Hier kämpfen sie um das Leben der Patientin
NÜRNBERG Eilig schieben Pfleger des Nürnberger Südklinikums die Dialyse-Maschine zum Zimmer einer EHEC-Patientin. Der gefährliche Darmkeim hat die 55-jährige Frankfurterin voll erwischt! Die Frau ist eine der 138 schwer Infizierten des unheimlichen Erregers, dessen Gift die Nieren zum Kollaps und das Leben in Gefahr bringt. Seit einigen Tagen liegt sie mit heftigen Bauchkrämpfen und blutigem Durchfall auf der Intensivstation. Die Lage ist ernst!
„Die Nieren der Patientin sind schwer angegriffen“, erklärt Chefarzt Kai-Uwe Eckardt. Ein Dialyse-Gerät tauscht ihr Blutplasma aus und spült so Gift und zerstörte Blutkörperchen aus ihrem geschwächten Körper – mehrere Stunden dauert die Prozedur, die die Intensiv-Patientin täglich ertragen muss. Ob diese Therapie wirklich anschlägt, wissen die Experten momentan noch nicht. Die Ärzte hoffen, damit die Nieren der EHEC-Patientin retten zu können, um ihr eine dauerhafte Dialyse-Behandlung zu ersparen.
Das Bakterium kann auch das Gehirn schädigen
Unterdessen wurden im Nordklinikum zwei weitere EHEC-Fälle bestätigt. Ein Ehepaar aus der Region hat sich, wahrscheinlich beim Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern, mit dem gefährlichen Erreger angesteckt. Zwar besteht bei ihnen keine Lebensgefahr – doch der 86-jährige Mann und seine 72-jährige Ehefrau stehen unter ständiger Beobachtung. Das lebensbedrohliche hämolytische-urämische Syndrom, die gefährlichste Form der EHEC-Krankheit, tritt bei etwa 20 Prozent der Infizierten auf. Neben den Nieren kann das Gift des Bakteriums auch das Gehirn der Patienten schädigen. „Die Giftstoffe sorgen für Gefäßverschlüsse, das Gehirn bekommt nicht mehr genügend Sauerstoff“, erläutert Professor Eckardt. Die Folgen: Verwirrtheitszustände, Krampfanfälle, Lebensgefahr. Noch wissen die Experten nicht, was der Auslöser für den schweren Krankheitsverlauf sein könnte. „Vielleicht spielt die Menge der EHEC-Erreger eine Rolle“, vermutet Eckardt.
Um eine weitere Verbreitung der lebensbedrohlichen Darm-Seuche zu vermeiden, gibt es besondere Schutzmaßnahmen: Ärzte und Pfleger betreten die isolierten Räume nur noch in Schutzkleidung, mit Atemschutzmasken und Handschuhen.
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