Hier urteilte die Welt über Nazi-Verbrecher

Das Projekt "Memorium Nürnberger Prozesse" ist noch eine Baustelle - im Herbst wird es zum "begehbaren Exponat"
von  Abendzeitung
Hier wurde Weltgeschichte geschrieben: der Saal 600 des Nürnberger Justizpalastes. Jetzt wird er zum „Memorium“ umgebaut.
Hier wurde Weltgeschichte geschrieben: der Saal 600 des Nürnberger Justizpalastes. Jetzt wird er zum „Memorium“ umgebaut. © dpa

Das Projekt "Memorium Nürnberger Prozesse" ist noch eine Baustelle - im Herbst wird es zum "begehbaren Exponat"

NÜRNBERG An diesem Ort wurde Weltgeschichte geschrieben. Vor knapp 65 Jahren – am 20. November 1945 – begann im Schwurgerichtssaal 600 des Nürnberger Justizpalastes der Hauptkriegsverbrecherprozess gegen Nazi-Größen wie Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß. Ab November wird der Saal zu einem „begehbaren Exponat“.

Zudem wird ein angrenzendes Museum im Dachgeschoss des Justizgebäudes künftig Besucher aus aller Welt über die Prozesse informieren. Viele Film- und Tonaufnahmen gehören zum Bestandteil der Ausstellung. Zwei Bänke, auf denen die Angeklagten saßen, ergänzen die Schau.

„Es gab schon früher Führungen durch den Saal, aber die waren etwas mager“, sagt der Präsident des Oberlandesgerichts, Stefan Franke, bei Besichtigung der Baustelle. Noch sind die Besucherbänke und Pulte der Richter in dem geschichtsträchtigen Raum mit dickem Staub bedeckt.

"Viele Menschen haben das Bedürfnis, den Saal zu sehen"

Mit der Einrichtung des „Memoriums Nürnberger Prozesse“ entstehe erstmals eine umfassende Dokumentation zum Verlauf der Hauptkriegsverbrecherprozesse und deren internationaler Bedeutung“, sagt Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner.

„Obwohl der Saal nicht mehr im Original ist, haben viele Menschen das Bedürfnis, ihn zu sehen“, schildert Projektleiter Hans-Christian Täubrich seine Erfahrungen. Nur noch zwei Tage die Woche soll später dort verhandelt werden. In dem 700 Quadratmeter großen Museum über dem Saal 600 erhalten die Besucher eine Einführung in die Nürnberger Prozesse, den Abschluss bildet der Besuch des Saales selbst. Im vorderen Teil des Museums wird der Hauptkriegsverbrecherprozess gegen die 21 Angeklagten gezeigt. Zudem ermöglicht der Raum einen Blick aufs alte Zellengefängnis, wo die Angeklagten untergebracht waren.

Das „Memorium Nürnberger Prozesse" gilt als Fortsetzung des 2001 entstandenen „Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände“. Projektleiter Täubrich: „In Zukunft soll hier kein Besucher mehr vor verschlossenen Türen stehen.“

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