Hat der Hochwasserschutz versagt?

Alle Jahre wieder – kaum ein Sommer in der jüngeren Vergangenheit in Bayern ohne Hochwasser. Und obwohl für Hochwasserschutz viele Millionen Euro ausgegeben werden, überfluten die Wassermassen jetzt erneut eine ganze Region, zerstören die Existenz von Menschen und fordern sogar Tote. Hat der staatliche Hochwasserschutz versagt? Das fragen sich am Tag nach der verheerenden Naturkatastrophe nicht nur die Betroffenen.
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Der Mensch ist mit schuld am Hochwasser, sagen Experten. Durch die intensive Nutzung einst unberührter Rückzugsflächen wie etwa Auwälder entlang von Flüssen hat er das Schadensausmaß noch verstärkt. „Heute liegen in den Talauen trotz der immer wiederkehrenden Hochwassergefahr unsere bevorzugten Siedlungs-, Verkehrs- und Gewerbeflächen“, merkt das bayerische Umweltministerium an.
So verläuft die Autobahn von Regensburg nach Passau streckenweise parallel zur Donau. Prompt wurde beim Hochwasser vor genau drei Jahren die A3 im Raum Deggendorf überflutet. Auch Unternehmen werden wegen der guten Erreichbarkeit dort angesiedelt.
Hochwasserschutzprogramm: 2,3 Milliarden Euro bis 2020
2001 verabschiedete das bayerische Kabinett ein Hochwasserschutzprogramm, das bis zum Jahr 2020 Investitionen von 2,3 Milliarden Euro vorsieht. Das Geld wird in den Bau natürlicher Wasserrückhalteräume, in technischen Hochwasserschutz und Vorsorgemaßnahmen investiert, wie das Umweltministerium erläutert: „Dabei haben gesteuerte Flutpolder an der Donau eine besondere Bedeutung.“ Unter dem Eindruck des Hochwassers in Passau und Deggendorf wurde das Programm um weitere Millionen aufgestockt.
Das meiste Geld fließt in den Hochwasserschutz entlang der Donau und ihrer Zuflüsse. Nach dem Hochwasser vom Sonntag im Raum Ansbach und der Katastrophe vom Mittwoch rund um Simbach am Inn könnte sich das ändern. Nicht größere Flüsse schwollen dort nach Dauerregen an, sondern harmlose Bäche verwandelten sich innerhalb weniger Minuten in reißende Ströme. Nicht der Inn führte zum Hochwasser, sondern der normalerweise wenige Zentimeter tiefe Simbach, in Triftern war es der Altbach.
Ein Umdenken beim Hochwasserschutz dürfte die Folge sein. Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) deutet es nach ihrem Besuch im Katastrophengebiet bereits an: „Wir müssen künftig auch in Gebieten aktiv werden, die für Hochwasserschäden bisher nicht bekannt waren.“
Finanzminister Markus will zudem das Warnsystem verbessern.