Heißer Krieg im Drücker-Milieu: Nürnbergs Boss sitzt in U-Haft
Eine Spezialeinheit der Polizei nahm Wolfgang G. fest. Er soll Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben. Mehrere Wohnungen in Nürnberg und Fürth wurden durchsucht
NÜRNBERG/DRESDEN Mit harter Faust und zwielichtigen Methoden hat sich Wolfgang G. (53) in der Drücker-Branche ganz nach oben gekämpft. Doch jetzt haben Sonderermittler aus Sachsen den ungekrönten „Drücker-König“ aus Nürnberg schachmatt gesetzt. Wolfgang G. sitzt seit vergangener Woche in U-Haft.
Wolfgang Klein von der Generalstaatsanwaltschaft in Dresden bestätigt den Zugriff der Spezialeinheit „INES“, die bei organisierter Kriminalität und besonders schwierigen Ermittlungen zum Einsatz kommt. „Wir haben insgesamt zehn Objekte in den Neuen Bundesländern und in Nürnberg und Fürth durchsucht. Zahlreiche Unterlagen wurden sichergestellt.“
Nach Angaben des Behördensprechers sind der Durchsuchung und der Festnahme von Wolfgang G. monatelange geheime Ermittlungen vorangegangen. Es besteht der dringende Verdacht, dass der Boss zahlreicher Drückerkolonnen nicht nur Mitarbeiter um Provisionen geprellt, sondern auch noch Steuern in gewaltiger Höhe hinterzogen hat. Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein. „Der Schaden geht unseren bisherigen Erkenntnissen zufolge in die Millionen.“ Ähnliche Delikte hatten den „Drücker-König“ schon früher hinter Gitter gebracht.
Mit Zeitschriften-Abos, die Kunden mit rüden Methoden an der Haustüre angedreht wurden, hatte Wolfgang G. in den 70er und 80er Jahren Millionen verdient. Damals hatte er sich im Drücker-Imperium von Hans-Peter E. (58) hochgedient, war am Ende dessen Geschäftspartner. Ihr Leben versüßten sich die beiden unter anderem mit Immobilien in Italien, Oldtimern und einer Yacht am Luganer See in der Schweiz.
Der Anfang vom Ende der Männerfreundschaft war der Umstand, dass Wolfgang G. ein eigenes Reich gründete und sich mit seinem Ex-Kumpel einen harten Konkurrenzkampf lieferte. Hans-Peter E. reagierte äußerst unsanft. In einem Prozess vor dem Nürnberger Schwurgericht kam heraus, dass er seinem früheren Geschäftspartner über seinen Bekannten Andreij S. (49) einen üblen Schläger auf den Hals gehetzt hatte. Wolfgang G. wurde von dem mit einer Eisenstange krankenhausreif geschlagen. Danach verlegte Wolfgang G. seinen Geschäftssitz nach Reichenbach im Vogtland, wo er jetzt auch verhaftet wurde.
Helmut Reister
- Themen:
- Polizei