Hier gehen die Nürnberger am liebsten einkaufen

Studie zur Attraktivität der Shopping-Meilen: Die Karolinenstraße rutscht aus den deutschen Top Ten. Andere 1a-Lagen machten heuer dafür Boden gut
NÜRNBERG War es die Krise, die Nürnbergs Einkaufs-Straße Nummer 1 so arg gebeutelt hat? Die Karolinenstraße ist zwar noch immer die attraktivste Shopping-Meile in ganz Nordbayern – und die Nummer2 in Bayern hinter der Münchner Kaufingerstraße. Doch eine aktuelle Passanten-Zählung der Immobilien-Agentur Jones Lang LaSalle hat ergeben: Nur noch 8775 Kunden bummeln stündlich zwischen Lorenzkirche und Weißem Turm. Vor einem Jahr wurden dort noch 10.700 Kunden gezählt. Die Karolinenstraße schaffte es damit im bundesweiten Vergleich auf den 6.Platz. Heuer rutschte sie nach zwei Jahren in den Top Ten der deutschen Shopping-Meilen auf Rang 12 ab.
In den wichtigsten 170 Einkaufs-Straßen Deutschlands zählten die Immobilien-Experten am Samstag, 10.April von 13 bis 14 Uhr rund 720.000 Shopper. Ergebnis: Die Kölner Schildergasse (13.280 Passanten) ist Deutschlands attraktivste Einzelhandels-Meile, gefolgt von der Hamburger Mönckebergstraße (12.120). Die Münchner Kaufingerstraße, letztes Jahr noch der Primus, fiel mit nur noch 11.905 Passanten auf den dritten Platz zurück (Vorjahr: 14.130!)
Passanten-Frequenz als Momentaufnahme von hoher Aussagekraft
Die anderen Nürnberger so genannten „1a-Lagen“ scheinen von der Mini-Krise der Karolinenstraße profitiert zu haben: In der Breiten Gasse wurden diesmal 6075 Kunden gezählt – eine deutliche Verbesserung (Vorjahr 5675). Das Gleiche gilt auch für die Königstraße, die ihren Passanten-Schnitt von 2635 auf 4425 (!) verbessern konnte. Auch die Kaiserstraße, in den letzten Jahren mit großen Frequenz-Problemen, machte mit 2435 Passanten/Stunde erheblichen Boden gut (Vorjahr 1605).
Die Kunden-Zählerei hat einen handfesten Hintergrund. „Die Passanten-Frequenz ist eine Momentaufnahme von hoher Aussagekraft für die Standortqualität“, sagt Rüdiger Thräne, der Leiter der Einzelhandels-Sparte bei Jones Lang LaSalle. Sie sei ein Indikator für die Umsatz-Chancen und damit entscheidend für Investoren. Außerdem rechtfertigen hohe Frequenzen entsprechende Spitzenmieten.
In Nürnberg werden in der Karolinenstraße, aber auch am Hefnersplatz und am Ludwigsplatz bis zu 135 Euro pro Quadratmeter gezahlt, in der Breiten Gasse bis zu 120 Euro/m2. Deutlich günstiger sind die Läden in der König- und Kaiserstraße zu haben.
Vieles spricht dafür, dass Nürnberg nicht an Attraktivität als Einkaufs-Stadt eingebüßt hat. Die Einzelhandels-Fläche hat im letzten Jahr erstmals die magische Grenze von einer Million Quadratmetern überschritten. Der Einzelhandel hat 2009 einen Umsatz von 3,6 Milliarden Euro gemacht – ein Viertel davon wurde in der Innenstadt erwirtschaftet.
Weiterer Indikator für die Zentralität: Der Einzelhandels-Umsatz pro Einwohner liegt in Nürnberg um satte 40Prozent über dem Bundesdurchschnitt! Die Franken-Metropole ist damit die drittattraktivste Shopping-Stadt Deutschlands – nach München und Düsseldorf. W. Vennemann