Hatte Beate Zschäpe Helfer in Bayern?
München – Die rechte Terrorgruppe NSU hatte bei ihren fünf Morden in Bayern nach Einschätzung von Extremismusexperten vermutlich Unterstützung prominenter bayerischer Neonazis. Für eine mögliche Verstrickung bayerischer Rechtsextremisten sprächen „einige Indizien“, sagte der Politikwissenschaftler Steffen Kailitz am Dienstag im NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags.
Kailitz nannte vor allem die Kameradschaft Süd, die von dem selbst wegen Terrorismus verurteilten Neonazi Martin Wiese geleitet wurde, und die Fränkische Aktionsfront. München und Nürnberg seien bevorzugte Tatorte gewesen, weil beide Städte „Führerstädte“ Hitlers gewesen seien. Es sei unwahrscheinlich, dass die NSU-Mörder „gänzlich ziellos“ zu ihrem ersten Mord nach Nürnberg gefahren seien.
In den 1990er Jahren nahmen die zwei späteren NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos nach Angaben von Kailitz an mehreren Neonazi-Veranstaltungen in Bayern teil. Die späteren Morde seien möglicherweise von einem „Netzwerk von Kameraden vorbereitet worden, nicht nur von einer kleinen dreiköpfigen Gruppe. So sei einer der Morde in München nur 100 Meter von der Wohnung Wieses entfernt verübt worden, die als „inoffizielles Heimatquartier“ der Kameradschaft Süd gedient habe.
Die Terrorgruppe hatte in Bayern fünf ihrer zehn Morde verübt. Der Berliner Wissenschaftler Hajo Funke sieht vor allem ein Versagen des bayerischen Verfassungsschutzes. Bereits in den 90er Jahren seien rechtsextreme Gewalttaten organisiert und geplant gewesen und keine Spontantaten, wie vom Verfassungsschutz angenommen. „Das war eine fatale Fehleinschätzung“, sagte Funke.
Auch die Journalistin Andrea Röpke berichtete über mehrere Besuche von Mundlos, Böhnhardt und des dritten NSU-Mitglieds Beate Zschäpe in Bayern.