Hier hetzten Neo-Nazis einen Jungen durch die Südstadt!

Die zwei Täter drohten ihrem dunkelhäutigen Opfer, es umzubringen. Der Bub (16) flüchtete sich in ein Geschäft
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In dieser Straße am Kopernikusplatz flüchtete der 16-Jährige in ein Geschäft, um sich vor den Rechtsradikalen zu verstecken. Hier fand er Hilfe.
Berny Meyer In dieser Straße am Kopernikusplatz flüchtete der 16-Jährige in ein Geschäft, um sich vor den Rechtsradikalen zu verstecken. Hier fand er Hilfe.

Die zwei Täter drohten ihrem dunkelhäutigen Opfer, es umzubringen. Der Bub (16) flüchtete sich in ein Geschäft

NÜRNBERG Es scheint unfassbar. Mitten in der Südstadt, an einem Nachmittag, machen zwei offenkundige Neo-Nazis Jagd auf einen jungen Ausländer (16). Nur dank der Courage einer Geschäftsfrau überstand der dunkelhäutige Bub die rechtsradikale Attacke.

U-Bahnhof Aufseßplatz am Mittwoch um 15.45 Uhr: Im McDonald’s-Restaurant im Verteilergeschoss bestellen zwei Männer Essen. Beide sind 30 bis 35 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß. Einer mit Fast-Glatze trug mehrere schwere Ketten um den Hals. Der andere mit kurzen schwarzen Haaren führte einen großen, schwarzen Hund mit sich. An ihnen lief Halib K.* vorbei. „Es deutet nichts darauf hin, dass der Junge die beiden provoziert hat“, so Polizeisprecher Peter Schnellinger. Doch die Männer pöbeln, sie drohen: „Du Ausländer, hau ab aus Deutschland, sonst bringen wir dich um.“

Der Junge – er hat einen deutschen Pass – bekommt Angst, verlässt die U-Bahn Richtung Kopernikusplatz. Die Männer folgen ihm. Eine McDonald’s-Angestellte: „Der Hundehalter versuchte noch, den anderen aufzuhalten. Doch der stürmte schon zum Ausgang.“ Der Junge dreht sich um, sieht die beiden Männer, der Aggressivere hat ein dunkles Mountainbike dabei.

Üble Drohung: "Wir schlitzen dir die Kehle auf"

Der 16-Jährige flüchtet sich in ein Geschäft, versteckt sich dort mehrere Minuten. Dann glaubt er, die beiden hätten sich verzogen und verlässt den Laden. Doch auf der Straße stehen die beiden Männer noch. Sie beleidigen und bedrohen ihn weiter. Halib K. rennt in ein weiteres Geschäft. Die Chefin: „Der Junge stürmte herein, versteckte sich hinter dem Tresen und bettelte ,Helft mir!’.“

Dann brach der Terror erst wirklich aus. Die Zeugin: „Die Männer drückten sich an meine Schaufensterscheibe. Einer presste seinen freien Oberarm dagegen: Auf der Innenseite war ein großes Hakenkreuz tätowiert.“ Auf das habe der Mann mehrmals gedeutet und sei mit einer unmissverständlichen Geste mit seinem Daumen über seine Kehle gefahren. Nach dem Motto: Wir schlitzen dir die Kehle auf.

Verängstigt schrie die Chefin nach ihrem Mann, nachdem die Täter Anstalten machten, durch die Tür zu kommen. Der Ehemann drängte die Angreifer zurück, schrie sie an – tatsächlich hauten sie ab. Die Polizei fahndet nun vor allem in der Südstadt nach den beiden. Die Ermittlungen bei dieser politischen Tat hat derweil das Kommissariat für Staatsschutz der Nürnberger Kripo übernommen.

Der Überfall erinnert an die Prügel-Orgie im April im U-Bahnhof Plärrer. Neo-Nazi Peter R. (24) hatte den Deutsch-Kurden Birol B. (17) fast totgetreten. Peter R. wird sich bald vor Gericht verantworten müssen (AZ berichtete).S. Will

*Name geändert

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