Hier unterschreibt OB Maly für das neue NS-Museum

Dauerausstellung im Dach des Justizpalastes über die weltbekannten Nürnberger Prozesse. Es geht um den Umbau des Sitzungssaales und der Gebäude zum „Memorium Nürnberger Prozesse“. Die Baukosten von rund 4,7 Millionen Euro wollen sich Freistaat und Bund teilen, für Einrichtung und Unterhalt der Ausstellung kommt die Stadt Nürnberg auf.
von  Abendzeitung
Im Saal 600 fanden ab 1945 die Kriegsverbrecherprozesse gegen Nazi-Größen statt. Jetzt entsteht ein Museum drumherum.
Im Saal 600 fanden ab 1945 die Kriegsverbrecherprozesse gegen Nazi-Größen statt. Jetzt entsteht ein Museum drumherum. © Klaus Schillinger

Dauerausstellung im Dach des Justizpalastes über die weltbekannten Nürnberger Prozesse. Es geht um den Umbau des Sitzungssaales und der Gebäude zum „Memorium Nürnberger Prozesse“. Die Baukosten von rund 4,7 Millionen Euro wollen sich Freistaat und Bund teilen, für Einrichtung und Unterhalt der Ausstellung kommt die Stadt Nürnberg auf.

NÜRNBERG Einen der geschichtsträchtigsten Orte Nürnbergs sehen zu können, ist bislang schlicht Glückssache. Denn im Sitzungssaal 600 im Ostbau des Justizpalastes an der Fürther Straße, wo 1945/46 die Nürnberger Prozesse gegen die Nazigrößen stattfanden, müssen sich auch heute noch Angeklagte verantworten – wegen Tötungsdelikten. Somit ist der Raum rund 100 Tage im Jahr nicht für Führungen zugänglich. „Das ist für viele Besucher etwas enttäuschend“, sagt Heike Zehntgraf vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. 2007 kamen 40000 Besucher in den Gerichtssaal, davon die Hälfte zu den Führungen am Wochenende.

Als Information dienten bislang einige Fotos aus dem Prozess und Schautafeln. Das soll sich nun ändern. Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) und Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) unterzeichneten gestern einen Vertrag, der eine angemessene Präsentation des Raumes und seiner Geschichte garantieren soll. Dabei geht es um den Umbau des Sitzungssaales und der Gebäude zum „Memorium Nürnberger Prozesse“. Die Baukosten von rund 4,7 Millionen Euro wollen sich Freistaat und Bund teilen, für Einrichtung und Unterhalt der Ausstellung kommt die Stadt Nürnberg auf.

Die Klammer ist geschlossen

„Damit wird der historische Pfad durch die Stadt komplettiert“, betont Maly. Nun sei die Klammer geschlossen zwischen der Darstellung der Reichsparteitage 1935 und der Aufarbeitung des Nazi-Unrechtes unmittelbar nach dem Krieg. „Das ist Teil unserer Geschichtspflege“, sagte Maly. Ab Anfang 2010 soll dann eine Dauerausstellung im Dachgeschoss installiert sein. Auf 700 Quadratmetern wird über Vorgeschichte, Verlauf und Nachwirkungen der Verfahren informiert.

Dabei werden auch wieder Räume zugänglich, in denen die Gefangenen wie Ex-Reichsmarschall Hermann Göring damals in den Prozesspausen gegessen haben.

Und selbst wenn im Saal 600 künftig ein Verfahren läuft, können Interessierte das ganze Jahr über einen Blick hinein werfen – dank einiger in der Decke eingebauter Spiegelglasscheiben. Der Umbau beginnt die nächsten Monate.

Tonbänder und die Bank auf der Heß und andere Nazi-Verbrecher saßen sind da

Für die Konzeption des „Memoriums“ ist Zehntgraf zuständig. Für publikumswirksames Material ist gesorgt. So sei der Kriegsverbrecherprozess von der ersten bis zur letzten Minute auf Tonband festgehalten. Es gebe auch viele Fotos. Allerdings sei das Material weit verstreut: in Archiven in den USA, im Nürnberger Stadt- und im bayerischen Staatsarchiv.

Die Anklagebank, auf der Göring, Heß und andere Nazi-Verbrecher saßen, befinde sich teilweise im Haus der Geschichte in Bonn und dem Deutschen Historischen Museum in Berlin. Zehntgraf will auch in den USA Material sichten. Aber: Alle Informationen über die Kriegsverbrecherprozesse 1945 in Nürnberg auszustellen, sei nicht machbar.

Die Sache geht nicht nur ins Geld: Da im ganzen Ostflügel des Justizpalastes Umbauten anstehen, wie ein Lift bis unters Dach, müssen für 50 Mitarbeiter bis 2010 Übergangsräume gefunden werden. Auch für sechs Richter, deren Arbeitszimmer zu Ausstellungsflächen werden. Auch die drei größten Sitzungssäle des Hauses fallen dann weg. Die Schwurgerichtskammer wird dann im schlichten Saal 128 tagen.

R. Bauer/cis

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.