Hier spielt der KQV-Boss Schul-Direktor (für 1 Tag)
Peter M. Endres tauscht mit Michael Scholl von der Wilhelm-Löhe-Schule die Rolle und stellt fest: „Ich glaube schon, dass ich auch ein Lehrer sein könnte.“
NÜRNBERG „Wenn sie einen Entschluss fassen, der ziemlich Sch... ist, sagen Ihnen das dann auch ihre Mitarbeiter – oder haben die Angst, den Chef zu kritisieren?“, fragt der 16-jährige Sebastian den Chef der Karstadt-Quelle Versicherungen, Peter M. Endres (55). Denn für einen Tag hat der mit Michael Schopp, dem Direktor der Wilhelm-Löhe-Schule, die Rollen getauscht.
Jetzt steht er im heißen Klassenzimmer vor einer 10. Klasse und redet über Moral in Finanzunternehmen. „Ich habe gute Mitarbeiter. Die trauen sich das schon zu sagen“, antwortet Endres auf die Frage lächelnd. „Ich finde, es muss eine der Stärken eines Managers sein, dass man auch zuhören kann.“
Dann klingelt die Pausenglocke. Der Unterricht mit dem Mann aus der Wirtschaft ist zunächst beendet. Im Direktorenzimmer erklärt Endres den Grund für die ungewöhnliche Aktion: „Uns wurde von sehr vielen Mitarbeitern erzählt, dass die Wilhelm-Löhe-Schule eine besondere Schule sei. Deswegen unterstützen wir sie – und sind dann eben auf die Idee mit dem Tausch gekommen.“ Der liegt auch gar nicht so fern: Endres ist der Herr über rund 2000 Mitarbeiter. Schulleiter Scholl hat 2000 Schüler und 200 Erwachsene unter sich.
Ziel des Jobtauschs sei es, dass die Schüler die Hemmschwelle zur Wirtschaft überwinden – und dass auch die Lehrer einen Einblick in den Berufsalltag gewinnen können, sagt Endres.
Wollen Versicherungen denn nicht nur Geld machen?
Später steht er in der Aula der Schule und stellt sich den kritischen Fragen der gesamten 10. Jahrgangsstufe. Ob Versicherungen denn nicht nur Geld machen wollten, ob es denn nicht so sei, dass sie selten die versprochenen Leistungen liefern und darüber hinaus nur mit der Angst der Menschen spielen?
Endres bleibt locker. „Mit diesem Image-Problem habe ich jeden Tag zu tun“, sagt er. Und erklärt, dass gerade er Wert darauf lege, dass man die Versicherungsverträge auch verstehen muss: „Das ist der Unterschied zu manchen unserer Mitbewerber“, erklärt der Chef der größten Direktversicherung selbstbewusst.
Am Ende seines Schultages sagt Endres, dass er sehr viel Spaß hatte – auch wenn er am Anfang ein wenig nervös war. „Aber ich denke schon, dass ich auch ein Lehrer sein könnte“, sagt er lachend.
Dann geht es in die Karl-Martell-Straße, zum Sitz der Versicherung. Der zweite Teil des Job-Tauschs steht an. Schulleiter Scholl wird durch die „Telesales“-Abteilung geführt. „Das ist schon interessant“, sagt der Schulleiter. „Schule kennt jeder – Versicherungen auch. Aber eben nicht von innen.“
Martin Mai