gegen das Coronavirus.
Jeden Tag um 14 Uhr geht es um Corona
Hier in diesem schmucklosen Besprechungsraum im ersten Stock der Staatskanzlei, drei Etagen unter dem Ministerpräsidenten-Büro, laufen inzwischen regelmäßig alle Fäden zusammen. Jeden Tag um 14 Uhr, wenn nötig auch sonntags, schaltet sich hier der Katastrophenstab der Staatsregierung zur Corona-Krise zur virtuellen Sitzung zusammen, unter Leitung von Staatskanzleichef Herrmann. Nicht immer, aber regelmäßig, kommt auch Söder selbst dazu. Mindestens immer dann, wenn wieder wichtige Entscheidungen anstehen.
"Wir sind ein Entscheidungsgremium", sagt Herrmann. Hier zeige sich, dass die gesamte Staatsregierung und -verwaltung nun mit vereinten Kräften zusammenarbeite. Sich auf kurzem Weg über die aktuelle Lage und alle relevanten Entwicklungen auf dem Laufenden halten und sofort alle nötigen Entscheidungen treffen – das sei Sinn und Zweck des Katastrophenstabs. "Das funktioniert alles sehr, sehr effizient", berichtet Herrmann. "Und im Katastrophenmodus muss ja auch alles nochmals deutlich schneller und zügiger funktionieren als sonst."
Jeder Minister muss berichten, Aufgaben werden zugeteilt
Der Präsident des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Andreas Zapf muss zu Beginn jeder Konferenz des Katastrophenstabs berichten, ob und wie sich die Situation in den zurückliegenden 24 Stunden verändert hat: Wie viele Neuinfektionen sind registriert worden – und wie viele Tote? Wie viele Genesene gibt es, die das Virus besiegt haben? Und vor allem natürlich: Wie schnell wächst die Zahl der Infektionen? Wird die Kurve flacher, wie alle hoffen? Verlängert sich die sogenannte Verdopplungszeit, in der sich die Zahl der Infizierten verdoppelt? Unter anderem daran lässt sich ablesen, ob all die Beschränkungen, Verbote und Auflagen Sinn ergeben.
Und ja, inzwischen wird die Verdopplungszeit größer. Vor den Schulschließungen am 16. März lag sie bei 2,5 Tagen, am Freitag waren es schon etwas mehr als sechs Tage. Das Virus breitet sich also nun langsamer aus. "Ermutigend", sagt Söder in der Videokonferenz des Katastrophenstabs – mahnt aber sogleich: "Jetzt nicht nachlassen!"
Unzählige Corona-Schalten in Bayerns Kabinett
Und dann geht es auch schon in die Details. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) muss berichten, ob sich die Menschen in Bayern an die Ausgangsbeschränkungen halten. Dann sind Gesundheitsministerin Melanie Huml und Sozialministerin Carolina Trautner dran: Wie ist die Lage in den Krankenhäusern? Welche Maßnahmen müssen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen zusätzlich ergriffen werden, um das Ansteckungsrisiko dort zu minimieren? Und dann geht es, so berichtet Florian Herrmann, eigentlich in jeder Schalte ums Material: Wie viele neue Schutzmasken sind angekommen, wie werden diese verteilt? Wo gibt es Engpässe oder Probleme, die man lösen muss?
Söder hört sich alles sehr genau an - und verteilt dann direkt Arbeitsaufträge: Minister X soll umgehend dies vorbereiten, Minister Y bitte möglichst bald mit jenen Organisationen sprechen. Unzählige solcher Gespräche und Schalten macht der Ministerpräsident im Übrigen selbst, andere Florian Herrmann, andere die zuständigen Fachminister.
Wie lange gelten die Anti-Corona-Maßnahmen?
Ein Ende des Anti-Corona-Kampfs ist noch lange nicht in Sicht. "Das ist ein Marathon, den wir durchhalten müssen", sagt Herrmann. "Wir sind in einer dynamischen Lage, deren Ende aktuell nicht absehbar ist. Es kann niemand seriös sagen, wann das alles zu Ende sein wird." Man müsse die Situation ständig neu bewerten und die Maßnahmen anpassen. Das Ziel beschreibt er sehr klar: "Wir müssen unbedingt vermeiden, dass unser Gesundheitssystem das nicht mehr packt."
Natürlich müssten die Einschränkungen für die Menschen verhältnismäßig sein, betont er. "Aber sie müssen so lange weitergehen, wie es aus wissenschaftlicher Sicht notwendig ist."
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