Herzschwäche – eine tickende Zeitbombe
Zwei Millionen Menschen leiden in Deutschland an dieser lebensbedrohlichen Erkrankung – oft ohne es zu wissen. Unbehandelt kann sie zu tödlichen Herzrhythmus-Störungen führen
NÜRNBERG Ein tragischer Fall: Der Münchner S-Bahn-Held Dominik Brunner (50) starb letztlich an den Attacken, weil er an einem vergrößerten Herzen litt, das in der Stress-Situation versagte. Kein Einzelfall, viele Menschen leiden an vergrößertem Herzen, ohne es zu wissen. „Im Allgemeinen wird darunter eine Herzschwäche verstanden“, erklärt Professor Stephan Achenbach, (44), Vize-Klinikdirektor der Medizinischen Klinik 2 an der Uni-Klinik Erlangen. „Denn bei abnehmender Pumpleistung kommt es zu einer Vergrößerung des Herzens. Auch wenn sich die Wände des Herzens stark verdicken, wird der Herzmuskel steif, kann nicht mehr so gut pumpen – und so kann sich eine Herzschwäche einstellen.“ Eine tickende Zeitbombe...
Wie viele Menschen leiden darunter?
In Deutschland leiden fast zwei Millionen Menschen an einer Herzmuskelschwäche. Die Häufigkeit nimmt mit steigendem Alter ganz enorm zu, fast zehn Prozent der über 80-Jährigen haben entsprechende Beschwerden.
Wie groß ist ein Herz?
Ein normales Herz ist ungefähr so groß wie eine Faust. Beim Erwachsenen nimmt man an, dass die linke Herzkammer etwa 120 ml Volumen enthält, also weniger als ein Trinkglas. Wenn sie sich auf mehr als etwa 200 ml Inhalt ausdehnt, nimmt die Leistungsfähigkeit stark ab.
Wie misst man das Herz?
Das beste Verfahren ist die Ultraschall-Untersuchung, Echokardiographie genannt. Damit lassen sich Größe und Funktion des Herzens sehr zuverlässig bestimmen. Man braucht dazu allerdings Erfahrung.
Wer ist besonders betroffen?
Von der Herzmuskelschwäche sind vor allem Patienten mit zurückliegenden (nicht selten unbemerkten) Herzinfarkten und mit lange bestehendem hohem Blutdruck betroffen. Bei etwa 80 Prozent aller Patienten mit Herzschwäche liegt eine dieser Ursachen vor.
Warum ist sie so gefährlich?
Patienten mit ausgeprägter Herzmuskelschwäche sind erheblich gefährdet, an plötzlich auftretenden Herzrhythmusstörungen zu versterben. Die Sterblichkeit beträgt bis zu 20 Prozent pro Jahr.
Welche Anzeichen gibt es?
Typische Anzeichen einer beginnenden Herzmuskelschwäche sind Müdigkeit und Luftnot bereits bei geringer bis mäßiger körperlicher Belastung. Denn es wird nicht mehr genug Blut in den Körper gepumpt, um ihn ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Auch Druck auf der Brust kann ein Zeichen sein. Durch Wassereinlagerung kann es zu Gewichtszunahme und zum Anschwellen der Beine kommen. Junge Patienten mit Herzmuskelschwäche haben oft im Alltag nur geringe Symptome
Warum ist die linke Herzkammer besonders betroffen?
Weil sie die wesentliche Arbeit des Herzens leisten muss. Sie pumpt das Blut in den Körperkreislauf und hat deswegen mehr Muskulatur in der Wand als die rechte Herzkammer und die beiden Vorhöfe des Herzens. Wegen der dickeren Wand mit mehr Muskulatur (die maximal 12 mm dick sein darf) ist die linke Kammer zum einen anfälliger für viele Erkrankungen, zum anderen wirkt sich eine Schwäche der linken Kammer besonders dramatisch auf Körper und Leistungsfähigkeit aus.
Wie wird sie behandelt?
Da Herzmuskelschwäche viele Ursachen haben kann, ist es notwendig, diese zu finden und dann effektiv zu behandeln. Ein zu hoher Blutdruck muss eingestellt werden, bei Infarkten muss eventuell mit Herzkatheter behandelt werden. Es gibt viele Medikamente, die Beschwerden bei Herzschwäche lindern. Bei fortgeschrittenem Befund ist es nötig, einen speziellen Schrittmacher einzubauen, um vor Herzrhythmusstörungen zu schützen. Letzter Ausweg ist die Herztransplantation.
Wie kann man vorbeugen?
Gegen angeborene Ursachen der Herzschwäche gibt es zwar keinen Schutz, aber bei den anderen gilt: Schonung bei Erkältungen, wenig Alkohol. Herzinfarkt und Bluthochdruck kann man durch gesunde Ernährung, Abbau von Übergewicht und Bewegung vorbeugen. cis
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