Hier steht „Jesus“ vor Gericht – leibhaftig!

Der Schreiner (38) hörte sogar Geister-Befehle aus einem Weinkarton...
NÜRNBERG Er fühlte sich oft wie ferngesteuert – auch beim Klauen in einer Aldi-Filiale in Nürnberg: „Nimm den Rotwein mit“, habe ihm eine Stimme befohlen, die aus einem Karton kam. Es sei die Stimme des Heiligen Geistes gewesen. Er selbst habe sich als Gottes Sohn gefühlt. Und so musste das Nürnberger Landgericht die vielen Stationen beleuchten, in denen Schreiner Ewgenij M. (38) alias „Jesus“ sich nicht mildtätig, sondern hemmungslos aufführte: Er klaute, beleidigte – und schlug jeden, der ihm im Wege stand...
Beim Verlesen der langen Anklage wurde es dem Staatsanwalt kurz blümerant. Doch Hilfe war nah: „Jesus“ war mit seinem Arzt erschienen.
Er umarmte er die Polizistin: "Sie war so schön, so blond"
Ewgenij M. , gebürtiger Kasache, fand manches normal, was ihm angelastet wurde. Mit geballter Faust war er auf Klomänner, aber auch auf Polizisten losgegangen, wenn sie ihn zur Rede stellten. Und am S-Bahnhof Schwabach hatte er eine Lehrerin (25) gepackt und ihren Rücken massiert.
Sieben Monate später, nach einem Bier-Diebstahl in einer Tankstelle, umarmte er eine Polizistin („Sie war so schön, so blond“), die ihn mit ihrem Kollegen festnehmen wollte. Er schimpfte und wehrte sich derart, dass ihn erst eine Streifen-Verstärkung mit Pfefferspray niederringen und fesseln konnte.
Und warum hätte er den vom Heiligen Geist empfohlenen Rotwein („Zweigelt“ für 1,79 Euro) zahlen sollen, wo es doch Jesus Christus Blut sei, das ihm Kraft gebe? „Also Ihr eigenes“, stellte Richter Günther Heydner fest. „Das müssen Sie doch nicht klauen, oder?“ Doch der Angeklagte, einschlägig vorbestraft, schien uneinsichtig. Wegen Gemeingefährlichkeit aufgrund von Schizophrenie droht die Unterbringung in der Psychiatrie. cis