Haus-Explosion: Das Opfer war ein Musicalstar

Bei einer Gas-Explosion fliegt ein Haus in die Luft. In den Trümmern finden die Retter die Leiche eines Mannes. Es handelt sich um den Musicalsänger Martin B.
Thomas Gautier |
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Flammen im Schutt: Ein Feuerwehrmann beobachtet am Morgen die Überreste des Einfamilienhauses.
Th. Gaulke 4 Flammen im Schutt: Ein Feuerwehrmann beobachtet am Morgen die Überreste des Einfamilienhauses.
Ein Bagger trägt Trümmerteile ab. Wegen Einsturzgefahr können die Helfer die Unglücksstelle lange nicht betreten.
dapd 4 Ein Bagger trägt Trümmerteile ab. Wegen Einsturzgefahr können die Helfer die Unglücksstelle lange nicht betreten.
Das teilweise eingestürzte und ausgebrannte Einfamilienhaus in Ingolstadt
dapd 4 Das teilweise eingestürzte und ausgebrannte Einfamilienhaus in Ingolstadt
Das teilweise eingestürzte und ausgebrannte Einfamilienhaus in Ingolstadt
dapd 4 Das teilweise eingestürzte und ausgebrannte Einfamilienhaus in Ingolstadt

Ingolstadt: Bei einer Gas-Explosion fliegt ein Haus in die Luft. In den Trümmern finden die Retter die Leiche eines Mannes in der Badewanne. Offenbar ist es der 46-jährige Musicalsänger Martin B.

INGOLSTADT Die Lawine aus Ziegeln, Glas und Holz hat sich über die Sambergerstraße ergossen wie ein staubiger Auswurf. In den Trümmern liegen ein Ball, ein Lattenrost, ein gelber Zuber. Und eine Leiche.

Auf dem Grundstück dahinter ragt ein verkohlter Turm aus dem Schutt. Eines der Bäder des Hauses – alles, was vom ersten Stock übrig bleibt. Zwischen zwei Wänden steht eine Badewanne. Ein toter Mann liegt darin. Bekleidet. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um den 46 Jahre alten Martin B. Der Sänger, Tänzer und Schauspieler lebte hier mit seiner 81 Jahre alten Mutter in ihrem Einfamilienhaus. Hundertprozentig geklärt ist es noch nicht. Die Leiche wurde am Freitag um 14.30 Uhr in der Rechtsmedizin in München untersucht. Doch alles weist darauf hin, dass Martin B. die katastrophale Gasexplosion nicht überlebt hat.

Die weckt am Freitag um 3 Uhr morgens das ganze Augustinviertel südlich der Ingolstädter Innenstadt. Ein Anwohner hört einen „fürchterlichen Knall“ und schaut durchs Fenster: Das Nachbarhaus ist weg, überall sind Trümmer. Flammen züngeln zwischen Ziegelbrocken und zersplittertem Holz. Überall Rauch. Der Mann ruft die Polizei.

Die kommt zusammen mit 40 Feuerwehrmännern und des Leuten des Technischen Hilfswerks. Sie schweben in größter Gefahr – die Gasleitung des Hauses ist noch an. Erst als die Stadt sie zudreht, kann die Feuerwehr die Flammen löschen. Danach untersucht die Polizei die Trümmer. Dabei wird sie von Rettungshunden der Johanniter unterstützt. Die Suche ist gefährlich, das Haus ist einsturzgefährdet. Ein Bagger gräbt im Schutt, Beamte in einem Polizeihubschrauber sehen sich die Lage von oben an.

Zu diesem Zeitpunkt suchen sie vor allem nach Martin B. Der 46-Jährige ist hier gemeldet. Er geht nicht ans Handy, ist nicht bei Freunden. Alles deutet darauf hin, dass er im Haus ist. Der ausgebildete Musical-Darsteller, der in Darstellungen von „Cats“, „Rocky Horror Picture Show“ oder „Ludwig II.“ mitspielte und im Deutschen Fernsehballett auftrat, bewohnte das Haus in letzter Zeit allein. Seine Mutter ist laut Polizei seit kurzem in einem Altenpflegeheim.

Um 11.30 sichtet die Hubschrauber-Besatzung die Leiche in der Badewanne. Die Polizei birgt sie mit Hilfe eines Hebekrans. Laut Polizei ist es nicht ausgeschlossen, dass der Mann durch die Detonation in die Wanne geschleudert wurde.

Warum das Haus in die Luft geflogen ist, weiß keiner so genau. Vieles spricht für eine Gasexplosion, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Ob es sich um einen Unfall handelt oder um Selbstmord, sei zu diesem Zeitpunkt völlig unklar. Die Stadt ist der Meinung, dass der Fehler im Haus zu suchen ist. Die Gasleitung war „neu und relativ in Ordnung“, sagt der Sprecher der Kommune, Gerd Treffer.

Drei Nachbarn hat die Explosion erschüttert. Sie stehen unter Schock und müssen ins Krankenhaus. Anneliese S., die neben dem zerstörten Haus wohnt, geht es gut – „zumindest körperlich“. An ihrem Haus sind Fenster und Türen zerstört, „und wir müssen unser Dach untersuchen lassen. Das vom Haus auf der anderen Seite ist jedenfalls kaputt“. Anwohnerin Erika Schweiger findet, die Sambergerstraße sehe aus „wie im Krieg, wenn eine Bombe fällt“. „Ich bin ganz schön geschockt“, sagt sie. „Das war schon schlimm – so kurz vor Weihnachten“.

 

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