Hertel: Sein teurer Ausstand bei den Tigers

800000 Euro aus der Privat-Schatulle? Allianz der Nachfolger formiert sich
NÜRNBERG Es ist noch keine drei Wochen her, da hatte Günther Hertel den Geldhahn endgültig für abgedreht erklärt. „Wenn einer glaubt, der Hertel zahlt alles, dann hat er sich getäuscht. Künftig stecke ich da kein Geld mehr rein.“ Mit diesen markigen Worten hatte der Alleingesellschafter die Ice Tigers – bewusst, oder unbewusst? – eine Lawine ausgelöst, die wenige Tage später in einem Insolvenzantrag gipfelte. Hektische Hintergrundgespräche, wie das Profi-Eishockey in Nürnberg zu retten wäre, inklusive.
Im vielleicht entscheidenden Plausch mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Volker Böhm ging es darum, ob sämtliche Zahlungsverpflichtungen aus dem Sponsorenvertrag mit der Hertel-Firma Aichinger, ursprünglich nur als „Platzhalter“ auf der Brust angedacht, erfüllt sind. Was auch zu einer Sonderprüfung durch die Deutsche Eishockey Liga (DEL) geführt hatte.
Resultat des Krisen-Gipfels: Der Multi-Unternehmer greift doch noch mal ins Portemonnaie. Laut offizieller Lesart hat sich Hertel „bereit erklärt, den kurzfristigen Finanzbedarf aus privaten Mitteln zur Verfügung zu stellen. Ein Teil der Zahlung erfolgt umgehend, damit fällige Zahlungsverpflichtungen der Ice Tigers gedeckt werden können.“
Und Hertel versichert: „Die Zahllungsverpflichtungen der Firma Aichinger sind vollständig erfüllt. Trotzdem zahle ich nochmals einen Betrag aus eigener Tasche, um einen Beitrag zur Sicherung des Spielbetriebs zu leisten. Nicht zuletzt auch deshalb, damit die Dauerkarteninhaber keine Nachteile erleiden.“ Insider freilich wollen wissen, bei Hertels „Betrag“ soll es sich exakt um jene 800000 Euro handeln, die der Firma Aichinger die Trikot-Werbung wert war. Wie dem auch sei, Günther Hertel hat sich quasi aus seiner Verantwortung bei den Ice Tigers freigekauft.
„Mit diesem Ergebnis und der Einigung mit Herrn Hertel wurde ein weiterer, ganz wichtiger, Schritt für den Erhalt der Ice Tigers erreicht“, frohlockte Böhm. Der Mannschaftsrat wurde umgehend von der neuesten Entwicklung informiert. Was von der Mannschaft „sehr positiv aufgenommen wurde“, wie Sportdirektor Otto Sykora berichtet. „Die Jungs sind sehr erleichtert und werden heute Abend gegen Ingolstadt (19.30 Uhr, Arena Nürnberger Versicherung, die. Red.) alles geben.“ Auch wenn „darüber noch nicht gesprochen“ wurde, ist Sykora überzeugt, „dass die Spieler ihre Gehälter auch in Zukunft wie bisher bekommen werden.“
Werkelt doch im Hintergrund bereits eine ebenso kompetente wie solvente Allianz, um das Nürnberger Profi-Eishockey in der Nach-Hertel-Ära langfristig auf gesunde Beine zu stellen. Mit dem – auch wenn er heftig dementiert – ehemaligen Ober-Tiger Harry Frey als Strippenzieher. Ebenfalls, wenn auch noch inkognito, mit im (Rettungs-)Boot: Arena-Chef und Hertel-Intimfeind Rudolf Schnabel. Gerhard Schmid