Hier gibt’s keine Schlaglöcher
„Straßen-Karies“ ist in Rednitzhembach kein Thema. Großflächige und unkonventionelle Sanierungsstrategie
NÜRNBERG/REDNITZHEMBACH So mancher Straßenzug in Nürnberg verdient derzeit den Namen „Straße“ nicht – Buckelpiste wäre angebrachter. Der Winter hat in diesem Jahr zugeschlagen wie selten zuvor: Tausende Schlaglöcher halten die zuständige Behörde SÖR in Atem – und bringen so manchen Autofahrer auf die Palme. Denn kaum sind die Löcher gestopft, brechen sie auch schon wieder auf! Das ist auch Ronald Höfler, Vize-Werksleiter von SÖR, bewusst: „So eine Reparatur kann einen Tag halten – oder auch zwei Jahre.“ Er plädiert deshalb fürs Umdenken – weg vom schnellen Flickwerk: „Sinnvoll wäre eine Sanierungsstrategie.“
Anregungen für eine solche könnte sich Höfler quasi in der Nachbarschaft holen. Denn Schlaglöcher sind in der 7000-Einwohner-Gemeinde Rednitzhembach schon lange kein Thema mehr! Die 42 Ortskilometer Straße sind tiptop in Schuss. Der parteilose Bürgermeister Jürgen Spahl: „Zu Beginn meiner Amtszeit haben auch wir nur ,Flickschusterei’ betrieben – und einzelne Löcher immer wieder gestopft. Das aber kostete uns pro Loch um die 1.000Euro.“
Unkonventionelle Sanierungsstrategie
Dann entschied er sich, gleich ganze Straßenzüge zu sanieren. Das kostet zwar anfangs deutlich mehr, hält aber wesentlich länger. Und spart somit wiederum Kosten. Eine weitere Ersparnis erreicht Spahl dadurch, dass er die Sanierung der Straßen auf recht unkonventionelle Art und Weise betreibt: „Wir reißen nicht, wie von Ingenieuren gefordert, die komplette Straße auf, sondern fräsen nur die obere Schicht ab und bauen sie wieder neu“, erklärt er. „Das Ingenieurbüro riet uns davon ab. Das wäre nicht der neueste Stand der Technik. Alles würde nach ein paar Jahren wieder aufbrechen. Die Firma lehnte die Haftung ab.“
Inzwischen wurden aber ein Drittel aller Straßen im Ort auf diese Weise saniert. Die erste vor rund elf Jahren. „Und sie hält noch immer – obwohl fast täglich schwere Fahrzeuge wie etwa Traktoren drüber fahren“, freut sich der findige Spahl, der sein Credo „Ausbessern, bevor’s teuer wird“ knallhart durchzieht.
Beim Schlagloch-Kampf kann Spahl auch auf die Mithilfe seiner Bürger zählen. Auf rednitzhembach.de findet sich auf der Startseite der Menüpunkt „Mängelmeldung“. Auch lockere Pflastersteine, verunreinigte Spielplätze oder flackernde Straßenlampen können durchgegeben werden. Innerhalb von zwei Tagen bekommt der Bürger garantiert eine Rückmeldung, wann der Schaden behoben wird. Ein schöner Ansporn. Der aber – würde man das System auf Nürnberg übertragen – sicher einen Serverausfall wegen Überlastung hervorrufen würde...
K. Esberger
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