Herausforderung in Lücken

„Baustellen“-Bericht im Stadtrat: Die „Fränkische Galerie“ zwischen Kosten-Explosion und ramponierter Depot-Kunst.
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Wird – bedrängt vom Parkhaus – für mehr als fünf Millionen zum Museum umgebaut: die „Kunstvilla“ in der Blumenstraße.
Berny Meyer Wird – bedrängt vom Parkhaus – für mehr als fünf Millionen zum Museum umgebaut: die „Kunstvilla“ in der Blumenstraße.

NÜRNBERG - „Baustellen“-Bericht im Stadtrat: Die „Fränkische Galerie“ zwischen Kosten-Explosion und ramponierter Depot-Kunst.

Der zähe Kampf mit dem Denkmalschutz um Wandbemalungen und Jugendstilfriese hat nicht nur die bisherigen Finanzkalkulationen für die immer noch so genannte „Fränkischen Galerie“ schon in der Planungs-Frühphase aus dem Ruder laufen lassen (von 4,4 Millionen Euro – zwei Millionen davon vom Freistaat – wagt keiner mehr zu sprechen, die Summe tendiert gegen eher sechs Millionen). Mit dem Tauziehen am Bau kippte auch längst der Eröffnungstermin Ende 2009.

Jetzt hat Matthias Strobel, als Herr von „KuKuQ“ auch zuständig für die neobarocke Villa in der Blumenstraße, wohl mindestens zwei Jahre länger Zeit, einen Boden für dieses Fass zu finden. Keiner kann zum jetzigen Zeitpunkt genau sagen, welche Qualität die Kunst hat, die in der Villa mal gezeigt werden soll, wo sie gelagert werden kann und woher Geld für Ankäufe kommt. „Es gibt noch viel zu tun“, sagt Strobel über die zwischen Wünschen und Wollen schwankenden „Baustellen“, die er morgen dem Stadtrat als Zwischenbericht vorlegt.

Nix is fix bei diesem Danaer-Geschenk, das der Zeitungsverleger Bruno Schnell 2007 der Stadt gemacht hat und sich dadurch elegant der Kosten für eine sanierungsbedürftige Immobilie mit schwierigem Grundriss und kaum Erweiterungsmöglichkeit (vorne die Straße, dahinter und daneben das Parkhaus) entledigen konnte. Die „Fränkische Galerie“ soll nun den jahrzehntelangen Ruf nach einer Nürnberger Kunst-Ruhmeshalle erledigen. Erbaut vom Kaufmannssohn Emil Hopf, dann im Besitz der jüdischen Familie Grünfeld und nach der Arisierung Sitz des Straßen- und Flussbauamtes kaufte Schnell 1959 die Villa. Die dann auch pikanterweise ein Stundenhotel war (die Nürnberger Künstlerin Pirko Schröder verbeugte sich davor mit herrlich ranziger Duschkabinen-Installation), bevor der Betriebsarzt des Verlags einzog.

485 Quadratmeter Ausstellungsfläche und 200 laufende Meter Wandflächen soll das „Museum“ für „regionale Kunstgeschichte ab circa 1900“ haben. Nur für welche? Gut, der Nachlass von Toni Burghart wandert in die Villa, auch wohl der von Egon Eppich. Aber die städtische Sammlung (etwa 1500 Werke, darunter die „Bürobilder“ und „WunschBilder“ der jüngsten Zeit; die Kunsthallen-Kollektion wanderte bekanntlich ins Neue Museum) ist nicht elektronisch inventarisiert (es exsistieren nur Karteikarten) und durch das mangelhafte Depot in Thon in einem „schlechten Erhaltungszustand“. Muss also restauriert werden.

Weder dafür noch für ein Depot sind bislang Finanzen in Sicht. Freilich sieht Ellen Seifermann, als Kunsthallen-Chefin für dieses Projekt im KunstKulturQuartier verantwortlich, „viele Sponsorenmöglichkeiten“. Ein Stifterkreis (zu dem neben Schnell auch Peter Kertz gehören), ein Förderverein und ein externer Fachbeirat (u.a. mit Angelika Nollert, Neues Museum, und Akademiepräsident) sollen helfen, Lücken zu schließen und Versäumnisse nachzubessern.

Ein „Kunstpfad“, der von der Kulturmeile in den stillen Winkel führt, will Publikumsströme lenken. Drei „Maßnahmen“ sollen die Magnetkraft erhöhen: 1. keine feste Präsentation, 2. Sonderschauen unterm Dach, 3. die Themen-Achse zum KuKuQ. Eine Besucherschwemme jedoch sei „bei keiner Kunst in Nürnberg“ zu befürchten, wirft Seifermann ein. Himmelfahrtskommandeur Matthias Strobel sieht eine „Herausforderung“: „Aber das war jedem klar.“

Am 10. Juli legt er den Stadträten auch Alternativnamen für „Fränkische Galerie“ vor. „Kunstvilla“ ist sein Favorit. Villa Bruno klänge vermutlich auch zu sehr nach Problemfall. Andreas Radlmaier

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