Herrlich zart und doch so dunkel

FÜRTH Am Fürther Königsplatz in der Kunst Galerie gastiert seit Freitag eine neue Spezies: Skulpturen aus Stoff - genäht, gequetscht, gedreht, geknautscht, weiß, schwarz, gelb, rosa, als schutzsuchende Wichte oder ineinander versunkene Fellwesen, als schwebende Gaze-Geister oder lüsterne Riesenköpfe aus Kunstleder. Dass Heli Ryhänens Werke in einem Youtube-Video mit unheimlicher Musik untermalt werden, kommt nicht von ungefähr. Ihre Puppen sind alles andere als putzig. Vielmehr sehen sie im besten Fall wie skurrile Trolle aus alten skandinavischen Märchen aus, und im verstörendsten Fall wie Stephen Sommers’ „Die Mumie“ oder das Bild Edvard Munchs „Der Schrei“.
Wer die Künstlerin sieht, die diese geplagten Wesen hervorbringt, muss stutzen: eine gewandte Person in einen fröhlichen Ballonrock, die schelmisch über ihre Arbeit spricht. An ihren Figuren mag sie zum Beispiel, dass sie so schön weich sind, immer ein gewisses Eigenleben behalten. Und auch jetzt, hier in Fürth, sehen sie wieder ganz anders aus als auf Ausstellungen in Tampere, Tallinn oder Hatfield. Woher kommt es denn, dieses Gruselige, Befremdliche in ihren Puppen? Vielleicht aus nordischen Urmythen?
Die Künstlerin lässt sich nicht gerne festnageln, wenn es um die dramatischen Bezüge ihrer Kreaturen geht. Gut so, denn auf diese Weise können sie unter Titeln wie (frei übersetzt) „Verkapselung“, „Eine andere Frequenz“, oder „Konservierung“ jedem Zuschauer ihre ganz eigene Geschichte erzählen. Zwei kulturelle Bezüge lassen sich aber schließlich doch noch feststellen: Als Vorbild nennt Heli dem Galerieleiter Hans-Peter Miksch die amerikanisch-französische Bildhauerin Louise Bourgeois. Und ein Buch, das sie sichtlich bewegt hat, ist Sofi Oksanens „Fegefeuer“. Na endlich! Da ist sie dann doch noch, diese herrlich zarte und zugleich so dunkle nordische Kraft!
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Heli Ryhänen: unscharf/ Out of the Blur. Mittwoch bis Samstag 13-18 Uhr, Sonntag und Feiertage: 11-17 Uhr, kunst galerie fürth, Königsplatz 1