Hier verläuft die älteste bekannte Straße Bayerns

Auf der herrschte bereits vor über 2.000 Jahren Rechtsverkehr. Was Archäologen noch herausgefunden haben.
von  Ruth Schormann
Die virtuelle Rekonstruktion des Oppidums, eines speziellen Siedlungstyps der Kelten, mit dem hohen Stadttor.
Die virtuelle Rekonstruktion des Oppidums, eines speziellen Siedlungstyps der Kelten, mit dem hohen Stadttor. © Visualisierungen: Link3D

Bayern - Am oberfränkischen Staffelberg haben Grabungen höchst Interessantes über das einstige Leben der Kelten im heutigen Bayern ans Licht gebracht. Wie das Landesamt für Denkmalpflege nun mitteilt, werden alle "herausragenden Ergebnisse" bei einer Tagung am kommenden Wochenende erstmals öffentlich vorgestellt.

Originalgetreue Abbildung des Keltentors

Darunter ist eine virtuelle Rekonstruktion eines beeindruckenden Keltentors, das dank einer präzisen 3D-Technik originalgetreu abgebildet werden kann. Das Tor mit Mauern, die doppelt so hoch wie zwei Männer waren, war - vermutlich als Opfergaben für die Götter - mit 30 Schädeln geschmückt, so die Archäologen. weiter. Eine bislang nicht dagewesene Zahl solcher Schmuckschädel an Keltentoren.

Eine besondere Straße und ein Fußabdruck

Die Funde am Tor, das zwischen 130 bis 40 vor Christus von Westen in die Oppidum-Siedlung "Menosgada" führte, umfassen aber auch die älteste bekannte noch genutzte, künstlich befestigte Straße Bayerns und einen keltischen Fußabdruck, der wohl von einem Bauarbeiter stammt, so das Landesamt.

Einmalig guter Zustand

Einmalig sei der gute Zustand der Mauerreste im Erdreich, die teils bis zu einer Höhe von 1,2 Meter erhalten waren. Laut Forschungsteam haben Bewohner nach heutigem Kenntnisstand das Oppidum wohl selbst in Brand gesteckt, als sie es um 40 vor Christus verließen.

Was aber hat es mit dem riesigen Tor auf sich?

"Alles spricht dafür, dass der Adel, der auf dem Gipfelplateau des Staffelbergs lebte, mit diesem Tor zeigen wollte, was er sich leisten konnte. Es ist eine Demonstration seines Reichtums und des hohen Stands der Technik", meint Grabungsleiter Markus Schußmann.

Wie sind die Forscher an all diese Informationen gelangt?

Reinste Detektivarbeit! Anhand der Spuren, die etwa die Fundamente, das verkohlte Holz des Tores und die eisernen Nägel und Beschlagbänder im Boden hinterließen, rekonstruierten die Archäologen den mutmaßlichen Aufbau der Anlage.

Ein Blick in die vorchristliche Vergangenheit

Generalkonservator Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, sagt dazu: "Das Keltentor öffnet unseren Blick in die vorchristliche Vergangenheit. Es verrät viel über das Leben der Kelten: zum Beispiel, dass auf der ältesten bekannten Straße Bayerns damals Rechtsverkehr herrschte."

Weiter Infos: www.blfd.bayern.de

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