Hier marschieren die Neo-Nazis

1500 Rechte in der Nordstadt: Schlagstöcke und Pflastersteine - wütender Protest von 5000 Gegnern am Rathenauplatz - 40 Festnahmen.
NÜRNBERG Ganz ging die Rechnung der Stadt nicht auf. Nicht alle zeigten den 1500 Neonazis, die gestern die Nordstadt lahmlegten, die kalte Schulter.
Entlang der Strecke hingen Plakate wie „Kein Platz für Nazis“, während die Ewiggestrigen Parolen wie „Deutschland den Deutschen“ skandierten. Jedoch: Der Protest an den Straßen war gering – abgesehen von Brennpunkten wie Hintermayr-/ Ecke Äußere Bayreuther Straße. Als Autonome hier zu Straßenblockaden aufriefen, griff die Polizei sofort hart durch – auch um zu vermeiden, den Rechten den Weg freiprügeln zu müssen.
„Wer aufruft, macht sich strafbar“, rechtfertigt Polizeipräsident Gerhard Hauptmannl das harte Durchgreifen. Polizisten drängten laut Augenzeugen in die Demonstranten, schnitten die Lautsprecherkabel durch und setzten Schlagstöcke ein. Mehrere Demonstranten erlitten Kopfplatzwunden, neun wurden ingesamt verletzt.
Brennpunkt Hintermayrstraße
Die Hintermayrstraße blieb Brennpunkt, hier flogen die ersten Steine, neun Polizisten wurden beim Einsatz unter anderem durch Steine verletzt.
Die NPD passierte unbehelligt die Strecke. 3000 Polizisten sowie Einsatzwagen prägten das Bild. Manche Anwohner standen kopfschüttelnd an der Strecke, andere schrieen den Nazis ihre Wut entgegen, viele ließ der Aufzug kalt, sie waren vom Straßensperren-Chaos genervt. Das Bürgertelefon klingelte ununterbrochen: Bis Mittag waren es schon 500 Anrufe.
Die NPD agierte wie immer: höhnisch, martialisch, diszipliniert marschierten sie im Schlepptau des NPD-Vorsitzenden Udo Voigt: farblose junge Männer, die den Eindruck machten, man habe sie früher als letzte in die Schulmannschaft gewählt; junge Frauen, die „Nie wieder Israel“ skandierten und ansonsten erschreckend unauffällig wirkten.
Dazu Kinder mit NPD-Fahnen. Und Senioren, alt genug, um sich an das zu erinnern, was die Stadt mit überdimensionalen Plakaten ins Bewusstsein aller rufen wollte: Am dicken Turm und der Fassade der Universa-Versicherung schockierten Fotos aus Konzentrationslagern. Vor dieser Kulisse dann das Aufeinandertreffen: 1500 höhnische Neonazis auf der einen Seite, rund 5000 wütende Gegner auf der anderen, von denen einige Flaschen und Steine warfen. Die aber glücklicherweise auf dem Asphalt landeten. Susanne Will